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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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kaltes Fieber über ihre jungen Gesichter. Aus den großen Boxen hämmerte die Musik, House of the Rising Sun, Don’t let me be misunderstood, Satisfaction , all die Platten, die schon in gewesen waren, als Van Leeuwen sich zum ersten Mal in einen Autoscooter gewagt hatte. Ab und zu sprang einer vom Personal hinten auf den nächstbesten Wagen, hielt sich mit einer Hand am Stromabnehmer fest und griff mit der anderen ins Lenkrad, wenn sich der Fahrer zu ungeschickt anstellte. Lässig und geschmeidig wechselte der Schausteller von einem Kartzum nächsten, während die Mädchen ihn kichernd beobachteten und die Jungen am Rand des Fahrbodens den Arm um ihre Freundinnen legten.
    »Möchtest du wirklich nicht fahren?«, fragte Van Leeuwen.
    Julika schüttelte den Kopf. »Dann pass mal auf«, verkündete er. Als der nächste Wagen, besetzt von zwei schrill quietschenden Mädchen, dicht an der Rampe vorbeiglitt, setzte Van Leeuwen mit einem Sprung hinten auf den Hartgummistoßdämpfer. Mit der rechten Hand umklammerte er den Stromabnehmer und ließ sich von dem Zweisitzer in das Getümmel der durcheinanderkurvenden Elektrokarts tragen. In der Mitte des Fahrbodens wechselte er geschickt das Gefährt, fuhr ein Stück mit einem Jungen in Lederjacke und Jeans und sprang dann auf einen dritten, dessen Lenker ihn anschrie: »He, was soll das?!«, aber da war er schon weiter, landete mit dem linken Fuß auf dem vierten und streckte den rechten nach dem fünften aus. Da war er wieder, der alte Angeber, der es selbst in seinem Alter noch nicht lassen konnte, vor einem jungen Ding den großen Max zu markieren. Er lachte, suchte Julika mit den Augen und hob die freie Hand, um ihr zu winken.
    Der Mann mit der Baseballkappe und der Sonnenbrille stand schräg hinter Julika, beide Hände in den Taschen seiner Lederjacke. Dekker, schoss es Van Leeuwen wieder durch den Kopf. Sein Wagen wurde gerammt und abgedrängt, er verlor Julika aus den Augen. Dann sah er sie wieder. Sie lachte ebenfalls und winkte zurück. Der Mann mit der Baseballkappe war verschwunden.
    Ein weiterer Wagen prallte gegen Van Leeuwens Gefährt, und der Stoß war hart und fuhr ihm hinauf bis in den Bauch, aber er lachte nur wie vorher. Die Gesichter der Schaulustigen kreisten um ihn, die kleinen robusten Zweisitzer rumpelten vor und zurück. Die Musik ließ sein Herz schneller schlagen, und er fühlte sich jung und stark und geschmeidig wie ein Akrobat. Dann wurde er wieder gerammt, so heftig, dass ihm der Hut vom Kopf fiel.
    Ein schmerzhafter Ruck durchfuhr seinen Nacken, und einen Moment lang packte ihn Zorn. Aber gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich daran, dass Julika ihn beobachtete, und er beherrschtesich und passte den richtigen Moment ab, um sich tief hinunterzubeugen und im Vorbeifahren den Hut vom Boden zu klauben. Triumphierend schwenkte er ihn in der Luft, bevor er ihn unter dem Applaus der Umstehenden wieder aufsetzte. Er sprang ab und lief mit wenigen Schritten über den Metallboden und wich all den naseweisen Burschen aus, die ihn mit ihren Stoßstangen erwischen wollten, bis er endlich schwer atmend neben Julika stand. Sie umarmte ihn so stürmisch, dass ihm der Hut zum zweiten Mal vom Kopf rutschte. Van Leeuwen fing ihn im Fall und drückte ihn ihr wieder aufs Haar.
    »Ich hab doch gesagt, Sie sind ein toller Mann!«, rief sie.
    Der Schausteller, der vor ihm von Wagen zu Wagen gesprungen war, Angeber wie er, näherte sich mit finsterem Gesicht auf einem Kart, den er im Stehen und einhändig lenkte. »He, Sie, das Betreten der Bahn während der Fahrt ist verboten!«
    »Sie haben recht«, sagte der Commissaris. »Entschuldigen Sie, bitte, Mijnheer.«
    Der Schausteller sah aus, als wollte er sich damit nicht zufriedengeben. Doch dann warf er einen Blick auf Van Leeuwens Gesicht, und auf einmal hatte er es eilig, das andere Ende der Bahn anzusteuern.
    »Es ist spät«, sagte der Commissaris zu Julika. »Wenn du die letzte U-Bahn nach Bijlmermeer kriegen willst, musst du dich beeilen. Und such dir das nächste Mal ein anderes Treppenhaus.«
    »Sie sind undankbar«, sagte Julika.
    Van Leeuwen hatte bereits den Weg zur Straßenbahn eingeschlagen. Er ging langsamer, dann drehte er sich zu ihr um und sah, dass sie sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Sie stand nur da, während hinter ihr die Lichter des Jahrmarkts erloschen. »Man hat mir schon alles Mögliche vorgeworfen«, sagte er, »aber das noch nicht!«
    Sie würde es verstehen .
    »Was haben Sie

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