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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Bedeutung zu unterstreichen. Mit Diamanten drin, die blitzen, wenn Sie lachen.«
    »Hast du mich schon mal lachen sehen?«, fragte der Commissaris.
    Als das Riesenrad hielt, stieg er mit Julika in die erste freie Kabine. Der Kontrolleur verriegelte die Tür hinter ihnen, sodass sie das Abteil für sich allein hatten. Nach ein paar Minuten erklang eine Glocke. Die Kabine löste sich mit einem sanften Ruck von der Plattform und schwebte in die Höhe. Die Verstrebungen des Stahlturms, der die Achse des Rades trug, glitten vorbei. Die Glühbirnen an den Streben tauchten das Innere der Kabine in wechselnde Farben. Van Leeuwen und Julika saßen einander gegenüber und wurden hochgetragen über die Buden, Zelte und Gerüste.
    »Wir verbringen nur etwas Zeit miteinander, mehr nicht«, sagte der Commissaris.
    »Ich weiß«, sagte Julika.
    Gleich neben ihnen drehte sich ein Kettenkarussell, ein hoher Pilz, verziert mit zinnoberroten Neonleisten, schimmernden Rauten und glitzernden Kreisen. Zwischen den Glühbirnen prangten bunte Gemälde von Gebirgen und Seen, Schlössern und Windmühlen, doch je schneller das Karussell rotierte, desto weniger konnte man sehen, man sah nur vorbeifliegende elektrische Glut, die feuerrote Narben in den Nachthimmel schlug.
    »Mir wird schwindlig«, sagte Julika. »Darf ich mich neben Sie setzen?« Sie wechselte auf Van Leeuwens Seite und hakte sich bei ihm unter. Das Getümmel des Kermis lag tief unter ihnen, die Lichter blinkten und flimmerten, und rechter Hand konnte Van Leeuwen die Häuser und Grachten und die Centraal Station sehen und noch weiter über das IJ bis zur anderen Seite der Stadt, in der Amir und Carien gestorben waren.
    In vielköpfigen Pulks schoben sich die Besucher zwischen den Schießbuden und Zuckerwatteständen vorwärts. Über ihren Köpfen trieben Luftballons hin und her. Ein Horrorkabinett und ein Autoscooter bildeten Inseln im Hin und Her der Menschenmenge.
    Plötzlich wusste Van Leeuwen, dass er dort unten war – Hoofdinspecteur Dekker. Vielleicht auch De Vries und der dritte, Ten Hart, aber mit Sicherheit Henk Dekker. Er war da und beobachtete ihn und Julika.
    Die Kabine erreichte den höchsten Punkt der Umdrehung, und das Rad blieb stehen. Staunend presste Julika ihr Gesicht ans Fenster. Dann sah sie Van Leeuwen an, als überlegte sie, ob sie sagen dürfte, was sie nun sagen wollte. »Ich habe mich noch nie in meinem Leben so geborgen gefühlt wie bei Ihnen«, bekannte sie.
    Das Rad setzte sich wieder in Bewegung. Van Leeuwen verspürte ein Beben in der Brust, das nicht nur vom Abwärtsgleiten der Kabine herrührte. Das kann nicht sein , dachte er sofort. Es ist zu spät. Simone ist deine letzte Liebe, darüber bestand Einigkeit. Julika sagte: »Wenn wir unten sind, möchte ich zum Autoscooter. Aber nur schauen, nicht fahren.«
    Inzwischen war es kühl geworden, doch auf den Gesichtern deranderen Besucher lag ein warmer Schimmer. Julika zog Van Leeuwen hinter sich her, begleitet von den Klängen der Kirmesorgeln, der Schlagermusik aus den Lautsprechern und dem Gelärm der Straßenkünstler. Ein Stelzenläufer mit weiß geschminktem Gesicht stolzierte durch die Menge. Ein Feuerschlucker blies Flammenfontänen gegen seine hölzernen Beine. Eine Horde kreischender Kinder stürmte vorbei, bewaffnet mit Lutschern und türkischem Honig. Lärmende Halbstarke torkelten vorbei, Dosenbier in der Hand und Cockneyslang auf der Zunge.
    »Warten Sie mal«, sagte Julika, »ich möchte das Karussell an-schauen.« Sie blieben stehen und sahen dem Karussell zu und den letzten Kindern auf den lackierten Gipstieren, aufgekratzt vor lauter Müdigkeit. Aus den Lautsprechern dudelte Penny Lane , und wieder musste Van Leeuwen an Simone denken, und er dachte, das musst du aushalten; in Zukunft musst du eine Menge solcher Momente aushalten.
    Vom Autoscooter drang das dumpfe Rumpeln der elektrischen Wagen auf dem Metallboden herüber, das stumpfe Geräusch der zusammenprallenden Karts und der rhythmische Beat längst überholter Popnummern. Winzige Blitze zuckten um die Stromabnehmer der kleinen Gefährte. Die Säulen, auf denen die Überdachung der Fahrfläche ruhte, waren mit gelben, blauen und roten Milchglasscheiben verkleidet und von innen beleuchtet.
    Am Rand der Fahrbahn standen Jungen und Mädchen, grinsten und feuerten ihre Freunde an, die zu zweit in den kleinen Scootern saßen und versuchten, Zusammenstöße zu vermeiden oder herbeizuführen. Der Widerschein der Lichter huschte wie

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