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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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geben, weil du verhindern willst, dass Daniel zurückkommt. Weil du genau weißt, dass du nicht mit ihm konkurrieren kannst. Du denkst, wenn er nicht zurückkommt, dann entscheide ich mich vielleicht für dich. Falsch gedacht, mein Lieber.«
    »Ich habe es getan, weil ich dich liebe, Grace.«
    »Nein, du liebst mich nicht. Du weißt ja nicht mal, was Liebe ist. Du bist ein selbstsüchtiger Scheißkerl. Du hast nur versucht meinen Dad zu retten, weil du dachtest, du würdest dadurch meine Zuneigung gewinnen. Oder meine Liebe. Und nicht, weil du dachtest, es wäre das Richtige.« Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. »So jemanden könnte ich niemals lieben. Ich könnte niemals jemanden lieben, der das vor mir verheimlicht.« Ich hielt den Mondstein in die Höhe. Doch am liebsten hätte ich meine Faust zu etwas anderem eingesetzt. Mehr als alles andere wollte ich Talbot ins Gesicht schlagen. Nein, ich wollte ihm sein Gesicht herunterreißen. Er verdient es.
    Meine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt.
    Wie konnte er dir das antun?
    »Ich werde dich niemals lieben!«
    »Grace, bitte. Es tut mir leid. Ich war dumm und selbstsüchtig, und ich hätte nicht …« Er streckte die Hand aus, um meinen Arm zu berühren.
    »Fass mich nicht an!« Meine Hand flog hoch und landete mit einem Kung-Fu-artigen Schlag auf seiner Brust. Ein Angriff, den er mir beigebracht hatte. Der Schlag war hart. Ich spürte, wie beim Aufprall ein Knochen brach. Talbot schwankte zurück und knallte mit einem Krachen gegen das Treppengeländer. Ein erfreuliches Geräusch, das nur durch den Zusammenstoß von Körper und Metall hervorgerufen werden konnte. Er schrie auf und presste seine Hand auf den Brustkorb. Ohne Zweifel hatte ich ihm mindestens eine Rippe gebrochen.
    Der Wolf in meinem Kopf flüsterte mir verheißungsvolle Dinge zu, die er mit Talbot anstellen würde, wenn ich ihm freie Bahn ließ. Und ich wollte mehr …
    Aber nein. Ich konnte es nicht. Ich presste den Mondstein an meine Brust und ließ seine beruhigende Kraft auf mich einwirken. Ich konnte nicht zulassen, dass ich wegen Talbot meine Kontrolle verlor. Ich musste weg von ihm. Weg von seinem Betrug. Weg von seinen Lügen.
    »Ich will dich nie wieder sehen.« Ich riss die Tür auf und stürzte auf den Flur zur Intensivstation.
    Dann drückte ich auf den Knopf der Sprechanlage. Ich sagte der Schwester, dass ich meinen Autoschlüssel im Warteraum liegen gelassen hätte. Sie ließ mich hinein. Ich stürmte in den Gang, lief am Zimmer meines Vaters vorbei und rannte weiter in die Intensivstation hinein, bis ich sicher sein konnte, dass Talbot mir nicht gefolgt war. Ich blieb stehen und lehnte mich an ein Fenster, drückte den Mondstein an meine Brust und versuchte, wieder zur Besinnung zu kommen. Plötzlich hörte ich einen schrillen Piepton.
    Ich wollte gerade zurück zu seinem Zimmer laufen, als mir klar wurde, dass der Piepton aus dem Zimmer hinter der Glasscheibe kam, an der ich lehnte. Ich spähte durch die Scheibe und sah, wie ein Arzt zwei großflächige Elektroden eines Defibrillators auf die Brust eines jungen Typen presste, um ihm damit einen Elektroschock zu verpassen. Der Körper des jungen Mannes bäumte sich unter dem Elektroschock auf und zitterte, schien aber dann zu kollabieren und fiel schlaff und leblos zurück auf das Bett. Irgendetwas an dem Typen kam mir bekannt vor …
    Er war jung. Vielleicht in meinem Alter oder etwas älter …
    Ich schaltete mein Supergehör ein und konzentrierte mich, damit ich die Unterhaltung des Ärzteteams hinter dem schrillen Alarmton verstehen konnte. »Ich begreife das nicht«, sagte eine Krankenschwester in panischem Tonfall. »Als ich das letzte Mal nach ihm gesehen habe, war alles in Ordnung. Sein Cousin hat ihn eben noch besucht.«
    »Fertig!«, rief jemand anderes.
    Niemand bemerkte, dass ich am Fenster stand. Ich sah gebannt zu, wie der Typ im Bett noch zwei weitere Elektroschocks verpasst bekam. Sein Gesicht sah aus wie eine aufgedunsene Maske, doch unter all den Verbänden und Schwellungen erkannte ich schließlich, wer dort lag.
    »Zu lange«, sagte eine der Schwestern. »Es hat keinen Sinn mehr.«
    Der Arzt zog seine Latexhandschuhe aus und legte sie auf einen Metallbehälter. Er sah auf die Uhr über dem Bett. »Todeszeitpunkt: 20.23 Uhr.«
    Zitternd löste ich mich von dem Fenster und lief über den Flur, durch das leere Treppenhaus und hinaus aus dem Krankenhaus. Ich hatte gerade Pete Bradshaw sterben sehen.

KAPITEL

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