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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Vorstellung e m pfand. Ca r m illa, die liebte und tötet e , war ihre E r lösung von Desde m ona, die liebte und sich töten ließ.
    Von Car m illa beses s en zu sein ve r wirrte Ca r la etwas in i h ren Gefühlen Dolores und Genevieve gegenüber. Nicht während der Dreharbeiten, denn u m geben von K a m eraleuten, Beleuchtern, dem a r m en Mädchen, das die Aufgabe hatte, in die vielsprachigen Drehbücher zu notieren, aus welcher Richtung welcher Charakter ka m , da m it es für die Anschlußszene keinen Bru c h ergab, von Genevieves ständigen Regieanweisungen ganz zu schweigen, war es alles andere als leicht, auch nur die I llusion von Inti m ität zu kreieren. Aber sie ertappte sich dabei, wie sie, wenn sie beobachtete, wie Genevieve Dolores in einer Pause auf m unte r nd die Hand drückte und ihr einen flüchtigen Kuß auf den Mund gab, darüber spekulierte, was die beiden wohl miteinander taten, wenn s i e alleine waren. Nicht, daß sie sich e n twe d er zu Gene v i eve o d er zu Dolores auf diese Art h i ngezogen fühlte, aber prinzipiell konnte s i e sich schon vorstellen, sich in eine Frau zu verlieben, und seit Car m illa sie in Besitz ge nom m en hatte, wurden die Vorstellungen deutlicher. Roberts Freundinnen fielen ihr ein, und was er ihr über sie erzählt hatte, aber natürlich wäre es zwi s chen Frauen anders.
    Als sie nach ihrem freien W ochenende in das Studio zurüc k kehrte, kam sie sich voyeuristisch vor, als sie Genevieve und Dolores begrüßte, was seltsam war, denn g e genüber den Lillis in Roberts Leben, über deren inti m ste Mo m ente sie wese n tli c h m ehr wußte, h a tte sie derartige Schuldgefühle nie g e habt. Sie vergingen auch jetzt zie m lich schnell, denn Genevieve verbrachte den Tag da m it, Car m illas Entdeckung in einem Sarg und ihren Tod zu fil m en, und obwohl Carla und die Maskenbildnerin alles gaben, um ei nen glaubwürdigen Todesschlaf zu liefern, w ar Gen e vieve nicht zufriedenzustellen.
    »Sie sieht immer noch zu lebendig aus«, sagte sie zu der Maskenbildnerin, und zu Carla: »Versuch doch endlich, nicht m ehr zu at m en!«
    »Ich versuche es die ganze Zeit«, p r otestierte Carla, m erkte, daß sie sich wie ein quengeliges kleines Mädchen anhörte, und verstum m te.
    »Aber nicht gut genug!« ent g egnete Genevieve scharf.
    Carla hatte m ehr oder weniger den ganzen Tag in einem Sarg verbracht. Ihr Rücken sch m erzte, ihr Nacken war steif, und jedes m al, wenn der D eckel aufgelegt wurde, p ackte sie d ie ir r atio n ale Furc h t, es könnte Klaus und Ed, den Schauspielern, die Lauras Vater und den Priester verkörperten, nicht gelingen, ihn wieder zu entfernen, bevor sie erstickte. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie weg, f est entschlossen, jetzt nicht zu w e inen. Sie h olte tief Luft, und plötzlich erschien es ihr, als hätte sie seit Ewigkeiten keinen Sauerstoff mehr geat m et, nur die verbrauchte, stickige At m osphäre der Studios.
    Paul Kohner, der an diesem Tag den Drehort besuchte, m einte versöhnend: »Vielleicht sollten wir f ür diese Szene ein Double neh m en.«
    »Nein«, erwiderte Genevieve ungehalten. »Man sieht die ganze Zeit Carlas Gesicht. Ich m üßte ein paar äußerst plu m pe Schnitte einfügen, und das versaut m ir den Film. Außerdem ist es ja gerade das Gesicht, das nicht tot genug wirkt.«
    Berger unterstützte s i e, m einte a b er, eine längere Pause würde gewiß helfen.
    » W erner Krauß«, sagte Carla m it einem mal, »Werner Krauß hat uns in Nürnberg erzählt, in einem Napoleonfilm hätten sie für die Sargszene eine Maske von ihm abgenom m en, eine Gips m aske.«
    Sie sprach deutsch, weil sie ers ch öpft war u n d ihr d as W ort für Gips nicht einfiel, also brauchte Genevieve ei n e W eile, um zu verstehen, was sie m einte. Dann klärte sich ihr Gesicht, und sie warf der Maskenbildnerin einen fragenden Blick zu.
    » W arum nicht«, sagte diese achselzuckend.
    »Ti m ? «
    »Could work. W i r brauchen Carla dann nur für das tatsächliche Erwachen in d e m Mo m e nt, in dem Klaus zuschlägt, und da muß der Schnitt m eister ohne h i n ans W erk, son s t kriegen wir nie ei n e Freigabe.«
    »Also schön, Kid, ruh dich etwas aus. Tony, du hast wohl keinen Gips hier, w ie ? «
    »Nein, und außerdem brauchen wir ohnehin einen Professionellen von einem Beerdigung s instit u t für so eine Mas k e . «
    Wunderbar, dachte Carla und wünschte sich, den Vorschlag nie ge m acht zu haben. Kohner schlug noch

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