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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Wäre ich Ihnen nicht unauffällig gefolgt, Ihnen hätte alles Mögliche passieren können.«
    Sie musterte ihn und schien sich von seiner Nähe nicht einschüchtern zu lassen. »Es braucht mehr als einen vertrottelten Dieb, mich zum Schreien zu bringen. Abgesehen davon hatte ich die Lage im Griff. Ich glaube, ich habe meine Behauptung überzeugend unter Beweis gestellt.« Sie duckte sich aus seinem Schatten heraus und spannte ihren todbringenden Sonnenschirm auf, als sei Claremont ihr nächstes Opfer.
    »Und welche Behauptung wäre das?«
    »Dass ich sehr wohl in der Lage bin, allein auf mich aufzupassen. Ich bedarf Ihrer Dienste nicht.« Sie warf ihm unter dem tanzenden Fransenbesatz des Schirms heraus einen Blick zu, den er bei jeder anderen Frau als kokett empfunden hätte, nur bei der Tochter des Admirals nicht. »Aber ich habe nicht das Recht, Sie um Ihre Anstellung zu bringen. Um sich Ihre Zukunft auf Iona zu sichern, müssen Sie mich einfach nur zufrieden stellen.«
    Sie stolzierte hochmütig davon und ließ unter vollen Segeln den Sonnenschirm kreiseln. Gerard verweigerte ihr die Genugtuung, gehorsam ihrem Sandalengetrippel zu folgen.
    Er nahm den Hut ab und schlug ihn gegen den Oberschenkel. Wie schade, dass er weder die Zeit noch das Bestreben hatte, der Tochter seines Dienstherrn zu zeigen, wie sehr er sie zufrieden stellen konnte.
     
    Gerard verließ das Haupthaus, als seien die Dämonen der Hölle hinter ihm her, und strebte mit ausgreifenden Schritten von dannen, als er oben im zweiten Stock unheilvoll ein Schiebefenster quietschen hörte.
    »Oh, Mr. Claremont! Mr. Claremont, entschuldigen Sie!«
    Er stöhnte, als er die vertraute süße Stimme vernahm, und dachte kurz daran weiterzulaufen. Einfach ums Pförtnerhaus herum, zum Tor hinaus und weiter bis nach London, wo er sich ein schnelles Pferd besorgen würde, eine Kutsche oder eine Schiffspassage, irgendetwas, das ihn außer Rufweite brachte.
    Dass der Admiral ein Tyrann sein würde, hatte er erwartet, aber des Admirals herrische Tochter ließ Dschingis Khan wie einen mittelmäßigen Querulanten aussehen.
    » Mr. Claremont! Da sind Sie ja!«, rief sie, als hätte sie Claremont nicht vor gerade einmal fünfzehn Minuten fortgeschickt, damit er mit einem stumpfen Küchenmesser jeden einzelnen ihrer Zeichenstifte anspitzte. Er durfte sich glücklich schätzen, dass sie nicht auch noch verlangt hatte, dass er die Minen spitz leckte.
    Er zwinkerte sich die Mordlust aus den Augen, kehrte zum Haus zurück und bezog, wie von alters her die liebeskranken Narren, unter Lucys Fenster Position.
    »Ja, Miss?«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen pflichtschuldig.
    »Würden Sie bitte in den grünen Salon kommen? Ich bedarf Ihrer Dienste.«
    Gerard stapfte zum Dienstboteneingang und zählte leise ganz andere Dienste auf, mit denen er Lucy gerne bedacht hätte. Und zumindest einer davon, da war er sicher, würde sie ausnahmsweise einmal zum Schweigen bringen.
    Und diese Dienste hatten nichts gemein mit den trivialen Aufgaben, die er die letzte Woche über hatte erledigen müssen: beim Nachmittagstee den Stickrahmen für sie halten und sich von ihr mit der Nadel ins Knie piksen lassen, wenn er der drögen Unterhaltung wegen einzuschlafen drohte; ihre Handschuhe aufheben, wann immer sie sie beim Einkaufsbummel fallen ließ; Lord Howells unfassbar trockene Memoiren für sie umblättern, als sei sie zu schwächlich oder zu stumpfsinnig, es selber zu tun.
    Er hätte ihre Schikanen vermutlich leichter ertragen, wäre da nur eine Spur von Boshaftigkeit gewesen, aber Lucy erteilte jeden ihrer Befehle mit untadeliger Liebenswürdigkeit, jedes süße Lächeln von einem hinreißenden Grübchen begleitet, das ihm bis dato noch gar nicht aufgefallen war. Sie hatte ihr Vorhaben, beim Admiral seine Entlassung zu erwirken, offensichtlich aufgegeben und hoffte jetzt wohl, er werde von selber gehen oder vielleicht versuchen, sie zu erwürgen. Ihre Durchschaubarkeit amüsierte und entzürnte ihn gleichermaßen.
    Da sie ständig seine Zeit in Anspruch nahm, blieben ihm nur die schwarzen Stunden der Nacht, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Die Erschöpfung zerrte an seinen Nerven, aber jede Minute Schlaf bedeutete eine Minute mehr mit Lucy Snow.
    Die Tür des Salons stand wie erwartet offen. Gerards Maske aus professioneller Gleichgültigkeit hätte beinahe einen Sprung bekommen, als er Lucy sah, über eine Polsterbank gebeugt und angestrengt irgendetwas anstarrend. Ihr in

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