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Unheilvolle Minuten (German Edition)

Unheilvolle Minuten (German Edition)

Titel: Unheilvolle Minuten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Cormier
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zurückkommen? Bereitete er eine große Ankündigung vor?
    Der Kellner räumte die Teller ab. Die Dessert-Karte? Beide schüttelten den Kopf und dann sagte sein Vater: »Warten Sie, vielleicht noch einen Martini. Möchtest du noch eine Cola?«
    Buddy hielt sein halb volles Glas hoch, und dabei musterte er seinen Vater aufmerksamer als je zuvor, versuchte ihn so zu sehen, wie ein Fremder ihn sehen würde. Das Wort, das ihm unmittelbar in den Sinn kam, war: kaputt. Das Gesicht seines Vaters, das er als rosig und schmal und gut aussehend in Erinnerung hatte, sah aus wie von schweren Zeiten gezeichnet. An der Nase und den Wangen waren Äderchen sichtbar, als hätte es unter der Oberfläche kleine Explosionen gegeben. Unterhalb der Augen war das Gesicht aufgedunsen und seine Augen waren nicht nur blutunterlaufen, sondern auch wund, als hätte er zu lange in die Sonne geblickt.
    »Bist du glücklich, Dad?«, fragte Buddy, und noch während er sprach, erschrak er über diese Frage.
    »Was ist denn das für eine Frage, Buddy?«, sagte sein Vater. Ihm war anzumerken, dass er sich überrumpelt fühlte.
    »Ich wollt’s bloß wissen.« Du siehst nicht glücklich aus.
    »Ich weiß nicht, ob wir dazu gedacht sind, ständig glücklich oder traurig zu sein«, sagte sein Vater. »Ich meine, das ist so, als wollte man Fieber messen, ohne dass ein Anlass dazu besteht – nur um zu sehen, ob man Fieber hat.«
    Er redet um die Sache herum, dachte Buddy. Oder vielleicht hat er auch Recht. Warum müssen wir immer glücklich oder traurig sein? Warum nicht einfach sein ?
    »Willst du denn nicht wissen, wie es Mom geht?«, fragte er. Ihn überkam ein Bedürfnis, wild um sich zu schlagen. Er musste etwas sagen, etwas tun.
    »Ich weiß, wie es ihr geht, Buddy«, sagte er mit einem müden Seufzer. »Schlecht. Und ich bin derjenige, der sie unglücklich gemacht hat. Ich denke, ich bin auch manchmal unglücklich.«
    »Warum, Dad? Warum ist all das nur dazu passiert, alle unglücklich zu machen?«
    Sein Vater sah sich im Raum um, suchte Blickkontakt zum Kellner und gab ihm ein Zeichen, dass er seinen Drink haben wollte. »Es passiert nun mal«, sagte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wir sind nicht darauf aus, dass es passiert, aber es passiert.«
    Buddy wagte den Sprung ins kalte Wasser: »Wirst du je wieder zu uns nach Hause kommen?« So sehr kalt war das Wasser gar nicht. Wenn sein Vater manchmal unglücklich war, wollte er vielleicht wieder nach Hause kommen.
    Großes Schweigen. Sein Vater fingerte an seinem leeren Glas herum, schaute sich wieder im Raum um. »Wo bleibt der Kellner?«, fragte er gereizt und trommelte auf die Tischplatte.
    Mit plötzlicher Klarheit erkannte Buddy, dass sein Vater den Drink viel nötiger hatte, als es für ihn nötig war, Buddys Frage zu beantworten. Oder er brauchte den Drink, um antworten zu können. Er dachte an die alte Redewendung: Wie der Vater, so der Sohn. Würde er so werden wie sein Vater, würde er als Erwachsener immer noch trinken, das Gesicht von kleinen Blumen durchzogen? Würde er eines Tages Jane unglücklich machen und selbst unglücklich werden?
    Sein Vater gab seine Suche nach dem Kellner auf und schaute Buddy an. »Nein, Buddy. Ich komme nicht zurück. Ich glaube nicht einmal, dass deine Mutter das wollte oder dass sie mich wieder aufnähme. Es ist wie bei einer zerbrochenen Fensterscheibe, Buddy. Das Glas ist zersplittert. Man kann es nicht reparieren. Da muss man sich eine neue Scheibe besorgen …«
    Es geht hier nicht um Fenster, Dad.
    Das wollte Buddy sagen, aber er blieb stumm, als er sah, wie sein Vater sich drehte und wand, um Ausschau nach dem Kellner zu halten, der ihm seinen Martini bringen sollte. Dabei fingerte er an seinem leeren Glas herum, schaute hinein, ob nicht vielleicht doch noch ein Tropfen darin war, und dann hob er es tatsächlich auf, setzte es tatsächlich an die Lippen, um auch noch den letzten Rest, der darin sein mochte, herauszuholen.
    Er konnte es gar nicht mehr erwarten, dass dieses schreckliche Mittagessen zu Ende ging.
    Jane rief Buddy aus der Telefonzelle in der Eingangshalle der Klinik an, ganz erpicht darauf, ihm die gute Nachricht von Karens Genesung mitzuteilen. Das Telefon klingelte und klingelte.
    Natürlich war Karen noch nicht ganz genesen. Sie war wieder bei Bewusstsein, hatte ihre Beweglichkeit nicht eingebüßt – keine motorischen Ausfallerscheinungen, wie der Arzt sagte – und alle Körperfunktionen (noch ein ärztlicher

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