Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
unangenehm. »Ich fühle mich aber nicht fiebrig, Sir.«
    »Mag sein, doch in diesen Angelegenheiten vertraue ich auf den Doktor. Wir sprachen gerade von dem Kriegsgericht ...« Hayden berichtete ihm nun von dem Verlauf des ersten Verhandlungstages und achtete dabei genau auf die Miene des Mannes, als er ihm eröffnete, Hart halte ihn für den Rädelsführer der Meuterei. Aldrich versuchte bei dieser Neuigkeit möglichst unbekümmert zu bleiben, aber Hayden merkte ihm die innere Anspannung an. Vielleicht war Haydens Karriere in der Royal Navy zu Ende, aber Aldrichs Leben war in Gefahr, wenn es Hart vor Gericht gelang, den Vollmatrosen als Anführer der Meuterer hinzustellen. Und mit einem Mal sah der arme Seemann ganz kränklich aus.
    »Aber ich hatte mit der Meuterei nichts zu tun, Mr Hayden, wie Mr Ariss hier bestätigen kann. Ich habe die Männer nicht zur Meuterei ermuntert und in Gegenwart der anderen nicht einmal von Meuterei gesprochen.«
    »Das weiß ich alles, Aldrich, aber Hart hat Sie mit seiner Aussage vor Gericht schwer belastet. Und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir Sie aus dem Kreis der Meuterer heraushalten. Dass Sie aus Paines Pamphlet vorgelesen haben, wird Ihnen als dunkler Punkt nachhängen, aber wir müssen das Gericht nun davon überzeugen, dass Sie das nicht in der Absicht taten, die Mannschaft aufzuwiegeln.«
    »Das war bestimmt nicht meine Absicht, Mr Hayden. Einige aus der Mannschaft baten mich, aus den Pamphleten vorzulesen, da sie selbst nicht lesen konnten. Ich tat das gern, weil ich glaube, dass alles Wissen zur Erbauung beiträgt, Sir. Niemand hatte das nötiger als unsere Leute, denn Sie wissen ja, dass die meisten gegen ihren Willen auf das Schiff gebracht wurden.«
    »Mr Aldrich, Sie müssen aufpassen, was Sie sagen. Wenn Sie so vor dem Gericht sprechen, schweben Sie in großer Gefahr, fürchte ich. Wenn Sie aussagen, dass Sie aus dem Pamphlet vorlasen, weil man Sie darum bat, ist das in Ordnung. Noch besser wäre es, wenn die Pamphlete nicht Ihnen gehörten. Aber wenn Sie anfangen, den Einsatz der Presskommandos zu kritisieren oder auch nur andeuten, dass man den Seeleuten ihre Lage verdeutlichen müsse, kommen Sie wirklich in Schwierigkeiten.«
    »Aber die Lage der Seeleute in der Navy Seiner Majestät ist sehr ungerecht, wie Sie zugeben müssen, Mr Hayden. Stellen Sie sich vor, man reißt Sie aus Ihrem Beruf an Land und zwingt Sie an Bord eines Schiffes. Sie müssen Ihre geliebte Familie zurücklassen und wissen nicht, wann und ob Sie sie je wiedersehen. Das ist doch alles furchtbar ungerecht ...«
    Hayden gebot dem Matrosen mit einer Geste Einhalt. »Mr Aldrich! Wenn Sie damit anfangen, werden Sie am Galgen enden. Es ist zu einer Meuterei gekommen, und da bedeuten solche Worte Ihr Ende. Sie müssen sich merken, dass Sie in Gegenwart der Kapitäne des Gerichts derartige Gedanken leugnen. Sie müssen sagen, dass Sie aus den Pamphleten vorgelesen haben, weil man Sie darum gebeten hat, mehr nicht. Und Ihre Ansichten über Ungerechtigkeiten in der Navy behalten Sie tunlichst für sich, verstanden? Leugnen Sie, an der Meuterei beteiligt gewesen zu sein. Sagen Sie, dass Sie an keinen aufrührerischen Diskussionen teilgenommen haben. Sie stehen bei den Offizieren und den jungen Gentlemen in einem tadellosen Ruf, und wir alle werden zu Ihren Gunsten aussagen. Sie waren nicht an der Meuterei beteiligt, was nachgewiesen werden kann, und Sie nutzten Ihren Einfluss bei der Mannschaft, um das Auspeitschen der Offiziere zu verhindern. Ganz zu schweigen von Ihrem Einsatz, als Sie Giles daran hinderten, die Themis in die Luft zu sprengen. All diese Punkte sprechen für Sie, Aldrich. Das könnte zu Ihrem Freispruch führen. Aber wenn Sie anfangen, den Offizieren des Gerichts radikale Vorträge zu halten oder Gepflogenheiten der Navy infrage zu stellen, machen Sie all das zunichte, was wir für Sie tun werden. Begreifen Sie das? Ihnen droht der Strick, wenn man Sie als Meuterer verurteilt. Und das haben wir Hart zu verdanken. Sie müssen sich nun sehr genau Ihre Verteidigung zurechtlegen - ein Fehler, und Sie sind verloren. Verstehen Sie das?«
    Aldrich nickte. »Ich verstehe, Mr Hayden. Ich weiß, es ist eine Schwäche von mir, dass ich mich von meinem Enthusiasmus leiten lasse.«
    »Das ist alles vollkommen in Ordnung, solange Sie mit den Midshipmen debattieren oder Dinge mit dem Doktor erörtern. Aber wenn das Gericht hört, dass Sie so vor anderen Seeleuten sprechen, die weniger

Weitere Kostenlose Bücher