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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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»Ja, er hat geschrien und geblutet, überall, aber ich habe nicht aufgehört, ich war wie von Sinnen, und dann ist er wieder weggelaufen, ja, zu der Luke da, da runter!« Er lief zu der Luke und rüttelte an dem Griff, aber sie ließ sich nicht öffnen. »Er hat versucht, die Luke aufzukriegen, aber die war abgesperrt, sie ging nicht auf, und als Amir hier kauerte und an dem Ring riss und zerrte, da habe ich ihn getötet.«
    »Wie?«, fragte der Commissaris wieder.
    »Wie schon?« Sharma richtete sich auf und beschrieb vor seinem Bauch einen Halbkreis mit der Kugelschreiberspitze in seiner Faust. »Ich habe ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    »Von vorn oder von hinten?«
    »Von hinten.« Sharma wiederholte den halbkreisförmigen Schnitt mit der Kugelschreiberspitze, und diesmal tat er so, als hielte er mit der anderen Hand Amirs Kopf fest.
    »Und dann ist er gestorben? Hier auf dem Deck?«
    »Ja.«
    »Er ist nicht noch einmal zu sich gekommen und die Treppe hinter dieser Luke hinuntergestiegen?«
    »Nein.«
    »Und Sie waren allein? Niemand war bei Ihnen?«
    »Natürlich war ich allein. Es war dunkel, und ich war allein, und er ist hier gestorben, an dieser Stelle.«
    »Was haben Sie mit dem Messer gemacht?«
    »Das habe ich weggeworfen, ins Wasser.«
    Van Leeuwen sagte: »Wie kommt es dann, dass wir Amirs Leiche im Kielraum dieses Boots gefunden haben? Wie wollen Sie mir erklären, dass unser Pathologe behauptet, es müsse sich um zwei Täter gehandelt haben und dass beide die Schnitte von vorn geführt haben und zwar horizontal, keinesfalls von oben nach unten oder von unten nach oben, weil man mit einem Messer wie der Tatwaffe gar nicht zustechen kann? Wie wollen Sie mit einer vogelschnabelförmig gebogenen Klinge, noch dazu mit einer so kurzen wie der eines Zimtschälers, das alles gemacht haben, was mehr nach einemMärchen aus Tausendundeiner Nacht klingt als nach einem Tathergang?! Wie kommt es, dass nichts von dem sich mit den Befunden unserer Gerichtsmedizin deckt? Wie wollen Sie, ein alter, schwacher Mann, mit einem jungen kräftigen Burschen wie Amir fertig geworden sein, Messer hin oder her? War es nicht eher so, dass Ihr Sohn Shak ihn so zugerichtet hat und dass Sie erst danach hierhergekommen sind, nach Shaks Geständnis? Nachdem er Ihnen den Mord gebeichtet hatte, haben Sie ihm das Messer abgenommen, und mit diesem Messer sind Sie hier aufgetaucht, um zu sehen, ob Amir auch wirklich tot war, ob er nicht vielleicht noch lebte und Shak der Polizei ausliefern konnte, und so war es auch, er lebte noch, und deswegen haben Sie Shaks Werk vollendet, Sie haben Amir als Zweiter die Kehle durchgeschnitten, aber der eigentliche Mörder ist Shak!«
    »Nein, so war es nicht! So war es nicht!«
    »Wie war es dann?!«
    »Ich weiß es nicht mehr!« Sharma schrie plötzlich. Er zitterte am ganzen Leib, und es schien, als wäre etwas in ihm gerissen, und dann riss noch etwas, eine Saite nach der anderen. »Ich habe es getan, ich, nicht Shak, aber ich weiß nicht mehr, wie! Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe es vergessen!«
    »Sie waren ja wie von Sinnen!«, brüllte der Commissaris. »Sie sind ein Lügner, Mijnheer Sharma, ein Lügner und ein Betrüger. Sie stehlen uns unsere Zeit und behindern unsere Ermittlungen. Aber was noch schlimmer ist, Sie sind ein Feigling. Ich weiß es nicht mehr! Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe es vergessen! Sie wagen es, sich auf eine Erinnerungslücke zu berufen?! Sie verstecken sich hinter Gedächtnisverlust?! Das ist eine Sünde, Mijnheer! Wissen sie nicht, was es bedeutet, wenn man sich wirklich nicht mehr erinnern kann, wenn man tatsächlich das Gedächtnis verliert?«
    Abrupt hielt er inne. Seine Schläfen schmerzten, und seine Stirn brannte. Er war wütend, und er schämte sich dieser Wut, beides zugleich. Als er wieder leise sprechen konnte, sagte er: »Ich verstehe, dass Sie Angst um Ihre Familie haben. Ich habe auch Angst, aber deswegen lüge ich nicht, Mijnheer. Ich sage die Wahrheit. MeineFrau ist ...« Er unterbrach sich. »Glauben Sie mir, ich weiß, was Angst ist.«
    Er wandte sich ab und ging zur Gangway, wo Hoofdinspecteur Gallo und Brigadier Tambur standen. »Ton, Julika – ihr könnt bezeugen, dass ich mit Mijnheer Sharma einen Lokaltermin durchgeführt habe und dass seine Beschreibung des Tathergangs sich in keinem Punkt mit unseren Ermittlungsergebnissen deckt. Nichts von dem, was er ausgesagt hat, deutet auf ihn als Täter hin. Es gibt keinen Beweis und keine

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