Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
noch einen Schritt, und noch einen kleinen.
Jetzt, rufe ich in Gedanken laut und schwinge die Beine hoch und gleichzeitig mich nach vorne. Ich drücke die Knie auseinander und bekomme Dennis in die so entstandene Lücke, zwischen meinen Beinen, zu fassen. Er ist von meiner Reaktion vollkommen verblüfft, viel Zeit zum Überlegen, bleibt ihm nicht, denn im gleichen Augenblick zerspringen hinter mir das Glas.
Ansgar springt mit den Füßen voran durch das Fenster und neben ihm weitere Vampire. Er kracht mit seinen Füßen gegen die Kette. Der Haken, den er eben beschädigt hat, bricht ganz durch.
Ich bin frei. Durch den Schwung, den Ansgar mir mitgibt, werde ich mitsamt Dennis nach vorne geschleudert. Das Seil an meinen Füßen reißt entgültig durch – ich hatte schon gute Vorarbeit geleistet. Dennis rutscht zwischen meinen Beinen heraus und fällt auf den Boden. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch, wie sich Ansgar auf Jeanie stürzt, die mit schreckensgeweitetem Mund weiter hinten steht. Ich bin schon wieder auf den Füßen und wickele mir die Kette von den Handgelenken. Das Seil zerreiße ich mit Leichtigkeit.
Den Bolzen hat Ansgar entfernt – eben, als er nur kurz meine Hände berührt hat. Die Kette ist nicht sehr dick, also als Peitsche gut zu gebrauchen. Ich schleudere sie ein paar Mal über meinem Kopf und lasse sie auf Dennis nieder sausen, der sich eben erheben will. Er bricht mit einem Aufschrei zusammen. Ich gehe noch näher an ihn heran und lasse die Kette abermals auf ihn niederknallen. Dann spüre ich die Wut in mir hochkommen, ich kann nichts dagegen tun, sie ist einfach da.
Immer und immer wieder schlage ich auf Dennis ein, lasse die Kette sprechen. Dabei schleudere ich ihm meinen ganzen Hass entgegen.
„Das ist für deine Schwester und für deinen Vater, die du kaltblütig ermordet hast. Ich hätte dich schon bei deiner Geburt verrecken lassen sollen. Dann hätte ich vielen Leid erspart. Verflucht sei deine dunkle Seele. Du bist der schlimmste Vampir, den ich kenne – und glaub mir, ich kenne so einige.“ Immer weiter prügele ich mit der Kette auf ihn ein. Bis plötzlich eine Stimme zu mir durchdringt und meinen Hass verdrängt – augenblicklich stilllegt.
Natascha, es reicht. Führ es zu Ende – Jetzt. Ansgars Stimme klingt hart und kalt.
Ich blicke auf Dennis hinab und kann kaum glauben, was ich sehe. Ich habe ihn fast totgeschlagen, überall blutet er. Er liegt auf der Seite, die Beine an den Körper angezogen und die Hände schützend über den Kopf gelegt.
Es hat ihm nichts genutzt – mein Hass auf ihn war stärker. Kaum sehe ich Dennis an, so flammt der Hass auch schon wieder auf. Ich stürze mich brüllend auf ihn, spüre, wie er kurz unter mir zuckt, sich noch mehr zusammenkrampft.
„Nein, bitte nicht“, höre ich ihn mit einer weinerlichen Stimme rufen – aber er hat mir und auch anderen zu viel Schmerz und Qualen zugefügt, es gibt keine Gnade mehr für ihn. Er hat das Recht darauf schon lange verwirkt. Ich packe seinen Kopf und reiße ihn gewaltsam herum.
Ich genieße fast das hohle Knacken und Krachen, als sein Genick bricht.
Kraftlos lasse ich mich ein Stück nach hinten sinken.
Ich sitze noch auf ihm drauf – ich muss es noch zu Ende bringen. Meine rechte Hand schießt vor und dringt mit einem knirschenden Geräusch in seinen Körper ein, zerbricht seine Rippen, zerreißt seine Lunge. Ich wühle förmlich in seinen Eingeweiden herum, bis meine Finger einen harten Gegenstand ertastet haben. Ich schließe meine Hand darum und ziehe sie mit einem Ruck aus Dennis’ Körper heraus. Das Blut spritzt nur so um mich herum und auch meine Hand, bis über das Gelenk, ist blutbeschmiert – aber ich lächele triumphierend.
Endlich habe ich ihn, den heiligen Stein, den Blutstein, den heiligen saxum, der Moritus töten wird. Ich öffne langsam meine Hand und blicke auf den Stein – er sieht unscheinbar aus, wie ein gewöhnlicher schwarzer Kieselstein. Ich zucke mit den Schultern, stecke den Stein in meine Hosentasche und stehe auf.
Die Ketten hinter mir sind leer, sie schaukeln nur noch leicht. Nicki steht darunter und blickt mich lächelnd an, neben ihm kniet Ansgar vor Josh, der auf dem Boden liegt.
Ich gehe hin, zu der kleinen Gruppe, ich habe Angst um Josh, dass ihm wegen mir etwas Schlimmes geschehen sein könnte. Ansgar gibt Josh gerade aus einer Konserve Blut zu trinken – Schluckweise.
„Wie geht es ihm?“, frage ich zaghaft, Ansgar blickt sich nicht um, er
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