Unter dem Zwillingsstern
seiner.«
Bis Robert die letzten v on Peter W e r m ut und Astrid W ill ge s chriebenen Zeilen sprach, stapelten sich bereits die durch die Tür geschobenen erzürnten Nachrichten, und er fügte improvisierend hinzu:
»Das, m eine Da m en und Herren, war unser um zwei Monate verspäteter Aprilscherz. Und wenn es d e m n ächst bei Ihnen klingelt, denken Sie daran, es kann der G as m ann sein… und nicht ein W ahrhaft Deutscher.«
»Robert«, sagte Peter We r m ut asc h fahl, als ein anderes S t udio übernah m , » s ie werden uns lynchen.«
Robert stu d ie r te die Z e tt e l, die Astrid W ill i h m gebracht hatte.
»Dann sterben wir berüh m t, Peter«, antwortete er zer s t reut. » W eißt du, daß wir noch nie so v i ele Zuhörer hatten ? «
Bei der anschließenden Pressekonferenz war er der reuige kleine Junge. Die Schlagzeilen a m nächsten Tag lauteten, je nach Ausrichtung der Zeitung: »König treibt m it Entsetzen Scherz«, »Unverschä m t es Bubenstück im Radio« oder »Hitlerputsch als König s- Spiel«.
Es rollten tatsächlich Köpfe, un t er anderem der des Rundfunkintendanten, und die Beschränkungen in bezug auf Hörspielthe m en wurden verschärft. Aber nach z w ei W ochen Straf-Arbeit s losigkeit holte m an Robert zurück; nie m and war im m un gegenüber dem U m stand, daß er m it einem Schlag der bekannteste Mitwirkende im Rundfunk geworden war, so bekannt, daß sogar ausländische Zeitungen über das Ereignis berichteten, und was ursprünglich eine Notlösung der beiden Dra m aturgen gewesen war, wandelte sich in der öffentlichen Auffassung zum letzten genialen Streich d es E nfant terrible Robert König. Sein m agisches Glück hielt an; nur seine Ehefrau stellte die Frage, was wohl gescheh e n würde, wenn Hitler t a tsächlich die Mac h t ergriffe.
»Ich glaube nicht, daß er die Sendung sehr ko m isch fand.«
»Ganz bestimmt nicht, der Mann hat keinen H u mor«, erwiderte Robert, »sonst hätte er m ir l ä ngst ein Glückwunschschreiben geschickt.«
Als sie ern s t blieb, statt zu lächeln, dachte er b ei sich, daß auch Monika keinen Hu m or hatte, aber er war zu g u t aufgele g t, um sich daran zu stören. Die ganze Aufregung um Erfolg hatt e ih m nä m lich von Astoria Fil m , einer der wenigen Gesellschaften, die sich neben der UFA noch behaupten konnten, ein Angebot eingebracht, wie er es sich immer erträu m t hatte: die R egie für ein Fil m projekt seiner Wahl, m it einer Besetzung seiner Wahl. Das Leben, dachte Robert, ist wirklich wundervoll.
Die Dreharbeiten in B a m berg, der oberfränkischen Stadt, die je m and, den Genevieve als location scout bezeichnete, für die Außenaufnah m en zu Carmilla ausgewählt hatte, v e rlie f en f ür Carla weitaus weniger anstrengend als das F il m en im Studio. Das lag einerseits daran, daß sie inzwischen etwas Erfahrung hatte, zum anderen an dem U m stand, daß Car m illa in se h r viel weni g er Außenszenen auftrat. So k a m sie dazu, sich die Stadt anzuschauen, und begriff sofort, warum Ge n evieves location scout a uf sie verfallen war. In Ba m berg trafen s ich Mittelalt e r und Barock in ein e r Vielzahl von Gebäuden, und in einer wunderbaren Ha r m onie. Genevieve war vor allem von den Fachwerkhäusern begeistert und ließ Tim Berger v i ele Aufnah m en des R e gnitzufers machen, das von den Einhei m i schen als Klein-Venedig bezeichnet wurde. Aber a m m eisten reizte sie d e r Do m platz m it der gotisch-ro m anischen Kathedrale, der alten Hofhaltung aus der Renaissance und der neuen Residenz, dem ehe m aligen fürstbischöflichen Schloß, das, wie ihr der von der S tadtverwaltung zur Verfügung gestellte Begleiter eifrig erklärte, von Balthasar N eu m ann gebaut worden war.
»And who the hell is Balthasar Neu m ann ? «
»Frau Beresford«, übersetzte der e t was diplomatischere Berger geflissentlich, »hat noch nie ein Bauwerk von Neu m ann gesehen und ist um so glücklicher.«
»Na ja, die Residenz in W ürzburg is scho größer, aber die unsere kann sich trotzdem sehen lassen.«
Dann zeigte er ihnen den Ausblick v o m Ro se ng arten d er n e u en R esidenz aus; zur linken lag das m aj e stäti s che St .- Michaels-Kloster, zur Rechten die ziegelroten Dächer der Altsta d t. Be r ger war be g eistert.
»Das für das Eingangsbild, Genev i eve«, sagte er und m alte mit den Fingern in der Luft. »Ein ganz langsa m er S c hwenk von links nach rechts, und dann Perspektivenwechs e l, rüber zum Do m , b e vor wir
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