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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Kind mehr. Ich weiß das schon lange.“
    „Verstehe.“ Sie sah ihn noch einen Moment an, wandte sich ab und ging zum Fenster. Der Blick auf die Straße hinab war durch das kleine Klimagerät behindert. Die Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten, und sie schwieg immer noch.
    Santos machte einen Schritt auf sie zu, blieb stehen und verfluchte sich. Warum hatte er nicht den Mund gehalten? Warum hatte er sie nicht einfach in dem Glauben gelassen, dass er ihr kleines Geheimnis nicht kannte? Er konnte das Gesagte nicht zurücknehmen, und ihr Schweigen schmerzte ihn mehr als früher die Schläge seines Dads.
    „Was hast du erwartet?“ fragte er leise. „Jedes Mal, wenn ich etwas brauchte, kamst du mit einem Freund nach Hause. Er blieb ein, zwei Stunden, ging dann, und natürlich sahen wir ihn nie wieder.“
    Sie senkte den Kopf. „Tut mir Leid.“
    Es versetzte ihm einen Stich durchs Herz. Er ging zu ihr, umarmte sie und presste das Gesicht in ihr süß duftendes Haar. Wenn sie heute Nacht von der Arbeit heimkehrte, würde es nach Zigaretten und den schmutzigen alten Männern stinken, die sie angegrapscht hatten. „Was tut dir Leid?“ fragte er mit erstickter Stimme.
    „Dass ich eine … Nutte bin. Du musst denken …“
    „Bist du nicht! Du bist die Größte! Ich bin nicht …“ Seine Stimme brach, und er bemühte sich, sie wieder in den Griff zu bekommen. „Ich schäme mich nicht für dich. Es ist nur, ich weiß, wie sehr du das alles hasst. Du bist immer ganz still hinterher. Du siehst dann immer so traurig aus.“ Er atmete tief durch. „Und ich verabscheue den Gedanken, dass du es für mich tust. Ich will nicht der Grund dafür sein, dass du dich von diesen Kerlen …“ Seine Worte verebbten.
    „Es tut mir Leid“, wiederholte sie mit schwacher, gebrochener Stimme. „Ich wollte nicht, dass du davon erfährst. Ich dachte …“ Sie schüttelte den Kopf. „Das hier ist nicht das Leben, das ich mir für dich gewünscht habe. Ich bin nicht die Mutter, die du verdienst.“
    „Sag so was nicht.“ Er schloss sie fester in die Arme und wollte sie beschützen und umsorgen. „Es gibt nichts, was dir Leid tun müsste. Ich wünschte nur, du … wenn ich die Schule verlassen würde, müsstest du es nicht mehr tun.“
    Sie drehte sich zu ihm um, Augen und Wangen feucht von Tränen. „Ich würde alles für dich tun, Victor, begreifst du das nicht? Du bist das Beste, was ich je zu Stande gebracht habe, das Beste in meinem Leben.“ Sie nahm sein Gesicht mit beiden Händen. „Versprich mir, dass du in der Schule bleibst.“ Sie griff fester zu und sah ihn intensiv an. „Versprich es mir, Victor. Es ist wichtig.“
    Er zögerte und nickte dann. „Ich bleibe in der Schule. Ich versprech’s.“
    „Danke.“ Sie lächelte, doch er sah, dass ihre Lippen bebten. „Du hältst deine Versprechen. Das hast du getan, seit du alt genug warst, welche zu geben.“ Mit leichtem Kopfschütteln fügte sie hinzu: „Manchmal frage ich mich, wie du als Sprössling von Willy und mir so ehrenwert werden konntest.“
    Sie wollte die Hände sinken lassen, doch er hielt sie fest. „Eines Tages sorge ich für dich“, sagte er eindringlich. „Dann musst du dieses Zeugs nicht mehr auflegen und nicht mehr so arbeiten. Ich sorge für dich“, wiederholte er. „Darauf gebe ich dir mein Wort.“

 
5. KAPITEL
    „Victor, Darling, ich bin weg.“
    Santos wandte den Blick von dem kleinen Schwarzweißfernseher auf seiner Kommode ab und sah zu seiner Mutter hinüber. „Bis dann.“
    Sie schlang sich den Handtaschenriemen über die Schulter. „Würdest du vielleicht aufstehen und deiner Mama einen Kuss geben?“ Er schnitt eine Grimasse, und sie lachte: „Ich weiß, du bist inzwischen zu erwachsen dafür.“
    Sie kam zu ihm, küsste ihn leicht auf den Kopf und ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten. „Du kennst die Regeln, richtig?“
    Er wandte ihr das Gesicht zu und zog erbost die Brauen hoch. „Wie sollte ich die wohl vergessen, wo du sie jeden Abend wiederholst?“
    „Sei kein Naseweis, sag sie mir auf.“
    „Kette vorlegen“, erwiderte er in seinem aufmüpfigsten Ton, „und niemandem die Tür öffnen, nicht mal Gott.“
    Sie pochte ihm mit den Fingerknöcheln auf den Kopf. „Und die Wohnung nicht verlassen, außer sie brennt.“
    „Richtig.“
    „Sieh mich nicht so an.“ Sie betrachtete ihn ernst. „Du hältst meine Regeln für einen Witz, aber glaube mir, es gibt ein paar echte Verbrecher auf den Straßen. Und wenn

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