Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
das in der Nähe beigedreht hatte.
    Hayden betrachtete den in Gedanken versunkenen Kommandanten, während sich die Rudergasten in die Riemen legten. Inkompetente Offiziere hatte Hayden bereits kennengelernt. Allzu oft waren ihm Männer mit beschränktem Vorstellungsvermögen begegnet, darunter auch Kommandanten, die zwar ein Schiff in fast aussichtsloser Lage navigieren konnten, aber keine Vorstellung davon hatten, wie man ein Seegefecht bestritt. Doch Feiglinge wie Hart waren in der Royal Navy eher selten. Für einen kurzen Moment hatte er Mitleid mit diesem Mann, aber dann musste er wieder an Aldrich denken, der bäuchlings und fiebrig in der Hängematte im Lazarett lag.
    Hayden folgte Hart über die Reling, der die Offiziere zu sich in die Kajüte bestellte.
    Hawthorne nahm Hayden beiseite. »Werden wir kämpfen? Hat Hart zugestimmt?«
    »Ja und nein. Hart wird gleich erklären, was Sie tun sollen. Was mich betrifft, so soll ich zur Brigg. Und dafür brauche ich noch ein Dutzend fähiger Männer.«
    Der hastig einberufene Kriegsrat versammelte sich in der Kajüte des Kommandanten, in einem Raum, den nur wenige an Bord je betreten hatten - und wenn, dann nur in Schiffsangelegenheiten. Hart erläuterte rasch Bournes Plan und stellte alles so dar, als habe er, Hart, daran mitgearbeitet. Eine Karte wurde auf dem Tisch ausgebreitet. Im tiefroten Sonnenlicht, das von den Deckenbalken reflektiert wurde, skizzierte Hart die Positionen der vor Anker liegenden französischen Schiffe.
    »Sollten wir nicht besser die Handelsschiffe angreifen, wenn sich Kapitän Bourne und Mr Hayden die Brigg und die Fregatte vornehmen?«, fragte Barthe. »Wir könnten unser Schiff zwischen zwei Handelsschiffe bringen, den Anker herunterlassen und beide Schiffe zwingen, die Flaggen einzuholen. Das dritte Schiff könnten wir uns später vornehmen, und das letzte ist manövrierunfähig.«
    »Bourne und ich haben sämtliche Eventualitäten erörtert, Mr Barthe«, sagte Hart, »und sind übereingekommen, dass dieser Plan am besten ist. Jetzt ist es ohnehin zu spät, noch irgendetwas daran zu ändern.« Der Kommandant schaute sich mit geröteten Wangen im Kreise seiner Offiziere um. »Natürlich werden wir Kapitän Bourne oder Mr Hayden zu Hilfe eilen, wenn dies nötig sein sollte. Denn schließlich lassen wir uns nicht von ein paar Geschützen an Land aus der Ruhe bringen, wie?« Er kicherte ein wenig zu laut. »Eine Nachtschicht, Gentlemen, und schon bald werden wir alle ein paar Münzen mehr in unseren Geldbeuteln haben. Sind wir so weit gefechtsbereit, Mr Landry?«
    »Sind wir, Sir.«
    »Mr Archer, Sie wählen ein Dutzend Männer aus, die Mr Hayden an Bord der Brigg begleiten.«
    »Aye, Sir.«
    Hayden erlebte, dass Hart ein passables Abbild von einem entschlossenen Kommandanten abgab - dabei imitierte er bloß Bourne, so viel stand fest. Es war geradezu erstaunlich, wie gut gelaunt dieser Mann doch war, seitdem er erfahren hatte, dass er an keinem Gefecht unmittelbar beteiligt sein würde.
    Eine Stunde später stieg Hayden in eines der Beiboote, und sobald er auf der Heckducht Platz nahm, entdeckte er Lord Arthur Wickham am Bug.
    »Mr Wickham«, begann er streng. »Ich hoffe doch stark, dass Sie nicht einmal daran denken, auch nur einen Fuß an Bord der Lucy zu setzen.«
    »Ich habe die Erlaubnis des Kommandanten, Mr Hayden!«, entgegnete der Midshipman.
    »Warum kommt mir das bloß so unwahrscheinlich vor?«
    »Wirklich, Sir, ich trat an Kapitän Hart heran und brachte vor, dass man im Krieg nie ganz sicher sein könne. Daraufhin meinte er, ich solle ruhig mit seinem Segen ins Boot steigen, da ich ohnehin zur Lucy geschwommen wäre.«
    »Wenn man so zurückdenkt, könnte das tatsächlich der Fall sein.«
    »Außerdem brauchten Sie noch einen Mann mehr, Sir«, rechtfertigte sich Wickham weiter, während das Boot ablegte. »Ein Dutzend plus Sie macht dreizehn Mann - eine höchst unvorteilhafte Zahl. Jetzt sind wir vierzehn, und das Glück wird mit uns segeln.«
    »An Bord haben wir uns allzu oft auf unser Glück verlassen, Wickham, aber ich hoffe, dass Sie recht haben.«

K APITEL ACHTZEHN
    Das traditionelle Zwitschern der Bootsmannspfeifen empfing Hayden an Bord der Brigg. Leutnant Philpott tippte an seinen Hut und begrüßte den neuen Kommandanten. Hayden nahm den jungen Mann sogleich beiseite.
    »Ich hoffe doch, Leutnant, dass Sie ob meiner Ernennung zum Kommandanten keinen Groll gegen mich hegen. Für mich kam das genauso überraschend wie

Weitere Kostenlose Bücher