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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Nachdem ich dieses alles gehört hatte, sagte ich keinem Menschen etwas davon‹ – sagt Duschkin. ›Ich habe aber alles, was ich nur konnte, über den Mord erfahren und bin dann mit dem gleichen Zweifel heimgegangen. Und heute früh, um acht Uhr,‹ das heißt also auf den dritten Tag, verstehst du das? – ›kommt zu mir Mikolai; er ist nicht ganz nüchtern, doch auch nicht sehr betrunken, und versteht gut, was man zu ihm spricht. Er setzt sich auf eine Bank und schweigt. Außer ihm war aber damals in der Schenke ein einziger fremder Mann, und ein zweiter Mann, den ich kannte, schlief auf der Bank, und zwei von meinen Jungen waren dabei. – »Hast du den Mitrej gesehen?« frage ich ihn. »Nein,« sagt er, »ich habe ihn nicht gesehen.« »Warst du auch nicht hier?« – »Nein,« sagt er, »seit vorgestern war ich nicht mehr hier.« – »Und wo hast du heute übernachtet?« – »Auf den Pjeski,« sagt er, »bei Bekannten aus Kolomna.« – »Und wo hast du«, frage ich, »die Ohrringe hergenommen?« – »Auf dem Trottoir habe ich sie gefunden.« Dies sagt er so, daß ich ihm nicht recht glauben kann, auch sieht er mich nicht an. »Hast du gehört,« sage ich, »daß an jenem selben Abend und zur selben Stunde dies und dies geschehen ist?« – »Nein,« sagt er, »ich habs nicht gehört«, und er hört mit weit aufgerissenen Augen zu und ist plötzlich weiß wie Kreide. Während ich es ihm erzähle, sehe ich, wie er nach der Mütze greift. Da wollte ich ihn aufhalten. »Wart, Mikolai,« sage ich ihm, »trinkst du denn nichts?« Und ich gab dem Jungen einen Wink, daß er die Tür schließt, aber wie ich hinter dem Schanktische herauskomme, springt er auf und rennt auf die Straße und dann in die Quergasse und ist weg. Nun gab ich meinen Zweifel auf, denn es ist sicher sein Werk‹ ...«
    »Das will ich meinen! ...« sagte Sossimow.
    »Wart'! Hör das Ende! Natürlich machte man sich sofort auf die Suche nach dem Mikolai; den Duschkin nahm man fest und hielt eine Haussuchung bei ihm ab; auch den Mitrej verhaftete man; die Leute aus Kolomna nahm man ins Gebet. Da bringt man vorgestern plötzlich den Mikolai; man hat ihn in einer Herberge an der Stadtgrenze aufgegriffen. Er war hingekommen, hatte sich sein silbernes Kreuz vom Halse genommen und für das Kreuz ein Glas Schnaps verlangt. Man gab es ihm. Etwas später ging die Frau in den Kuhstall und sah durch einen Spalt: im Schuppen neben dem Kuhstall hat er seinen Gürtel an einen Balken gebunden und eine Schlinge gemacht; er steht auf einem Klotz und will sich die Schlinge um den Hals legen; die Frau erhob ein Geschrei, und die Leute liefen zusammen. ›So einer bist du also!‹ – ›Führt mich‹, sagt er, ›auf das und das Polizeirevier, ich werde alles bekennen.‹ Nun schaffte man ihn mit den gebührenden Ehren auf das betreffende Polizeirevier, das heißt hierher. Dies und jenes, wie alt – ›zweiundzwanzig‹, und so weiter. Frage: ›Als du mit Mitrej im Hause gearbeitet hast, hast du da nicht um die und die Stunde jemand auf der Treppe gesehen?‹ Antwort: ›Gewiß, es sind verschiedene Menschen vorbeigegangen, aber wir merken uns so was nicht.‹ – ›Habt ihr nicht einen Lärm oder dergleichen gehört?‹ – ›Nein, wir haben nichts Besonderes gehört.‹ – ›Nun, und war es dir bekannt, Mikolai, daß man am selben Tage die und die Witwe um die und die Stunde samt ihrer Schwester ermordet und ausgeplündert hat?‹ – ›Ich habe nichts davon gewußt, hab es erst von Afanassij Pawlowitsch am dritten Tag in der Schenke gehört.‹ – ›Und wo hast du die Ohrringe her?‹ – ›Auf dem Trottoir gefunden.‹ – ›Warum bist du nicht am anderen Tage mit Mitrej zur Arbeit gekommen?‹ – ›Weil ich gebummelt habe.‹ – ›Wo hast du gebummelt?‹ – ›Da und da.‹ – ›Warum bist du von Duschkin weggelaufen?‹ – ›Weil ich sehr erschrocken war.‹ – ›Warum warst du erschrocken?‹ – ›Daß man mich einsperren wird.‹ – ›Wie konntest du das fürchten, wo du dich vollkommen unschuldig fühltest?‹
    Du magst mir glauben oder nicht, Sossimow, diese Frage wurde tatsächlich gestellt, und zwar wörtlich in diesen Ausdrücken: ich weiß es positiv, man hat es mir genau berichtet! Wie gefällt dir das? Wie gefällt dir das?«
    »Hm, Beweise sind also doch vorhanden.«
    »Ich spreche jetzt nicht von Beweisen, sondern von dieser Frage, und wie sie die Sache auffassen! Aber zum Teufel damit! ... Sie haben ihn also

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