Und plötzlich warst du wieder da
sparen.“
„Warum sollte ich nicht versuchen, dem wenigstens eine Chance zu geben? Was wir einmal hatten, war nicht so schlecht, Nadia. Das war sogar verdammt gut, finde ich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist lange her, Lucas. Wir sind nicht mehr dieselben, und es ist seitdem zu viel passiert“, sagte sie mit traurigem Unterton.
„Natürlich sind wir nicht mehr dieselben. Aber wir sind nach wie vor verheiratet.“
Er ging in die Küche und füllte zwei Teller mit Hummer, neuen Kartoffeln und Möhrchen. Nachdem er die Teller serviert hatte, holte Lucas noch schnell Butter und einen Brotkorb. „Du magst doch Hummer, oder?“, fragte er, während er zum Tisch ging.
„Ja, sehr.“ Nadia hielt noch immer einige Schritte Abstand, als wäre sie auf dem Sprung und wollte jederzeit die Flucht ergreifen.
„Pass auf, die Teller sind höllisch heiß.“ Er rückte ihr den Stuhl zurecht, aber Nadia rührte sich nicht von der Stelle. „Bist du eigentlich noch immer so verrückt nach Schokolade wie früher?“
Nadia nickte.
„Dann habe ich genau den richtigen Nachtisch für dich. Wenn die Zeit dafür zu knapp wird, können wir ihn ja essen, während wir uns die Hochzeit ansehen. Ich kann auch versuchen, deinen Laptop mit dem Fernseher zu verkabeln. Dann haben wir einen größeren Bildschirm.“
Zögernd trat Nadia näher und setzte sich. Als er die Champagnerflasche öffnete und der Korken knallte, drehte Nadia sich um. „Gibt es etwas zu feiern?“
„Dass ich dich wiedergefunden habe, ist doch Grund genug, oder nicht?“
Lucas wunderte sich über sich selbst. Er hatte das, ohne nachzudenken, einfach so dahingesagt. Und während er die Worte ausgesprochen hatte, war ihm bewusst geworden, dass es nicht nur eine Floskel war. Machte er sich etwas vor? Natürlich freute er sich darüber, Nadia wiederzusehen – oder steckte mehr dahinter?
Sie würden nicht mehr zusammenkommen, das stand für Lucas fest. Sich wieder in Nadia zu verlieben, war ein Ding der Unmöglichkeit. Das Thema Liebe war für ihn ohnehin vorerst abgehakt. Außerdem war die Übernahme von KCL sein erklärtes Ziel. Wenn Nadia das erst herausbekam, würde sie sowieso nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
Er schenkte den Champagner ein und setzte sich an den Tisch. Was sie ihm am vergangenen Abend erzählt hatte, machte ihn neugierig. Lucas wollte alles von ihr wissen. „Was ist eigentlich aus deinen Plänen geworden, die New Yorker Modewelt auf den Kopf zu stellen?“, fragte er beiläufig.
Nadia tat, als wäre sie vollauf mit ihrem Hummer beschäftigt, und ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich habe meine Pläne geändert und mich dann doch für Betriebswirtschaft entschieden.“
„Aber du hattest doch ganze Blöcke voll mit Zeichnungen und Entwürfen.“
„Man wird eben ein wenig bescheidener, wenn man erwachsen wird. In der Modebranche hätte ich doch keine Chance gehabt.“
So bescheiden brauchte Nadia gar nicht zu sein. Soweit Lucas es beurteilen konnte, verrieten ihre Modezeichnungen echtes Talent. Er wusste aus Terris Bericht allerdings auch, dass sie ihr Wirtschaftsstudium mit Auszeichnung abgeschlossen und mehr als ein oder zwei Diplome gemacht hatte.
Auch wenn ihre Antwort einleuchtend klang, hakte Lucas nach: „Dass du ausgerechnet bei KCL angefangen hast, begreife ich einfach nicht. Da musstest du dich doch Tag für Tag mit deinem Vater auseinandersetzen.“
Wieder verstrich Zeit, bevor Nadia etwas sagte. „Mit irgendjemandem muss man sich immer auseinandersetzen. Und warum nicht KCL? Abgesehen davon, dass es für mich nahelag, dort anzufangen, ist KCL eine der finanzstärksten Gesellschaften in der Branche und liegt im nationalen Ranking der Mitarbeiterzufriedenheit weit vorn.“
Lucas wusste, dass die Kincaid-Reederei trotz ihrer unbestreitbaren Finanzstärke einen wunden Punkt hatte. Denn Everett Kincaid hatte noch kurz vor seinem Tod Millionen-Kredite aufgenommen, um fünf neue Schiffe zu finanzieren. Genau diese Forderungen versuchte Lucas gerade aufzukaufen.
Eine Weile aßen sie schweigend weiter, dann wechselte Lucas das Thema. „Dein Vater hat dich, wenn ich das richtig verstanden habe, wegen unserer Heirat dann doch nicht enterbt.“
„Nein. Wahrscheinlich hat er es nicht mehr für nötig gehalten, nachdem er mich davon überzeugt hatte, dass du tot wärst.“
„Du musst spätestens um Mitternacht zu Hause sein, darfst nicht einmal zur Hochzeit deines Bruders nach Miami fahren, darfst keinen
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