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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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wider. »Aber ist ja nicht für lange. Der Countdown läuft. Bald sind wir jemand anders, für immer.«
    Maja nickt und weiß nicht, ob sie sich darüber freuen soll. Manchmal dreht ihr der Gedanke daran auch den Magen herum. Ob Lorenzo entdeckt hat, was sie auf das Auto geschrieben hat? Weiß er, dass sie versucht hat, ihn noch einmal zu sehen? Die Unsicherheit macht sie fast verrückt, zehnmal am Tag muss sie gegen den Wunsch ankämpfen, sich einfach dieses Prepaid-Handy zu nehmen. Nur die Warnung der Kommissarin hält sie davon ab. Zu keinem ein Wort. Ihr Leben kann davon abhängen, dass Sie dichthalten .
    Was Robert Barsch wohl jetzt macht? Versucht er schon, ihre Fährte aufzunehmen? Vielleicht war es ganz gut, dass sie noch mal den Standort gewechselt haben.
    Über ihnen ragen nackte Glühbirnen aus der Decke und es riecht in der ganzen Wohnung aufdringlich nach frischer Farbe. Aber die Matratzen auf dem Boden sind so bequem wie ein richtiges Bett, und die Besitzerin hat sogar einen kleinen Fernseher spendiert, den sie im Wohnzimmer auf dem Boden aufgestellt haben. Elias und Maja fläzen sich auf ein paar Kissen und schauen eine Sendung nach der anderen. Bücher haben sie hier keine. Ab und zu kramen sie ein Spiel heraus, reden, kochen etwas aus den Vorräten, die die Frau vom Weißen Ring ihnen besorgt hat. Lila zwingt Elias, wieder mit dem Flöteüben anzufangen – damit durfte er im Haus von Frau Singerl aussetzen, aber hier hört es ja außer ihnen niemand.
    Die Stunden fließen ineinander, werden zu Tagen. Lila lässt sich in der Stadt das Tattoo entfernen, Maja muss ihr lange zureden, damit sie überhaupt aus dem Haus geht. Der Schnee schmilzt wieder und zurück bleibt eine kalte graue Welt.
    An Elias’ Geburtstag sind die Highlights ein Schokopudding, ein neues Buch über Naturkatastrophen, das Lila über ihre Kontaktfrau organisiert hat, und ein goldenes Halsband für Superdrache, das Maja aus einer herumliegenden Rolle Messingdraht geflochten hat. Außerdem schenkt sie ihm eine Eulenfeder aus ihrer Sammlung. Immerhin, Elias freut sich wirklich, auf die Eulenfeder war er schon lange scharf.
    Fasching findet ohne sie statt. Wie die Party von Patrick wohl gelaufen ist? Zum Glück kann sie hier nicht ins Internet, die Versuchung wäre zu groß, auf Facebook mal nachzusehen, wer welches Kostüm anhatte. Maja vermisst sie alle: Martina, Cheyenne, Natascha und Patrick. Aber auch der ganze Rest fehlt ihr: ihre Klamotten – wieso nur hat sie den silbergrauen Pulli zurückgelassen? –, ihre Bücher, ihr angesammelter Krimskrams.
    »Was passiert eigentlich mit unseren Sachen?«, fragt sie ihre Mutter.
    »Ich werde Leonie – du weißt schon, meiner Freundin aus Marburg – einen Brief schreiben und ihr eine Vollmacht erteilen, die Wohnung zu kündigen, das Auto abzumelden und alles zu verkaufen«, sagt Lila müde. »Das Geld soll sie behalten. Wir sind dann ja schon weg. Viel ist die Karre sowieso nicht mehr wert.«
    Maja presst die Lippen zusammen. Lilas Freundin soll alles bekommen? Geht’s noch? Ihre Stereoanlage hat sich Maja von ihrem eigenen Geld gekauft und viele der Klamotten auch! Und was wird sie mit Omas Decke anstellen? Aber Maja will nicht herummotzen, ihre Mutter hat es schon schwer genug. Zurzeit schaut sie sich ziemlich viele Kochshows an, das macht sie nur, wenn es ihr schlecht geht und sie sich ablenken will. Sie kocht nie eins der Rezepte nach, sondern wirft am liebsten Dosenravioli in einen Topf.
    Doch die meiste Zeit über beachtet Lila den Fernseher nicht. Sie sitzt auf dem Boden, sodass die langen Locken ihr über die Wangen fallen, und füllt Seite um Seite mit ihrer winzigen, ordentlichen Handschrift.
    »Hey, du meinst es ja wirklich ernst mit deiner Autorenkarriere«, sagt Maja. Trotz allem ist sie beeindruckt von der Entschlossenheit ihrer Mutter. Ob sie es tatsächlich schaffen kann, ein Buch zu veröffentlichen?
    Als Lila aufsieht, treffen sich ihre Blicke. »Natürlich meine ich das ernst, Maja.«
    Spontan sagt Maja: »Wir sollten anfangen, uns mit unseren neuen Namen anzureden. Als Übung. Später dürfen wir keine Fehler mehr machen.«
    »Du, Alissa?«, sagt Elias zögernd.
    »Ja?«, erwidert Maja, ohne eine Miene zu verziehen. Alissa  – wie seltsam das klingt, aber auch irgendwie schön. »Was ist denn, Finn?«
    Sie müssen beide lachen, so bitter ernst die ganze Sache auch ist. »Wieso denn eigentlich Finn und kein anderer Name?«, bohrt Maja nach, und schließlich

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