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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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»Passt auf, dieser Kerl klaut Telefone!«
    Später fand er heraus, dass Gabriella die Ehefrau von Guido war und Marcello der Sohn eines weiteren Bruders, der heute keine Zeit hatte. Am Tisch saß er neben Lauras Mutter, die ihn entgegen Lauras Androhung alles andere als abzulehnen schien. Er stellte fest, dass ihm die Mutter, die für ihr Alter wirklich jung aussah, ausgesprochen gut gefiel. Sie hatte sehr viel von Laura, beziehungsweise – Mark korrigierte sich – Laura hatte viel von ihrer Mutter. Gerade deshalb aber war es ihm ein Leichtes, die Mutter für sich einzunehmen. Er wusste instinktiv, wie sie reagieren würde, welche Scherze sie amüsierten und worüber sie gerne redete.
    Ständig eilte irgendjemand in die Küche, um von dort mit gefüllten Tellern und Schüsseln zurückzukehren. Gemischte Antipasti gab es, Spaghetti alla carbonara, Lammbraten … Mark war es ein Rätsel, wie das Organisationsprinzip in der Küche ablief, jedenfalls kam ununterbrochen Nachschub auf den Tisch, ohne dass jemand wirklich zum Kochen abgestellt war.
    Am späten Nachmittag schlug Guido vor, mit Laura und Mark ein wenig spazieren zu gehen. Er wolle mit ihnen etwas besprechen, sagte er den Eltern, sie seien bald wieder zurück. Auf dem Weg, der sie zur Fondamenta delle Cappuccine führte, erzählte er ihnen, dass er Marks Bruder begegnet sei. Der Principale hatte vor kurzem ein großes Fest gegeben, was er einige Male im Jahr tat. Zum ersten Mal war auch Guido dazu eingeladen, vielleicht deshalb, weil er dem Principale vor ein paar Monaten bei einem großen Versicherungsfall geholfen hatte. Einige hundert Leute waren dort gewesen, große Limousinen aus Italien, Österreich, der Schweiz, Deutschland und Ungarn waren vorgefahren. Vorwiegend hatte es sich um Männer ohne Begleitung gehandelt. Für weibliche Gesellschaft hatte der Principale gesorgt. So viele junge schöne Frauen hatte Guido noch nie auf einmal gesehen. An mehreren Tischen wurde Roulette gespielt. In einem Nebenzimmer hatte er Gäste beobachtet, die sich ungeniert mit Koks in Stimmung brachten. Mehrere Bands spielten, und am späteren Abend tanzten Mädchen nackt auf den Tischen.
    »Also, stellt euch vor, ich stehe gerade an einem Roulettetisch, da höre ich, wie von einem Croupier ein Herr Krobat mit Namen angesprochen wird. Ich habe mich dann diskret erkundigt und erfahren, dass es sich um Rudolf Krobat, einen großen Weinhändler aus München, handele. Nun, den Namen kannte ich von Laura. Ich habe ja für euch recherchiert, ob er zurzeit des Todes von Alessandro in Abano als Kurgast gemeldet war.«
    »Und ich hatte dir unseren Verdacht angedeutet, nämlich dass Rudolf irgendwie in Marks Entführung verstrickt sei.«
    »Richtig. Du hättest allerdings ruhig etwas auskunftsfreudiger sein können. Jedenfalls fand ich es schon sehr auffällig, dass Rudolf genau in dem Haus herumturnt, zu dem uns in jener Nacht dieser Alessandro geführt hat. Ich habe in meinem Beruf gelernt, Zufällen zunächst mal keinen Glauben zu schenken.«
    »Das war auch kein Zufall«, sagte Laura, »wir müssen dir nämlich noch einiges erzählen, das heißt, sofern Mark einverstanden ist.«
    »Nachdem ich jetzt weiß, dass er dein Bruder ist, sehe ich die Sache ganz entspannt«, erwiderte Mark lachend. »Natürlich können wir es ihm erzählen, vorausgesetzt, das bleibt unter uns.«
    »Vorher will ich euch aber noch einige Eindrücke von diesem Abend wiedergeben. Also, die Gäste waren offenbar fast alles passionierte Spieler. Ich habe noch nie erlebt, dass um annähernd so hohe Einsätze gespielt wurde. Dagegen ist unser Spielkasino in Venedig ein Kindergarten. Ich habe mich Rudolf etwas an die Fersen geheftet. Meiner Meinung nach ist er ein absoluter Profi. Er war bei fast allen Croupiers persönlich bekannt, hat völlig locker an mehreren Tischen gleichzeitig gespielt und dabei nie den Überblick verloren. Zwei Blondinen, die ihm nicht von der Seite wichen, hat er immer wieder Jetons in den Ausschnitt gesteckt. Er konnte sich das auch leisten, denn er hatte an jenem Abend eine Glückssträhne. Später ist er mit den beiden Blondinen im ersten Stock in einem Zimmer verschwunden.«
    »Genauso habe ich mir das vorgestellt«, kommentierte Mark Guidos Schilderungen.
    »Hoffentlich hat er sich mit den beiden Blondinen übernommen«, sagte Laura.
    »Ihr seid überhaupt nicht überrascht«, wunderte sich Guido. »Wusstet ihr, dass Rudolf ein Glücksspieler ist und beim Principale ein und

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