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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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haben euch erpresst, Sharma & Sons , aber nicht nur euch, sondern auch noch andere Firmen, die von Nichtniederländern betrieben wurden. Dabei spielte es gar keine Rolle, ob jemand tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen hat oder nicht. Um keinen oder nicht noch mehr Ärger zu kriegen, haben die meisten bezahlt, richtig? Das ist unsere Hypothese. Du weißt doch, was eine Hypothese ist?«
    Van Leeuwen und Shak begegneten sich auf halber Strecke in der Mitte des Raums, und beide blieben stehen. Shak nickte.
    »Aber warum hat Dekker sich so in Sharma & Sons verbissen?«, fragte der Commissaris. »Weil er wusste, dass Radschiv Moschus geschmuggelt hat?«
    »Das wusste er nicht«, sagte Shak.
    »Warum dann?«
    »Weil wir nicht bezahlt haben«, stieß Shak hervor. »Alle anderen haben bezahlt, aber wir nicht. Die Sharmas haben nicht bezahlt. Das Blut soll mir in den Adern zu Asche werden, wenn ich irgendjemandem auch nur noch einen Cent bezahle , hat mein Vater gesagt. Deswegen wollte Dekker uns fertigmachen, und das hätte er auch getan, weil mein Vater so starrsinnig war, weil sie beide so starrsinnig sind!«
    Der Commissaris sah ihn an, er sah in seine Augen, und zum ersten Mal entdeckte er den Schmerz darin, den Schmerz und die Erschöpfung, die tödliche Müdigkeit. »Wer hatte die Idee, nicht mehr Moschus zu schmuggeln, sondern Rohopium?«
    Shak schwieg.
    »Also du«, sagte Van Leeuwen. »Wer außer dir wusste davon?« »Niemand«, sagte Shak. »Ich dachte, wenn ich das tue, werde ich genug Geld verdienen, um Dekker bezahlen zu können.« »Wie lange ging das schon so?«
    »Nicht lange«, sagte Shak. »Aber lange genug, dass dieser Dekker es herausfand und seinen Anteil haben wollte.«
    »Bloß dass Amir Singh ihm zuvorkam, euch beiden. Dafür musste er sterben. Das war es, was du in der Nacht von Amirs Tod deinem Vater an der Tür seines Wohnwagens gebeichtet hast – den Mord und den Grund dafür, richtig?«
    Shaks Lider senkten sich unendlich langsam, und als sie sich wieder hoben, waren seine dunklen Augen leer. »Nein«, sagte er.
    Der Commissaris nickte, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. Jedes Verhör hatte einen Fluss, einen Rhythmus, und selbst eine Lüge konnte einen näher an die Wahrheit bringen. Er fragte: »Willst du mir erzählen, wie es zu der Tat gekommen ist?«
    Shak zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Amir hat den Stoff gefunden und gestohlen«, sagte Van Leeuwen. »Du hast ihn entdeckt und bist ihm nachgefahren. Auf dem Hausboot hast du ihn gestellt. Dort hast du ihn getötet. Das wissen wir von Mevrouw Halawi.«
    »Sie lügt.«
    »Vielleicht«, räumte der Commissaris ein. »Vorausgesetzt, die halbe Wahrheit ist auch eine Lüge. Bei dem Mord an Mijnheer Singh waren nämlich zwei Täter beteiligt. Wer könnte das wohl gewesen sein – außer dir? Dein Vater? Mirabal?«
    Shak presste die Lippen zusammen. Van Leeuwen lenkte den Fluss in einen Nebenarm. »Was ist mit dem Stoff passiert?«, fragte er. »Ich weiß nicht.«
    »Er ist nicht wieder aufgetaucht?«
    »Nein.«
    »Was hat Dekker daraufhin unternommen?«
    »Er ist zu uns gekommen, in die Firma. Er hat meinen Vater bedroht und unseren Wagen gestohlen.«
    »Den roten Mercedes?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »In der Nacht, als Amir starb –«
    »Als du ihn getötet hast.«
    Shak biss sich auf die Unterlippe.
    Van Leeuwen ignorierte sein Schweigen. »Erzähl mir bitte genau, was sich zugetragen hat.«
    Shak ging zu dem Tisch in der Mitte des Raums und ließ sich auf einen der beiden Stühle sinken. »Ich konnte nicht schlafen«, sagte er leise. »Nach allem, was passiert war ... Irgendwann gegen Morgen hörte ich zwei Wagen auf der Straße, sie kamen schnell näher und hielten mit quietschenden Reifen vor dem Tor. Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Ein Mann sprang aus dem ersten Wagen und fing an, am Tor zu rütteln. Dabei brüllte er: Sharma! Aufmachen! Macht das Tor auf! Ich wusste, wem die Stimme gehörte, sie gehörte Henk Dekker. Ich habe ihn erst nicht erkannt, denn er trug eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille, obwohl es noch dunkel war. Auch aus dem zweiten Wagen stiegen Männer, die ich aber noch nie gesehen hatte ...«
    Der Commissaris hörte zu, und während er zuhörte, sah er Hoofdinspecteur Dekker an dem Tor rütteln, und dann sah er vor sich, wie in Radschiv Sharmas Trailer Licht anging. Der Gewürzhändlerkam aus seinem Wohnwagen. Er war angezogen, so als hätte er nach Shaks Geständnis nicht mehr

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