Unter dem Zwillingsstern
Ablehnung gestoßen. Sie bestand auf einem Do l m etscher, was natürlich Verzögerungen m it sich brachte. Den gleic h en Text wieder und wieder auf deutsch, englisch und französisch sprechen zu m üssen brachte Carla dazu, bald in ver s chiedenen S prachen zu träu m en, in den wenigen Stunden, in denen sie nicht gebraucht wurde und zum Schlafen kam, auf d e m Sofa in ihrer Garderobe in Babelsberg, denn es hatte keinen Sinn, nach Hause zu fahren. Zum Glück halfen ihr die Gespräche m it den englischen und a m erikanischen Mitwirkenden des Fil m s wenigstens darin, ihre Aussprache zu verbesser n ; um ihr Französisch m achte sie s i ch keine Geda n ken. Sich a u f einige we c hseln d e Schauspieler für die gleiche Rol l e einstellen zu m üssen war nicht gerade ideal, aber Dolores blieb ebenfalls die ganzen drei Fassungen hindurch, und da sie h a uptsächlich m iteinander arbeiteten, gelang es Carla trotz der Frag m ente, einen Draht zu ihr zu finden.
Das hatte wenig m it gegenseitiger Sy m pathie zu tun. Vor Beginn der Dreharbeiten hatte D o lores nervös, nicht direkt ablehnend, aber doch distanziert gewirkt. Angesichts der T atsache, daß es sich hier um ihre let z te Chance im internati o nalen Film handelte, war das ve r ständlich. Doch es lag in ihrem Interesse, daß dieser Film so gut wie möglich au sf iel, also gab sie Carla Ratschlä g e in bezug auf die Bewegung vor der K a m era, und als Carlas Verfassung sich nach einem Monat m it selten m ehr als zwei od er drei S t unden Schlaf pro Tag dem Zus a m m enbruch näherte, drück t e sie i h r mit e iner k u r z en Erkl ä rung die Benzedrin-Tabletten in d i e Hand, durch die sie selbst wach und arbeits f ähig blieb. Bisher war Carla, E leonore vor Augen, Aufputsch m itteln m it Ausnah m e von Kaffee und Zigaretten ausgewichen, aber inzwischen fühlte s i e s i ch zu zer s chlagen, um diesen Rettungsring in der fil m ischen See noch zurückzuweisen. Nicht, daß Genevieve nicht auch noch ihre E r schöpfung verwertete. Als Carla ein m al sec h zehn Stun d en hintereinander an einigen Szenen, die Car m illa v o n ihrer h armlosesten S e ite zeigten, g efil m t hatte, verkündete Gene vi eve nach einer kurzen Absprache m it T i m Berger, n u n sei es soweit f ür Car m illas Ausbruch, »Was immer ich liebe, stirbt « . Es war kein großes K unststück, sich unsagbar alt vorzukom m en, dachte Carla und lenkte ihren Gr o ll gegen Genevieve in Car m illas Erbitterung.
» W underbar, Honey«, sagte Genevieve, als sie fertig waren, und spendete da m it ihr erstes Lob. » E ndlich sind wir die Theatergri m assen los.«
Danach gab Genevieve ihr zwei Tage frei, doch wenn Ca r l a geglaubt hatte, nun den verpaßten Schlaf nachholen zu können, täuschte sie sich. Ihr während der Dreh a r b e it en r a p i d e angewachsener Kaffee- und Zigarettenkonsum zus a mmen m it dem Benzedrin ließ sie nach fünf Stunden wieder wach werden. Sie dachte daran, sich in der nächsten Apotheke Schlaftabletten zu besorgen, aber dann ließ sie es bleiben. Statt dessen verbrachte sie den Rest der Nacht in einer Art D ä m m erzustand und grübelte darüb e r nach, ob es die ganze Sache wert war, sich die Gesundheit zu ruinieren, und wie Genevieve es geschafft hatte, ein Lob so wichtig erscheinen zu lassen. Genevieve, Renate Beuren, Kathi: drei sehr unterschie d liche Frauen, aber irgend etwas hatte Carla d arauf konditioniert, nach der Billigung v o n Lehrerinnen, die sie ihr vorenthielten, zu streben. Robert war m it seinen Vätern nicht der ei n zige.
Die andere Frau in i h r e m derzeitig e n Leben, Car m illa, ließ sich e benfalls nicht so einfach aus i h rem Kopf vertreiben. Das Drehbuch fiel auch nicht expliziter als Sheridan Le Fanus Novelle aus, aber in beiden Fäll e n war deutlich, daß Car m illa ihr Op f er, Laura, liebte, wie sie auch ihre vorher g e h enden, aus s chlie ß lich weiblichen O pfer gelie b t hatte. Eine von Genevieve hi nzugefügte Szene, in der Car m illa den Verlobten aus dem W eg räumte, würde erst gedreht werden, wenn die Außenaufnah m en in B a mberg begannen, aber Carla e m pfand jetzt schon eine erwartungsv o lle Vorfreude, wenn sie daran dachte. Nicht nur, weil es schlicht und einfach Spaß m a c hte, dem Druck, der auf ihr lastete, durch eine physisch gewalttäti g e Szene sie durfte dem Verlobten das Genick brechen, nachdem sie ihn vorher zu Boden geschleudert hatte ein Ventil zu schaffen, sondern weil gerade Carmilla Triu m ph bei der
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