Und hinter dir die Finsternis
sämtliche Türschlösser auswechseln lassen, sodass sie nicht mehr einfach ins Haus kommen konnte, ohne vorher zu klingeln. Eines Abends, die Barrs hatten sich schon verabschiedet, saß ich in Peters Sessel und las, als an der Haustür Sturm geläutet wurde.
Ich eilte zur Tür und öffnete, und Elaine stürzte ins Haus mit vor Wut aufgerissenen Augen, die Hände wie Krallen gekrümmt. Für einen Moment dachte ich, sie wollte mir an den Hals greifen. »Was fällt dir ein?«, schrie sie. »Wie kannst du es wagen, in meinem Haus herumzuwühlen?«
»In deinem Haus herumzuwühlen?« Meine erschreckte Stimme und mein Gesichtsausdruck ließen sie wohl einsehen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach.
Ihre Wut verwandelte sich noch in der nächsten Sekunde in panische Angst. »Kay«, sagte sie. »Oh mein Gott, Kay, es ist verschwunden ! Jemand hat es gestohlen!«
Ich musste nicht erst nachfragen, um was es sich handelte. Peters Smokinghemd, an dem Susans Blut haftete, das Hemd, das ihn unweigerlich als Mörder brandmarken würde, war verschwunden.
60
PAT JENNINGS VERBRACHTE in der Kunstgalerie Walker immer mehr Zeit am Telefon, weil es ansonsten für sie absolut nichts zu tun gab. In den vergangenen Wochen seit dem Streit mit seiner Mutter hatte sich Richard nur sehr selten blicken lassen. Er erzählte Pat, dass er beabsichtige, seine Wohnung zu verkaufen und sich eine kleinere zuzulegen, und dass er auf der Suche nach weniger teuren Räumen für die Galerie sei. »Ich glaube, die große Romanze mit Gina Black ist vorbei«, vertraute Pat ihrer Freundin Trish bei einem ihrer häufigen Telefongespräche an. »Sie hat ein paarmal Nachrichten für ihn hinterlassen, aber Richard hat mir aufgetragen, ihr zu sagen, er sei nicht in der Stadt.«
»Und was ist mit der anderen, dieser Alexandra Lloyd?«
»Ich glaube, die hat’s aufgegeben. Sie hat seit Wochen nicht mehr angerufen.«
»Ist seine Mutter noch einmal da gewesen?«
»Nein, kein einziges Mal. Aber ich glaube, sie hat irgendwas Wichtiges verloren. Heute Morgen ist Richard da gewesen, und ich kann dir sagen, der war vielleicht geladen! Er ging schnurstracks zum Telefon und hat seine Mutter angerufen. Ich hörte ihn brüllen, dass er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hat, weil er sich so über das aufregen musste, was sie ihm gestern erzählt hat. Ich kann ja praktisch jedes Wort verstehen, wenn er so laut spricht …«
»Wann war das?«, fragte Trish.
»Vor ungefähr einer Stunde.«
»Was hat er sonst noch gesagt?«
»Irgendwas darüber, wie blödsinnig es gewesen ist, es im Haus aufzubewahren, und warum sie es nicht gleich am Fahnenmast aufgehängt hat, damit es auch jeder sehen kann. Jedenfalls hat er dann einfach aufgelegt, und sie hat zehn Minuten später noch einmal angerufen. Man konnte ihr anhören, dass sie geweint hatte. Sie sagte, sie wolle nicht mit Richard sprechen. Stattdessen trug sie mir auf, ich soll ihrem Sohn ausrichten, es sei allein seine Schuld, dass sie es einsetzen musste und dass sie es nur seinetwegen im Haus hatte, und außerdem könne er von ihr aus zur Hölle fahren.«
»Was, das hat sie zu dir gesagt?«, sagte Trish atemlos. »Und hast du ihm das ausgerichtet?«
»Ich musste ja wohl, nicht? Er hat nur gesagt, er kommt heute nicht mehr, und dann ist er rausgerauscht und hat die Tür hinter sich zugeknallt.«
»Das ist ja glatter Wahnsinn!«, rief Trish. »So einen interessanten Job wie du möchte ich auch mal haben, Pat. Das ist einfach faszinierend, mit so Leuten wie den Carringtons zu tun zu haben. Was glaubst du, was Elaine verloren hat?«
»Vielleicht Schmuck oder so was«, mutmaßte Pat. »Oder einen Schlüssel zum Carrington-Vermögen. Den könnte Richard sicher ganz gut gebrauchen.«
»Vielleicht war es ein Zettel mit einem todsicheren Pferdetipp«, schlug Trish vor.
Beide mussten lachen.
»Halt mich auf dem Laufenden!«, mahnte Trish, bevor sie auflegte.
61
»BEI DER ANHÖRUNG HAT Peter durchaus deutlich machen können, worum es ihm geht, Kay«, sagte Conner Banks und fuchtelte dabei mit dem Zeigefinger vor mir herum, um seine Worte zu unterstreichen. »Wir haben eine Kopie des Bandes, auf der zu sehen ist, wie er im Schlaflabor aus dem Bett steigt. Es gibt eine Einstellung, in der er in die Kamera schaut und man deutlich sein Gesicht sieht. Selbst ein Laie kann erkennen, wie glasig und starr sein Blick ist und dass er vollkommen abwesend wirkt. Wenn sie das zu Gesicht bekommen, dann glaube ich schon,
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