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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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wenn es welche gab, konnten wir nichts beweisen, weil wir immer erst anklopfen mussten, bevor wir zuschlagen durften. Was glauben Sie, wie oft und wie lange ich die Damen und Herren in Den Haag bekniet habe, die Scheuklappen abzunehmen und unsere Kompetenzen zu erweitern, aber die haben immer bloß gesagt, Geduld, Geduld, das muss sorgfältig abgewogen werden, wir brauchen mehr Beweise, und ich habe abgewogen, jahrelang, aber die Beweise konnte ich ihnen so natürlich nicht bringen, sonst wäre ich ja gar nicht erst vor ihnen auf die Knie gefallen! In der Zeit haben die Sharmas und all die anderen einfach weitergemacht, direkt vor unseren Augen, und wir durften zusehen! In diesen ganzen Jahren, in denen die in Den Haag den Daumen nicht aus dem Arsch gekriegt haben, sind Sharma & Sons & Friends & Neighbours & Company hier gediehen wie die Schimmelpilze und haben unser Land mit allem überschwemmt, was zu den schmutzigen Segnungen unserer modernen Zivilisation gehört: Koks aus Kolumbien, afghanisches Heroin, Gras aus Jamaika, ganze Containerschiffe voll mit Ecstasy, Zigaretten, sogar Giftgas, was immer Sie sich vorstellen können, und dabei haben sie sich dumm und dämlich verdient. Es tut mir leid, aber nach all den Jahren desAbwägens und Abwiegens habe ich ein kleines bisschen die Geduld verloren.«
    Der Commissaris nickte. Er trat ans Fenster und blickte durch die Lamellen der Jalousie. Er hielt Ausschau nach einem Fischreiher oder irgendeinem anderen Zeichen, aber er sah nur den Hafen, die Kräne, die Schiffe, alles, was Dekker Tag für Tag erblickte. Er drehte sich um und ging zur Tür. Dabei sagte er: »Ich werde mich morgen früh mit Ihrem Vorgesetzten in Verbindung setzen, damit er eine Untersuchung gegen Sie und Ihre Kollegen De Vries und – wie war der Name noch –«
    »Ten Hart«, sagte Gallo.
    »– Ten Hart einleitet. Übrigens hatten Sie recht, so wie’s aussieht, haben die Sharmas tatsächlich Opium ins Land geschmuggelt, aber nicht der Vater, sondern der Sohn. Nur wird man es ihnen dank Ihres Vorgehens nie beweisen können, weil Amir die Ware gestohlen hat, und jetzt ist sie verschwunden oder jedenfalls nicht mehr an einem Ort, wo man sie mit Sharma & Sons in Verbindung bringen könnte. Und nachdem sie nun aufgescheucht sind, werden sie auch keine neue Lieferung mehr ins Land bringen ...«
    Mit Daumen und Zeigefinger rieb Dekker sich die Augen so heftig, als wollte er sie aus ihren Höhlen drücken. »Man hat mir schon gesagt, dass Sie ein sturer Hund sind, aber ich wollte es nicht glauben. Scheint, als hätte ich mich zumindest da geirrt.« Er stand auf, trat nun seinerseits ans Fenster und wandte dem Commissaris den Rücken zu. »Sie wissen nicht, mit wem Sie sich anlegen, Van Leeuwen.« Wieder klingelte das Telefon. Nach einer kurzen Pause, in der keiner etwas sagte, fragte Dekker leise: »Ach, da fällt mir ein – haben Sie eigentlich je daran gedacht, Ihrer Frau das Leiden zu verkürzen? Das ganze Elend? Sie haben doch eine Dienstwaffe.«
    Der Commissaris spürte, wie sein Herz sich so plötzlich abkühlte, dass er einen scharfen Hustenreiz verspürte. Er blickte Gallo an, um zu sehen, ob er sich vielleicht verhört hatte, und fand denselben Blick in Gallos Augen.
    » Das da am Fenster «, sagte Van Leeuwen zu Gallo, »ist HoofdinspecteurHenk Dekker, wie er gerade den falschen Knopf ge-drückt hat.«
    Gallo zog andere Saiten auf. »Wo waren Sie gestern Nacht zwischen vierundzwanzig Uhr und ein Uhr morgens, Dekker?«
    »Was trinken, mit ein paar Kollegen, hier in Rotterdam«, antwortete Dekker, ohne sich umzudrehen.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Gallo. »Die Kollegen waren Inspecteur De Vries und Inspecteur Ten Hart. Sie waren den ganzen Abend bis in die frühen Morgenstunden zusammen, und keiner hat sich länger als fünf Minuten von den anderen entfernt.«
    »Genau. Woher wissen Sie das?«
    »Was die Sharmas können«, sagte Gallo, »können wir vom Zoll schon lange, oder?«
    Dekker sagte nichts mehr. Er stand einfach nur reglos vor dem Fenster mit der Aussicht auf den Hafen, während die drei Lämpchen an seinem Telefon unablässig blinkten, als warteten dort die körperlosen Stimmen der Geister von Amir Singh, Carien Dijkstra und den anderen, nur ihm bekannten Toten darauf, ihn heimzusuchen.
    Der Commissaris legte die Hand auf die Türklinke. »Erinnern Sie sich noch, was Sie mir bei unserer letzten Begegnung über den Neigungswinkel der Seele gesagt haben?«, fragte er.
    Endlich

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