Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
Vom Netzwerk:
gegenseitigen Anschuldigungen mehr, in Ordnung?“
    Wollte er sie nur besänftigen, damit sie den Vertrag unterzeichnete, oder zweifelte er nun doch an ihrer Schuld? Das wäre immerhin ein Hoffnungsschimmer.
    Aber ein trügerischer. Damals im Gerichtssaal hatte Domenico Volpe sie gemieden wie die Pest. Wahrscheinlich ging es ihm nur darum, die gemeinsame Zeit in der Villa einigermaßen friedlich zu gestalten.
    Friedlich. War das nicht auch in ihrem Sinne?
    „In Ordnung.“ Sie reichte ihm die Hand, und sichtlich verblüfft schlug er ein.
    Schon bereute sie ihre unüberlegte Geste, denn prickelnde Hitze durchflutete ihren ganzen Körper, als seine kräftigen Finger ihre umschlossen.
    Seine nächste Bemerkung traf sie völlig unvorbereitet.
    „Nennen Sie mich Domenico, und ich nenne Sie Lucy, sí ?“
    Die Zeit schien stillzustehen. Es war wie damals an jenem Sommertag in Rom, als sie sich zum ersten Mal in die Augen gesehen hatten. War es die Art, wie er ihren Namen sagte, sanft und zärtlich wie ein Kosewort, die ihren Puls zum Rasen brachte?
    „Ich glaube nicht…“
    „Um unseren Waffenstillstand zu besiegeln.“
    „Also gut.“ Eine Lappalie wie diese konnte sie doch nicht aus der Ruhe bringen!
    Aber es war keine Lappalie.
    Noch lange nachdem er sie losgelassen hatte, spürte Lucy den warmen Druck seiner Hand und hörte ihn mit samtweicher Stimme ihren Namen sagen.
    Und hatte das bange Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben.
    Schweigend wanderten sie am Strand entlang zurück zur Villa. Die tief am Himmel stehende Sonne warf lange Schatten auf den weißen Sand. Nur das Rauschen der Wellen und der Gleichklang ihrer Schritte waren zu hören.
    Zum ersten Mal seit Wochen verspürte Domenico so etwas wie inneren Frieden.
    Und das mit Lucy Knight an seiner Seite!
    Seine Geschäftsverhandlungen befanden sich in einer kritischen Phase, Pia reagierte hysterisch auf die neuesten Pressemeldungen, und was tat er? Schlenderte hier fröhlich mit der Mörderin seines Bruders auf seiner geliebten Insel herum. Er war wohl verrückt geworden, sie hierherzubringen!
    Lucy blieb hinter ihm zurück, und er drehte sich zu ihr um.
    Sie hatte die Sandaletten abgestreift und stand knöcheltief in den sich kräuselnden Wellen. Die Abendsonne tauchte ihre schlanke, geschmeidige Gestalt in weiches Licht und verlieh ihrem blonden Haar einen rotgoldenen Schimmer.
    Sie sah bezaubernd aus.
    Erwartungsvoll blickte Lucy ihn an, und er ging hoffnungsvoll auf sie zu. Vielleicht war sie jetzt bereit, seinen Vorschlag anzunehmen.
    „Lucy?“ Ihren Namen zu sagen fühlte sich gut an. Viel zu gut. Er durfte nicht vergessen, dass es hier um ein Geschäft ging. Seit Sandros Tod war es seine Aufgabe, Pia und Taddeo zu beschützen. Der Gedanke an Sandro ernüchterte ihn.
    „Ich habe es Ihnen nie gesagt, aber …“ Verlegen senkte Lucy den Blick. In diesem Moment erinnerte sie ihn mehr denn je an das Mädchen mit den Vergissmeinnicht-Augen, das ihn nächtelang um den Schlaf gebracht hatte.
    „Ja?“ So zurückhaltend war sie doch sonst nicht!
    „Tut mir leid. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen …“
    „Das kann man wohl sagen.“
    Lucy lächelte schwach, hob den Kopf und sah ihn an.
    „Ich weiß, es hat keinen Sinn, Ihnen meine Unschuld zu beteuern, aber eins sollten Sie wissen …“ Sie zögerte, fuhr dann fort, den Blick fest auf ihn gerichtet: „Das mit Ihrem Bruder tut mir leid. Sein Tod war eine Tragödie für seine Frau, sein Kind und seine ganze Familie. Er war ein guter, fürsorglicher Mann.“ Tief atmete sie durch. „Ich bedaure seinen Tod und dass ich darin verwickelt war.“
    Wie gebannt hing Domenico an ihren Lippen. Endlich, nach all den Jahren, sprach sie es aus. Er hatte schon nicht mehr damit gerechnet. Obwohl er immer gewusst hatte, dass nur ein Geständnis ihm helfen würde, Sandros Tod zu verarbeiten.
    Es war zwar nicht direkt ein Geständnis, aber ihre Worte berührten ihn tief. Lucy sah ihm so offen und ehrlich ins Gesicht, als hätte sie nichts zu verbergen. Er spürte einfach, dass sie die Wahrheit sagte. In diesem Moment schienen alle Barrieren zwischen ihnen zu fallen.
    „Danke.“ Seine Stimme war rau vor Emotionen, wie immer, wenn es um seinen Bruder ging, doch etwas in ihm kam zur Ruhe. „Ich weiß das zu schätzen.“
    Lucy lächelte matt. „Das freut mich. Ich habe Ihrer Schwägerin vor einiger Zeit dasselbe in einem Brief geschrieben, aber ich weiß nicht, ob sie ihn gelesen

Weitere Kostenlose Bücher