Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
protestieren! Verflucht sei Ihre Unverschämtheit, Sir! An Bord meines Schiffes protestieren Sie nicht! An Bord meines Schiffes halten Sie sich an meine Befehle! Da protestieren Sie nicht. Und Sie behalten Ihre werten Ansichten für sich, bis Sie danach gefragt werden.« Harts Kopf schnellte nach rechts, der Blick heftete sich auf Landry. »Erheitert Sie das, Mr Landry?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann machen Sie alles zur Abfahrt bereit. Wir laufen mit der Flut aus.«
    Kapitän Hart stürmte polternd unter Deck. Diener beeilten sich, ihm seine persönliche Habe hinterher zu tragen. Der Erste Leutnant blieb wie betäubt an Deck stehen. So hatte man ihn zuletzt behandelt, als er noch ein unerfahrener Midshipman war.
    Hawthorne fing den Blick des Ersten Leutnants ein und zog eine Braue hoch. Er unterdrückte ein Grinsen. »Willkommen in unserer Bruderschaft, Mr Hayden«, sagte der Leutnant der Seesoldaten leise. »Wir nennen uns selbst ›Die Blinden im Himmel‹, denn unsere Augen sind schon so oft zur Hölle gefahren, dass wir mit Sicherheit ohne sie ins Jenseits kommen werden.« Er tippte an seinen Hut, lächelte und wandte sich seiner Arbeit zu.
    Hayden klammerte sich an den Rest seiner Würde und zog sich auf das hinterste Stück des Quarterdecks zurück, wo er sich bemühte, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten und seinen arg verletzten Stolz zu beruhigen. Einst hatte er einen Mann zum Duell gefordert, obwohl die Beleidigung unbedeutender gewesen war als die, die er soeben von Hart erhalten hatte! Wenn der Mann nicht sein befehlshabender Offizier wäre ...
    Aber fast noch schlimmer als die Behandlung von Hart waren die Blicke der anderen Besatzungsmitglieder. Wenn Hayden sich an Deck umschaute, wichen die Männer seinem Blick aus und kümmerten sich um andere Dinge.
    »Mr Hayden, Sir?« Es war Wickhams Stimme. Der junge Midshipman stand einige Schritte entfernt und blickte verlegen drein. »Ein Prahm liegt längsseits. Ein Zivilist bittet um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen. Soll ich den Kommandanten rufen?«
    »Nein, ich erkundige mich, was der Mann wünscht.«
    Hayden ging nach vorn und traf dort einen Herrn, der gerade über die Reling kletterte.
    »Georg Muhlhauser vom Waffenamt«, stellte sich der Fremde vor und streckte Hayden die Hand entgegen. »Sind Sie der Erste Leutnant?«, fragte der Mann leise.
    »Das dachte ich jedenfalls ...«, antwortete Hayden, schüttelte dem Mann die Hand und stand immer noch unter dem Eindruck der unerfreulichen Begegnung mit dem Kommandanten.
    Der Mann sah bei dieser Antwort ein wenig verwirrt aus, fuhr dann aber fort: »Kapitän Hart hat Ihnen zweifelsohne gesagt, dass ich komme ...«
    Hayden schüttelte den Kopf.
    »Ich werde mit Ihnen segeln, um ein neues Geschütz zu testen, das ich entworfen habe, Leutnant ...?«
    »Hayden. Charles Hayden.« Er bemühte sich, den Zorn abzuschütteln, der immer noch in ihm gärte.
    »Ich werde die Hilfe des Schiffszimmermanns benötigen, vielleicht auch die des Geschützmeisters. Wir müssen eine der Kanonen von Bord bringen, damit das neue Geschütz aufgestellt werden kann. Nicht gerade einfach, das gebe ich zu, aber mit fähigen Männern, die sich bereitwillig an die Arbeit machen, dürfte das kein Problem sein.«
    »Verstehe ich das richtig, Mr Muhlhauser, dass wir auf unserer Fahrt eine neue Kanone testen werden? Ist das der Zweck der Reise?«
    »Sie brauchen sich nicht weiter um die neue Waffe zu kümmern, Leutnant, sondern können weitermachen wie bisher. Stellen Sie den Feind, wie Sie es für richtig halten. Die Vorzüge der neuen Waffe werden schnell deutlich werden. Sie lässt sich leicht drehen, denn sie ruht auf einem Unterbau, der hinten quer verlaufende Räder hat. Sie dreht sich - aber das werden Sie schon noch sehen, Mr Hayden. Bringen wir die Kanone an Bord.«
    Hayden trat an die Reling, wo sich bereits einige Männer drängten und nach unten auf den Prahm blickten. Er spürte die Anspannung der Mannschaft. Einige Matrosen versuchten, ein Grinsen zu unterdrücken. Der neue Leutnant hatte soeben die Quittung bekommen, und darüber freute sich der ein oder andere maßlos. Hayden war bemüht, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren und die Begegnung mit Kapitän Hart aus seinen Gedanken zu verbannen - leider nur mit mäßigem Erfolg.
    »Mr Barthe, die Taljen!«, ordnete Hayden an.
    Ein Geschütz neuer Bauart wurde an Bord gehievt. Es folgte ein eiserner Unterbau, der Hayden vollkommen unbekannt war. Die Männer scharten sich nun

Weitere Kostenlose Bücher