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Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Titel: Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking
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träumte von dem Tankerunglück in Kanada. Ein unsichtbares Monster meuchelte die Besatzung dahin und riss sie in Fetzen. Alles war voller Blut und Eingeweide. Es war entsetzlich. Die Männer schrien und flehten um ihr Leben, konnten aber nichts zu ihrer Rettung tun. Als alle tot waren, hüllte Totenstille das Schiff ein. Und dann tauchte ein neues Bild vor meinem Auge auf: große braune Augen, genau wie die von Milo.
    Ich schreckte auf und hätte fast geschrien. Obwohl das Letzte, was ich gesehen hatte, diese Augen gewesen waren, war ich völlig von der Rolle.
    Während ich noch nach Atem rang, kam mir der Gedanke, wie anders die Albträume von Vampiren doch waren. Nicht einmal Horrorfilme reichten an diese Intensität des Grauens heran, und ich kam zu dem Schluss, dass die Macher solcher Filme in ihrem Leben noch keinem Vampir begegnet sein konnten.
    Da ich den Traum nicht abschütteln konnte, überlegte ich, wie ich mich ablenken könnte. Jane brauchte noch Ruhe. Außerdem war Mae wahrscheinlich bei ihr, und mir war nicht danach, mit ihnen Konversation zu machen. Daher wollte ich es bei Milo versuchen. Nachdem ich gelauscht und festgestellt hatte, dass Bobby nicht da war, trat ich ein, ohne anzuklopfen.
    »Hey, aufwachen«, sagte ich.
    Im Zimmer sah es unordentlicher aus, als ich es von Milo gewohnt war. Das musste an Bobby liegen, denn es waren seine Kleider und Zeichenutensilien, die überall im ganzen Raum verstreut waren. Milo lag noch im Bett.
    »Warum denn?«, murmelte Milo, das Gesicht im Kissen vergraben.
    »Darum.« Ich sprang neben ihm aufs Bett, heftiger, als es nötig gewesen wäre, sodass er ein paar Zentimeter in die Luft geschleudert wurde.
    »Warum bist du überhaupt schon auf? Du bist nie vor mir wach.« Er rollte sich auf den Rücken, um mich anzusehen. »Wie spät ist es denn?«
    »Sechs. So früh ist es auch wieder nicht«, sagte ich. »Wo ist denn Bobby?«
    »In der Schule. Abendschule«, erwiderte Milo gähnend. »Und wo ist deine bessere Hälfte?«
    »Er ist ... weggegangen«, antwortete ich vage. Milo merkte nicht einmal, dass ich ihm etwas vorenthielt. Trotzdem beschloss ich, ihm die Wahrheit zu sagen. »Also gut. Wenn ich dir etwas erzähle, versprichst du mir dann, es den anderen nicht zu verraten?«
    »Nein.« Milo konnte mit Geheimnissen nichts anfangen. Das hatte mich schon immer geärgert. In unserer Kindheit war das immer wieder passiert: Ich wollte ihm etwas anvertrauen und er wollte es gar nicht wissen. Seine mangelnde Neugier war ein echtes Problem.
    »Aber es wird dich interessieren. Du darfst es nur niemandem erzählen. Noch nicht«, sagte ich.
    »Bobby erzähle ich es«, sagte er und unterdrückte ein Gähnen.
    »Also gut! Erzähl es Bobby«, seufzte ich. »Jetzt komm schon. Du musst wenigstens so tun, als würde es dich interessieren.«
    »Warum denn?«, fragte Milo mit hochgezogener Augenbraue. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du etwas Aufregendes zu erzählen hast. Mein Zimmer liegt genau neben deinem, und ich weiß, dass du letzte Nacht allein geschlafen hast. Also kann es nicht so spannend sein.«
    »Uh!«, stöhnte ich. »Also gut. Ist vielleicht doch besser, dass wir ausziehen. Dann brauche ich mir so einen Quatsch wenigstens nicht mehr anzuhören.«
    »Was wollt ihr?« Ich hatte ihn an der Angel. Er setzte sich auf, stützte sich auf die Ellbogen und sah mich an. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Jack will, dass wir ausziehen«, sagte ich leise, damit Mae nichts mitbekam. »Er ist gerade unterwegs und schaut sich Wohnungen an.«
    »Mit ›wir‹ meinst du ...« Er wartete, dass ich den Satz vervollständigte.
    »Er und ich und du und Bobby, wenn ihr wollt.« Ich legte den Kopf zur Seite. »Wohnt Bobby überhaupt hier? Oder hat er noch eine eigene Wohnung?«
    »Eigentlich wohnt er im Studentenwohnheim, aber er hat nicht mehr dort übernachtet, seit wir uns kennen.«
    »Glaubst du nicht, dass das ein bisschen schnell geht?«, fragte ich. »Du bist reichlich jung dafür, mit einem festen Partner zusammenzuwohnen.«
    »Meinst du das wirklich ernst?«, fragte Milo spöttisch.
    Ich überlegte mir, wie ich ihn davon überzeugen konnte, dass seine Situation anders war als meine, ließ es aber sein. Schließlich waren wir keine normalen Jugendlichen mehr, die zur Highschool gingen und bei ihrer Familie wohnten.
    »Vergiss es. Darum geht es nicht.«
    »Ihr zieht also wirklich aus?«, fragte Milo.
    »Ich weiß nicht. Jack will es unbedingt und er hat ein paar gute Argumente.

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