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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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auf den Beinen und hob die Beine, um
    durch die zusammengedrängten Körper seiner Anhänger
    zu steigen, als wate er durch einen Fluß. Das Blut aus seiner
    Nase war über das ganze Gesicht verschmiert und machte
    es zu einer roten, haßerfüllten Maske, die keuchende Flüche
    hervorstieß. Auch seine verwirrten Anhänger sprangen
    jetzt auf, und gerade als er beinahe durch war, stand einer
    vor ihm auf. Der Riese stieß ihn wütend aus dem Weg, daß
    er vor Holmans Füßen auf dem Bauch landete.
    Holmans Rücken war an das große Schaufenster gedrückt, ebenso die gespreizten Handflächen, und er war bereit, sich abzustoßen. Der andere war nur ein paar Schritte
    entfernt und stürmte auf ihn zu, die Hände halb vorgestreckt, um ihn zu packen. Aber der verwirrte junge Mann
    zu Holmans Füßen krabbelte auf allen Vieren herum, und
    der Blick seines Anführers war so stier auf seine Beute gerichtet, daß er das Hindernis nicht sah. Im letzten Augenblick sprang Holman beiseite, und sein Gegner strauchelte über den Gefolgsmann und schoß kopfüber in die Schaufensterscheibe.
    Holman hörte den Schrei und das Klirren splitternden
    Glases, als der Mann durch das Fenster fiel, hinein in die
    ausgestellten Torten und teuren Pralinen. Schwere Stücke
    der zersprungenen Scheibe fielen aus dem oberen Rahmen
    wie eine Guillotine auf ihn herab, und schnitten ihn in den
    Rücken.
    Holman rannte davon, so schnell ihn die Beine trugen, und jetzt war der Nebel sein Verbündeter, in dessen wattiger Tiefe er Zuflucht suchen konnte. Aber die religiösen Fanatiker nahmen die Verfolgung auf, und mehrere von ihnen
    hatten sich mit langen Glassplittern bewaffnet. Er rannte
    blindlings in den Nebel hinein, angespornt von ihrem Rachegeschrei, war aber nicht so schnell, um aus der Sichtweite seiner Verfolger zu kommen.
    Er wußte, daß die Brücke nicht mehr weit war und betete,
    daß das Regierungsfahrzeug dort auf ihn warten werde.
    Schnaufend erreichte er die Ecke, wo die Straße vom Themsekai abzweigte. Mein Gott, dachte er plötzlich, auf welcher
    Seite würde das Fahrzeug stehen? Konnte es an dieser Ecke
    sein, außer Sicht im Nebel, oder auf der anderen Seite, der
    Brückenecke? Ohne zu zögern rannte er auf die Straße hinaus, erfüllt von der Hoffnung, daß seine Vermutung stimmte. Er konnte sich nicht leisten, lange im Nebel herumzuspringen und den Wagen zu suchen, während die Menge
    der Verrückten ihm so dicht auf den Fersen war.
    Er erreichte die Verkehrsinsel in der Mitte der Straße und
    lief weiter. Nur Glück und sein Überlebensinstinkt konnten
    ihn aus dieser mißlichen Lage befreien. Stehenzubleiben
    und sich umzusehen, wäre völlig sinnlos gewesen; es hätte
    seinen Tod bedeutet.
    Und dann leuchteten vor ihm zwei helle Scheiben auf,
    und hinter ihnen kam der dunkle Umriß eines seltsam aussehenden Fahrzeugs in Sicht. Er hörte das dumpfe Aufbrüllen des Motors, und sah, daß es auf ihn zukam. Es mußte
    der Wagen sein! Es mußte.
    Zu seiner Bestürzung aber wich der schwere Wagen ihm
    aus, beschleunigte und fuhr vorbei. Verspätet erst, und mit
    einem Gefühl von Übelkeit, verstand er die Absicht des Fahrers. Das massige Fahrzeug pflügte in das Rudel seiner Verfolger, schleuderte sie beiseite, zermalmte mehrere unter
    den breiten Rädern. Dann wendete es und kam zu Holman
    zurück. Es schien nicht schnell zu fahren, aber die Reifen
    kreischten, als der Fahrer bremste. Holman mußte beiseite
    springen, um nicht selbst überfahren zu werden.
    Eine kleine Tür in der Seite des Fahrzeugs sprang auf,
    und eine seltsam metallische Stimme sagte: »Verzeihung,
    Sir. Aber Sie sind im Augenblick wichtiger als diese Leute. Ich mußte es tun, es war Ihre einzige Chance. Nun steigen
    Sie bitte ein, wir haben nicht viel Zeit!«
    Holman kletterte an Bord und sah sich einer dick vermummten Gestalt gegenüber, deren Schutzanzug jenen
    glich, die von den Männern in Winchester getragen worden
    waren, aber viel voluminöser und plumper aussah. Der
    Mann trug einen großen Helm, und hinter der dunklen,
    schmalen Visierscheibe waren keine Augen zu sehen. Die
    metallische Stimme drang aus einem kleinen Mundstück in
    der Mitte dieses Helms.
    »Schließen Sie die Tür, Sir. Wir wollen vermeiden, daß
    mehr von dem Nebel oder welche von diesen Irren hereinkommen.«
    Holman tat wie geheißen und wandte sich wieder der Gestalt zu.
    »Wohin bringen Sie mich?« fragte er.
    »Das werden Sie sehen, Sir«, kam die Antwort. »Mein
    Name ist Mason

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