Und taeglich grueßt die Evolution
Energie – die Sprache des Nervensystems – umgewandelt wird. Das Innenohr ist mit dem Gleichgewichtsorgan verbunden, das evolutionsbiologisch mit dem Hörorgan aus dem Seitenlinienorgan der Fische entstanden ist. Steigbügel finden sich bereits bei den Amphibien, Hammer und Amboss erst bei den Säugetieren. Entwicklungsgeschichtlich ist das Gehör der Säuger jedoch von dem aller anderen Wirbeltiere verschieden – ein Indiz dafür, dass die letzten gemeinsamen Vorfahren Fische waren.
Hautsinne für Wärme und Kälte, Druck und Schmerz
Der Hautsinn umfasst gleich mehrere Sinne. Unsere Haut beinhaltet nicht nur Rezeptoren für Druck und Vibration, sondern auch für Temperatur und für Schmerz. Letzteren empfinden wir durch freie Nervenendigungen, die unter der Oberhaut in die Lederhaut, das Derma, eingebettet sind. Diese sogenannten Nozizeptoren (auch Nozirezeptoren) werden – etwa bei einer Gelenkentzündung – durch bestimmte Botenstoffe erregt. Die sensibilisierten Nozizeptoren schicken daraufhin vermehrt Impulse ins Gehirn, die dort das Warnsignal Schmerz auslösen.
Die in die Haut eingebetteten »Merkelzellen« und »Meissner-Körperchen« reagieren hingegen auf Berührung, Bewegung und -Vibration. In der behaarten Haut finden sich zudem noch Haarfollikel-Sensoren, die Bewegungen der Haare vermitteln, wie sie beispielsweise auftreten, wenn uns jemand vorsichtig in den Nacken pustet. Die sogenannten Pacini-Körperchen beherbergen extrem empfindliche freie Nervenendigungen, die wichtige Informationen über textuierte Oberflächen liefern. Bei Hunden und anderen Säugetieren spielen Haare für den Tastsinn eine wichtige Rolle. Besonders ausgeprägt ist diese Funktion bei den Barthaaren, die mit empfindlichen Nervenzellen ausgestattet sind.
Geschmacks- und Geruchssinn
Der menschliche Geschmackssinn resultiert aus dem komplexen Zusammenspiel verschiedener Sinnesmodalitäten. Ohne unser Geruchssystem wären wir nur in der Lage, zwischen den vier Grundgeschmäckern salzig, sauer, süß und bitter zu unterscheiden. Der Geschmack hat vor allem die Aufgabe, Nahrungsmittel zu bewerten, damit keine schädlichen Stoffe aufgenommen werden, sondern nur solche, an denen es dem Körper mangelt. Bittere Stoffe weisen auf giftige Speisen hin, süße hingegen auf nahrhafte. Die Geschmacksempfindungen sauer und salzig helfen, den körpereigenen Salzhaushalt zu regulieren. Die Zunge ist mit spezialisierten Sinneszellen ausgestattet, die in Geschmacksknospen und -papillen zusammengefasst sind. Die Informationen über den Geschmack werden von den Rezeptoren über drei Hirnnerven erst zum Hirnstamm und dann über ein Koordinationszentrum, den Thalamus, zum Kortex, dem Ort der Wahrnehmung, weitergeleitet. Von dort gelangen sie zum limbischen System, das eine zentrale Rolle für die emotionalen Empfindungen spielt. Es ist noch nicht klar, ob der Geschmack bereits in der Zunge den vier Grundgeschmäckern zugeordnet wird und dann in spezifische Nervenfasern zum Kortex geleitet wird oder ob erst später aus der Aktivität aller Geschmacksrezeptoren ein Sinneseindruck berechnet wird.
Der mit dem Geschmackssinn eng verbundene Geruchssinn dient im biologischen Sinne nicht nur der Identifikation von Nahrung, sondern auch der von Artgenossen und Feinden. Bei der Wahrnehmung des Bouquets eines erlesenen Weines gelangen beim Menschen flüchtige Duftmoleküle durch eine Schleimschicht, die über dem Riechepithel liegt, zu den eigentlichen Riechzellen, den sogenannten Zilien. Auf diesen Rezeptorzellen befinden sich spezielle Rezeptormoleküle, die die Duftstoffe binden. Die langen faserartigen Fortsätze der Rezeptorzellen, die Axone, werden zunächst an der vordersten Basis des Gehirns, dem Riechkolben, gesammelt und gehen von dort direkt in eine Geruchsregion der Hirnrinde und an die Mandelkerne (Amygdala), die Teil des für die Steuerung von Emotionen wichtigen limbischen Systems sind.
Reproduktionsfaktor Körpergeruch
Dass unser Gehirn viele Gerüche in einen Zusammenhang mit Emotionen und Erinnerungen setzt, ist vermutlich ein evolutionäres Erbe unserer tierischen Vorfahren. Hasen zum Beispiel haben etwa 40 Mio. Duftrezeptoren und einen entsprechend feineren Geruchssinn, der für die soziale Interaktion zwischen den Individuen von großer Bedeutung ist. Der Homo sapiens mit seinen allenfalls 6 Mio. Duftrezeptoren musste hingegen auf einen Teil des Geruchssinns verzichten, um Platz für das Sehen sowie für Emotionen und das Sprechen
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