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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dir, vorsichtig zu sein.« Als er sie weiterhin anschaute, seufzte sie wieder. »Sehr, sehr vorsichtig.«
    »Und niemandem zu sehr zu vertrauen«, fügte er hinzu.
    »Und niemandem zu sehr zu vertrauen«, wiederholte sie gehorsam.
    Als Ben sich zu den Futterwiesen aufmachte, schaute Colby ihm nach, bis seine große Gestalt hinter der Scheune verschwand. Nachdenklich starrte Colby das Gebäude an. Für den Brandstifter wäre es sinnvoller gewesen, die Scheune anzuzünden. Sie lag weiter vom Haupthaus entfernt und hatte keine Sprinkleranlage. Die Scheune mit all dem Heu, das in ihr gelagert wurde, hätte gebrannt wie Zunder. Warum war nicht sie in Brand gesteckt worden?
    »Colby!«, rief Ginny. In ihrer Stimme schwang leichte Ungeduld mit. Sie wollte unbedingt einen guten Eindruck machen. Tanya war sehr nett, und Ginny wünschte, Colby würde sich mehr um sie kümmern, damit das Mädchen bald wiederkam.
    Colby lief zu den anderen, wobei sie Rafael komplett ignorierte und sich ausschließlich auf Joclyn und Tanya konzentrierte. Ihr war bewusst, dass Rafael sie die ganze Zeit beobachtete, während sie mit ihren beiden neuen Schülerinnen arbeitete, aber sie zwang sich, nicht in seine Richtung zu schauen. Dabei wollte sie ihn anschauen. Sie brauchte es, ihn zu sehen, und sie konnte fühlen, dass sie ständig seine geistige Nähe suchte. Sie hatte dieses Gefühl schon einmal erlebt; jetzt erkannte sie es wieder. Und Rafael rührte oft an ihr Bewusstsein, leicht wie ein Schatten und doch tröstlich. Sowie er sie erreichte, konnte sie sich entspannen und wieder frei atmen. Colby lächelte Joclyn an und unterhielt sich ganz normal mit ihr. Sie umarmte Ginny häufig, beschäftigte sich ausgiebig mit Tanya und gab sich freundlich und interessiert an ihrem Geplauder, aber die ganze Zeit beherrschte Rafael ihr Denken und ihr Fühlen.
    Sean reichte Rafael durch das offene Seitenfenster des Wagens einen Umschlag, ehe sie abfuhren, und versprach Ginny, in ein paar Tagen wiederzukommen. Colby beobachtete, wie Rafael den Umschlag lässig in seine Hemdtasche schob. Erst jetzt leistete sie sich den Luxus, ihn wirklich anzuschauen. Seine Kleidung war trotz der Tatsache, dass er die Brandwunden der Pferde auf der Koppel versorgt und bei der Reitstunde geholfen hatte, makellos. Es schien, als würden selbst Schmutz und Staub es nicht wagen, an ihm hängen zu bleiben wie an anderen. Und er roch immer so gut.
    Rafael begegnete über Ginnys Kopf ihrem Blick und lächelte sie an. Er konnte ihr den Atem rauben, ohne sich besonders anstrengen zu müssen. Colby senkte den Kopf und ging mit Ginny in Richtung Haus. »Na, was meinst du, Küken, hat Tanya dir gefallen?«
    »Sie ist wirklich nett, Colby«, antwortete Ginny begeistert. »Paul hätte ruhig kurz herkommen und sich vorstellen können.«
    »Findest du?« Colby zog die Augenbrauen hoch. »Ich hatte Angst, er würde vielleicht irgendetwas Blödes sagen und uns total blamieren – du kennst doch Paul.«
    Ginny dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Mädchen finden ihn süß. Er telefoniert dauernd mit irgendwelchen Mädels, und immer rufen sie ihn zuerst an. Er ruft sie nie an. Abends, wenn du arbeitest, hängt er in der Küche ewig am Telefon.«
    »Dein Bruder telefoniert mit Mädchen, während eure Schwester arbeitet?«, fragte Rafael ruhig. Seine Stimme war leise und gelassen wie immer, wirkte aber trotzdem bedrohlich.
    Colby starrte ihn an und fragte sich, wie er es schaffte, so beängstigend zu klingen, ohne die Stimme zu erheben. »Paul ist noch sehr jung, Rafael. Er ist erst sechzehn.«
    »Und als Armando den Unfall hatte und es dir überließ, die Ranch zu führen und ihn zu pflegen, warst du wie alt? Siebzehn?« Seine schwarzen Augen ruhten düster auf ihrem Gesicht.
    Colby, die sich plötzlich über ihn ärgerte, lief die Stufen zur Veranda hinauf. »Paul leistet sehr viel, Rafael, und außerdem ist das nicht deine Sache.«
    Er glitt lautlos neben ihr her, was sie noch mehr reizte. Seine Hand langte im selben Moment nach der Küchentür wie ihre. Colby riss ihre Hand zurück, als seine Finger sie streiften. »Glaubst du, es wird ihn zum Mann werden lassen, wenn du ihn verwöhnst, Colby? Letzten Endes muss er irgendwann die Ranch leiten. Es war der Traum deines Vaters, die Ranch für seine Kinder zu erhalten, aber er wollte bestimmt nicht, dass du dich dafür kaputtmachst.«
    Colby war sich eindringlich der Tatsache bewusst, dass ihre Schwester sie beide aus großen Augen

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