Unter dem Zwillingsstern
vers ö hnlich e r, a b er im m er noch in der Absicht, i h m seine Heuchelei vor Augen zu führen, »kommst du dann? Auch wenn dein Führer inz w ischen Präsident sein s o llte und sie in Holland stattfindet, wie bei Im Westen nichts Neues?«
Diese a m erikanische Verfil m ung von R e m arques Ro m an war bereits verboten worden, nachdem Goebbels die geplante Berliner Uraufführung m it einer Ko m bination aus weißen Mäusen, Schlägern und Drohungen verhindert hatte; C arla wußte nie, ob sie die Sache grotesk oder e m pörend finden sollte. Doch d a ran dac h te sie jetzt nicht, denn noch ehe sie ausgesprochen hatte, veränderte sich Philipps Gesichtsausdruck, und nicht zum Ärgerlichen hin. Ihr wurde bewußt, daß sie einen weiteren Feh l er in einer langen Reihe ge m acht hatte. Bisher galt nä m lich, daß sie ihn aus ihrer Welt m öglichst fernhielt. W enn je m and sie darauf ans p rach, leugnete sie ihre Beziehung zu ihm zw a r nicht ab, doch bis a u f Robert hatte sie ihn nie einem ihrer Freunde und Kollegen vorgestellt, und es war ihr erfolgreich gelungen, Käthe im unklaren zu lassen. Es sah ihm nur zu ähnlich, diese Einladung als Anerkennung ihrer s eits zu begreifen, als Eingeständnis, sich ihren Freunden als seine Geliebte präsentieren zu wollen.
Philipp m ußte ihr wechselndes Mie n enspi e l re g i s t riert h aben. »Du solltest wi r klich n a ch d enken, ehe du sprich s t « , sagte e r s pötti s ch.
»Oh, ich werde kom m en«, er streckte die Hand aus, um ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, »und wir werden sehen, was dein Kreis aus Dekadenten und Salonbolschewisten von deiner Tändelei m it der anderen Seite hält, m ein Kind.«
14.KAPITEL
»Ich bin so ein Rhinozeros«, sag t e Carla zu Robert und hieb wütend m it der Faust durch die Luft, »wirklich zu dä m lich, um frei heru m zulaufen.«
Sie saßen auf der Bühnenra m pe, während um sie herum die Abschiedsfeier für die Othello-Bese t zung lief. Robert wohnte zwar inzwischen m it Monika in einer et w as größeren W ohnung, aber dort hätten sie sich alle wie die Öls a rdinen hineinquetschen m üssen, und außerdem war es auch gleichze i tig der Abschied von dem Gebäude, das noch keine neue T ruppe gefunden hatte. Zu viele Theater mußten in let z t e r Zeit schließen, nicht nur wegen der schlechten W i rtschaftslage, sondern auch wegen der immer stärkeren Konkurrenz durch den Fil m .
Robert kaute erst an dem Schinkenbrot, in das er gerade hineingebissen hatte, ehe er schulterzuckend antwortete: »Nun, du kannst dich im m er noch so m i serabel anste l len, daß du gefeuert wirst, wenn sie m it dem Drehen beginnen.«
Dies m al schlug sie nicht m ehr zi e llos zu, sondern traf seine Schulter.
»Das ist nicht ko m isch. Selbst w e n n ich m it i h m morgen Schluß m achen wü r de, m üßte ich ihn trotzdem noch einladen, weil ich m i r sonst wie ein Feigling vorkä m e. Und selbst Kathi wird nicht so naiv sein zu glauben, die Einladung sei eine verwandtschaftliche Geste. Sie weiß, daß ich ihn nicht ausstehen kann. Und er wird es bestim m t deutlich m achen, daß er nicht als m ein Schw a ger da ist. Wenn ich m i r ihr Gesicht dabei vorstelle, dreht sich m i r der Magen um. Nein, schlim m er. Ihr wird sich der Magen umdrehen, und sie wird mich für den Rest ihres Lebens ignorieren.«
Sie leerte das Glas, d as s i e in der Hand hielt. Robert r e ichte ihr d i e Weinflasche, und sie goß sich hastig nach.
» W ie wäre es«, schlug Robert vor, »wenn du ihn bittest, dich zu einer Feier m it einem Haufen sei n er braunen Freunde m itzuneh m en.
Er hat gara n ti e rt durch Spenden zu Hitl e rs W ahlka m pf beigetra g en, und m it et w as Glück kriegst du ihn dazu, daß er dich einem der Spitzenle u te v o rst e llt, Göring oder G o ebbels o d er Hitl e r s el b st. Dann belei d igst d u alle Anwesenden und bla m ierst Philipp so un s terblic h , daß er dir nie m als vergibt und dich nicht ein m al m ehr in der Zeitung sehen will, geschweige denn auf einer Pre m ierenfeier.«
Noch ehe er geendet hatte, schü t telte Carla den Kopf. »Du kennst Philipp nicht. W enn ich das tue, k o mmt er bestim m t , nur um es m i r hei m zuzahlen. Außerdem habe ich k e ine Lust, zu einer Nazifeier zu gehen, nicht m al, um alle Anwes e nden zu beleidigen. Mir haben Philipps Freunde in Gar m isch da m als schon gereicht, vielen Dank.«
Sie biß in ihr eigenes Schinkenb r ot und dachte m it Erleichterung
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