Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
dir aussuchen, welche dir besser gefällt.«
    Mit einem Ruck zog er ihren Arm zu sich heran; i h r Gesicht war nur noch wenige Zenti m eter von seinem entfernt. »Ich dachte«, flüsterte Carla, »du solltest Bewegung ver m eiden.«
    »Das dachtest du nicht.«
    D a m it hatte er nicht unrecht. Die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, war so stark w i e eh und je, wie üblich durch den S t reit m it ihm noch verst ä rkt, und die Monate voller ar b eitsbedin g t er Enthaltsa m keit m a chten ihr zu scha ff en. Es würde vermutlich s e i n e Erholung etwas verzögern, aber im Mo m e nt wünschte sie nicht unbedingt sein Bestes.
    » W as für… Geschichte n ? « fra g te s i e, während er die Bluse, die sie trug, ungeduldig aufriß und sie ihre Beine dem Rest ihres Körpers f olgen ließ.
    »Nachher.«
     
    »Je m and wünscht Sie zu sprechen, Fräulein Fehr«, sagte der Majordo m us zu Carla und schaute sie vorwurfsvoll an. »Ich dachte, Sie erwarteten k einen Besuch, aber er hat ausdrüc k lich nach I h nen gefragt.«
    Carla war gerade da m it beschäftigt, ihren Koff e r zu packen. Zehn Tage in diesem Haus m i t Philipp zu leben genügte, um das Bedürfnis, fliehen zu m üssen, wieder auf e i n Höchst m aß zu treiben. Er hatte sein Versprechen, ihr die wahre Herkunft seiner Verletzungen zu erzä h len, nicht geh a lte n , hatte aller d ings auch a u f jede weit er e ab f ällige Be m erkung über ihre Freunde oder ihren R ealitätssinn verzichtet. Nur ein m al, als sie die Mon o loge von Schillers Johanna W ortarien, r e ine W ortarien, h atte Frau Beuren betont, sie m üssen fast gesungen werden übte, be m erkte er, als sie eine Pause m achte:
    »Es gibt keinen Gott. Es gibt den Tod und das B e m ühen, ihn zu überwinden, aber es gibt keinen Gott. W arum m achst du dir das vor ? «
    » W eil ich S chiller dekla m iere«, erwiderte sie l e ichthin und erwartete, daß er wieder von ihrem m a ngelnden Halt an der W irklichkeit anfing, aber statt dessen schwieg er, und als er nach dem Schluß ihrer Übung wieder sprach, war es von anderen Dingen. Nein, es waren nicht eigentlich Philipps Ansicht e n, derentwegen sie gehen w ollte, es lag daran, daß sie anfing, sich an seine ständige Gegenwart zu gewöhnen, und das konnte nicht gut sein.
    Ihr Besuc he r war zur Bestürzung des Majordomus, der ihn noch nicht kannte, nicht so höflich, unten zu warten. Er folgte seiner Ankündigung beinah auf dem Fuß und fing Carla auf d e m Flur ab.
    »Oh meine holde Kriegerin!« r i ef er in sei n em tie f en Othell o- Tonfall und breitete die A r m e aus. Sie nahm an, er wolle den Majordo m us schockieren, und erwiderte: »Mein O t hello!« m it einem Entzücken, das sie nic h t spielen m ußte; sie hatten sich Ewigkeiten nicht m ehr gesehen, und da war er, gen a u zu dem Zeitpunkt, als sie ihn brauchte, und vor allem allein. Es gab soviel zu erzählen, und sie wollte unbedingt wi s sen, was er als näch s t es p l ante. Er h o b sie auf und wirbelte sie heru m , bis sie l a chend m it den Fäusten auf seine Schultern hämmerte, um wieder heruntergelassen zu werden.
    »Herr König«, sagte P h ilipps kü h le Stim m e aus dem Hinter g rund. Carla zuckte zusam m en. Robert setzte sie ab, d oc h er le g t e w eit e rhin einen Arm um ihre Taille.
    »Herr Bach m aier.«
    Philipp stand, vollständig angekleidet, doch i mm er noch sichtbar angeschlagen, am anderen Ende des Ganges und beobachtete sie.
    »Dada hat m i r erzählt, daß du hier bist«, sagte Robert unbekü mm ert zu Carla, nach d em er Philipps kurzes Nicken erwidert hatte,
    »und da ich selbst so lange nicht m e hr in München war, dachte ich m i r, da schlägst du zwei Fliegen m it einer Klappe.«
    »Und welche Fliegen«, fragte Philipp, ohne näher zu kommen oder Anstalten zu m achen, Robert d ie Hand zu reichen, »wären das ? « Robert lächelte. » E in W i edersehen m it München und m it dies e m edlen Ge m ä uer. Obwohl, wenn ich Sie wäre, Herr Bach m aier, wäre ich schon längst u m gezogen. Es hat eine etwas museale Atmosphäre, finden Sie nicht ? « Und ohne eine A te m pause setzte er, an C arla gewandt, hinzu: »Saw tshcam ud r e ih? Efp m äkgnir tim m ed I ah? Os, eiw re tuahcssua, tsnniweg ud.«
    Carla versetzte ihm einen Rippen s toß, aber ehe sie dazu kam zu antworten, sagte Philipp, ohne eine Miene zu verziehen: » H ci ebualg muak, ßad eis sad sawte thegna.«
    Roberts Augenbrauen schossen in die Höhe, während Carla spürte, wie ihr das

Weitere Kostenlose Bücher