VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
hinter dem roten Tuch verborgen hält.
»Nein!« Ziellos rudere ich mit dem Armen über den Boden. Da stoße ich mit der rechten Hand auf etwas Festes, Heißes. Wenn ich doch nur Kraft in dem verletzten Arm hätte …
Dexters Knurren verwandelt sich in einen kehligen Belllaut, als er sich auf meinen Angreifer stürzt – ohne zu ahnen, dass Benjamin seinen sicheren Tod in der Hand hält.
Schmerz und ohnmächtige Wut schreie ich hinaus und greife nach dem brennenden Holzscheit, schmettere es Benjamin gegen die Schläfe. Getroffen brüllt er auf und reißt sich schützend die Hände vors Gesicht.
Dexter kracht seitlich in ihn hinein. Der Schwung seines Sprungs trägt Hund und Mann von mir herunter. Endlich kann ich unter heißen Wellen aus Schmerz Atem schöpfen und zwinge mich, mich aufzusetzen.
Hilflos hängt Benjamin in Dexters riesigem Maul. Die Kiefer mit ihrem Raubtiergebiss haben sich dem Mann um den Hals gelegt, bereit zuzubeißen. Der Holzpflock liegt ein Stück weit weg auf dem Boden, außerhalb von Benjamins Reichweite. Benjamin ist ohnehin bewusstlos.
»Dexter, aus!«, rufe ich mit so viel Lautstärke und Nachdruck, wie meine gequetschte Kehle zulässt.
Der Hund beißt nicht zu. Die Pfoten immer noch auf der Brust seines Widersachers lässt Dexter von dem Mann ab und blickt zu mir.
»Guter Hund, fein, ein ganz feiner!« Gleichzeitig unterstreiche ich mit der entsprechenden Geste den nächsten Befehl: »Und bleib!« Ich krieche auf den Pflock zu, will ihn in die Hand bekommen, ehe Benjamin aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht.
Jemand packt mich an der Schulter, dass ich aufschreie.
»Entschuldige.« Shane kniet neben mir. »Bist du in Ordnung? Alles okay?« Er will meine Wange streicheln, aber die Hand erstarrt auf halbem Weg, als ich ihm mein Gesicht zuwende. »Verdammte Scheiße, was hat der Arsch mit deinem Gesicht gemacht?!«
»Ich bin in Ordnung«, huste ich. Ich bin so glücklich, Shane zu sehen, dass ich kaum ein Wort herausbringe. Ich mache Anstalten, ihn zu umarmen. Er aber scheint eher bemüht, mich sich vom Leib zu halten. »Was ist mit den anderen?«, frage ich irritiert.
»Wir haben meine Mutter und meine Schwester schon von den Kreuzen geholt. David und Monroe schützen sie. Sie haben die erbeuteten Gewehre.« Er deutet auf die Lichtung. »Und die Kavallerie ist im Anmarsch.«
Liga-Agenten in mattschwarzen Kampfanzügen haben die Versammlung umzingelt und sind dabei, die Festungsanhänger niederzukämpfen und in der Mitte der Lichtung zusammenzutreiben. Gemessen am Stand der Dinge scheint Lanhams Eingreiftruppe mindestens schon mehrere Minuten mit diesem Ziel beschäftigt. Wahrscheinlich war ihr Eingreifen der Grund, warum mich keiner von Benjamins Schlägern angegriffen hat, als Travis vor meinen Augen starb.
»Wir müssen Regina retten.« Shane hilft mir auf, bleibt aber zwischen mir und dem Mob aus Festungsleuten. »Bleib immer schön vor mir! Nur für den Fall …« Ein weiterer Armbrustbolzen zischt vor uns durch die Luft. »Für diesen Fall.«
Gebückt wie Soldaten unter dem Beschuss von Scharfschützen jagen wir zu Regina hinüber, die immer noch an das gefällte Kreuz gefesselt ist.
»Holt mich von dem Scheißding runter!«, keucht sie.
Shane löst die Eisenketten, die Hand- und Fußgelenke am Kreuz fixieren. Trotzdem kann Regina sich nicht bewegen. Die Haut ihrer Arme, Schultern, Beine scheint mit dem Kreuz verschmolzen.
»Eine verdammte Vampirfalle«, stößt sie angestrengt hervor, »und das Ding ist verflucht noch mal heiß!«
Ihre Haut zischt wie Wasser auf einer heißen Platte, schmurgelt schon in der Hitze, die das weiße Metall abstrahlt. Ein Schuss, laut wie eine Explosion, bringt mich dazu, mich noch tiefer zu ducken. Ich fühle mich wie ein Sanitäter auf dem Schlachtfeld.
Rasch schäle ich meine Hände aus den Handschuhen und schiebe meinen linken Ärmel hoch. Mir ist ganz schlecht, solche Angst habe ich vor Reginas Fangzähnen. »Du musst mein Blut trinken.«
»Warte!« Shane deutet auf mein Gesicht. »Da ist Blut genug.«
Mein Mund ist tatsächlich voller Blut. Benjamin hat ja auch brutal genug zugeschlagen.
Regina starrt auf meine Lippen, ihr Blick von Verzweiflung verdüstert. »Beeil dich! Ich werde dir nicht wehtun!«
Nur einen kurzen Augenblick zögere ich. Dann beuge ich mich zu ihr hinunter. Ehe ich meine Lippen an ihrem Mund habe, schnellt Reginas Zunge vor, leckt mir das Kinn. Die Zunge folgt dem Blut zu dessen Quelle.
Unsere Lippen treffen
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