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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Zeitverlusts hielt Carl sich recht lange auf kleinen Nebenstraßen auf. Wieder mußte er in jedem Dorf, das er passierte, das Verkehrschaos über sich ergehen lassen. Es war ohnehin das letzte Mal, daß er sich so fortbewegte. Die Abenddämmerung brach an, und mit der Dunkelheit kam die Sicherheit. Die einzigen, die seinen Weg verfolgen konnten, waren die Carabinieri, falls sie seinen Wagen mit einem Peilsender ansteuerten. Doch das spielte keine Rolle, da diese Spur am Strand hinter dem Ziel ohnehin enden würde. Plötzlich kehrte seine gute Laune zurück und damit auch ein unerwartet heftiger Hunger. Mit einem Mal bekam er Heißhunger auf Spaghetti alla siciliana mit Tintenfisch.
    Während der Fahrt nahm er noch drei oder vier Mal mit Luigi Funkkontakt auf, bis sie sich schließlich auf einen Treffpunkt einigten. Ein paar Stunden später ließ er Luigi einsteigen, etwa einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der dieser seinen Wagen abgestellt hatte. Sie befanden sich auf einer kleinen Straße zwischen hohen, düsteren Bergen. Von anderen Wagen war weit und breit nichts zu sehen. Von dort brauchten sie nur eine halbe Stunde bis zum Treffpunkt. Von Zeit zu Zeit stimmten sie ihre Positionen mit Åke ab, der noch draußen auf dem Meer war, aber mit Kurs auf den Treffpunkt. Es gelang ihnen, gleichzeitig dort anzukommen. Sie sahen die Umrisse von Åkes Boot, ein paar hundert Meter draußen auf dem Meer. Sie hatten jedoch schon vor dem kleinen Ort angehalten und baten Åke über Funk, noch abzuwarten. Sie wollten mit dem Wagen möglichst nahe an den Strand herankommen, da die Ladung schwer war und es nicht sehr passend wäre, mitten im Dorf umzuladen.
    Sie brauchten einige Zeit, aber die Dunkelheit half. Sie fanden einen kleinen Badeplatz, hielten an und erkundeten die Umgebung. Carl blieb im Wagen sitzen, während Luigi sich draußen umsah. Dabei hielten sie ständigen Funkkontakt. Es sah gut aus. Kein Mensch in der Nähe, nur Mittelmeerstrand mit Felsen und Pinien um die kleine Sandlagune herum, und außerdem entdeckten sie einen Bootsanleger. Sie fuhren mit dem Wagen bis zum Anleger und riefen dann Åke herbei, der mit gelöschten Laternen und leise tuckerndem Dieselmotor näherkam. Das Boot paßte mit knapper Not an den kleinen Anleger. Der Rest war in einer halben Stunde erledigt, obwohl die Kisten so schwer waren, daß sie sich kaum über den Anleger schleifen ließen. Es war trotz Åkes Anwesenheit unmöglich, die Kisten ins Boot zu heben. Die drei Männer mußten sie auspacken und den Inhalt nach und nach ins Boot schaffen, bis die Kisten schließlich leicht genug waren. Sie arbeiteten stumm, aber mit Feuereifer. Von Zeit zu Zeit ließ Åke Stålhandske ein entzücktes Grunzen hören, als er verschiedene Gegenstände betastete, um sich eine Vorstellung davon zu machen, mit welchen Hilfsmitteln sein Segelboot jetzt in raschem Tempo bestückt wurde. Als sie mit dem Umladen fertig waren, einigten sie sich auf einen neuen Treffpunkt in der Nähe der Strände am Leuchtturm, wo Luigi seinen Wagen abgestellt hatte. Carl gab Anweisung, welche Gegenstände verstaut und welche in den nächsten Stunden leicht erreichbar sein mußten. Die beiden anderen sahen ihn fragend an, als er die nächsten Stunden erwähnte. Er erklärte kurz, die erste Operation werde schon im Lauf der Nacht beginnen, aber es bleibe noch genügend Zeit, die Lage zu besprechen, wenn sie sich das nächste Mal träfen. Damit verließ er sie. Während der Zweimaster wieder hinausglitt und in der Dunkelheit verschwand, setzte Carl sich in den Lieferwagen, den er so unauffällig wie möglich unter anderen Wagen in der Nähe des nächsten Treffpunkts abstellen wollte.
    Das Meer lag in der Flaute wie ölig und blank da. Das Sternenbanner bewegte sich kaum in dem schwachen Fahrtwind. Sie fuhren mit gelöschten Laternen und einer Geschwindigkeit von etwa fünf Knoten. Die Nacht war warm. Vom Land her trieb der Duft von Erde und Pinien in Schwaden zu ihnen herüber, verschwand, kam wieder und wechselte mit dem Geruch von Meerwasser und Seetang. Luigi saß vollkommen still und betrachtete das Sternenbanner und die leisen Wasserwirbel achteraus, die schnell von der Dunkelheit verschluckt wurden. Unten im hinteren Salon lagen zwei Haufen mit Ausrüstungsgegenständen. Sie hatten alles zweimal durchgesehen, Detail für Detail, bevor sie eine Essenspause einlegten. Carl hatte ein paar Kartons mit lauwarmen Pizzen mitgebracht, da er den ganzen Tag nicht hatte essen

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