Verfuehrung in aller Unschuld
hat.“
„Sie haben Pia geschrieben?“ Davon hörte er jetzt zum ersten Mal, obwohl Pia sich sonst wegen jeder Kleinigkeit an ihn wandte.
Nachdenklich musterte er die zarte blonde Frau vor ihm. Sie verblüffte ihn immer aufs Neue.
Und weckte ganz unerwartete Gefühle in ihm.
Als Domenico am nächsten Tag im Arbeitszimmer am Computer saß, drang fröhliches Gelächter von draußen zu ihm herein. Neugierig trat er ans Fenster.
Auf der Terrasse am Ende des Gartens spielte Lucy mit der kleinen Chiara. Sie bückte sich gerade, um Kreidekästchen auf die Steinfliesen zu malen, und ihr Jeansrock spannte über ihrem knackigen Po.
Domenico fand ihren Anblick so sexy, dass ihm glühend heiß wurde. Überhaupt ertappte er sich viel zu oft dabei, wie er verstohlen ihre reizvollen Kurven betrachtete.
Es klopfte, und Rocco trat ein. „Sie wollten mich sprechen, Boss?“
Wollte er das? Wenn ja, dann war es ihm entfallen. Er war viel zu sehr mit Lucys fehlender Unterschrift auf dem Vertrag befasst.
„Haben Sie gesehen, mit wem Ihre Nichte da spielt?“, fragte Domenico mürrisch, ohne sich umzudrehen. Es war nicht der Vertrag, der ihn so durcheinanderbrachte. Es war Lucy selbst. Sie war eigensinnig, stolz – und unwiderstehlich anziehend.
„Ja, die beiden verstehen sich prima.“
Domenico runzelte die Stirn. „Haben Sie keine Bedenken, Chiara mit einer Frau spielen zu lassen, die wegen Mordes im Gefängnis saß?“
Hinter ihm blieb es still. Als er sich umdrehte, bedachte Rocco ihn mit einem langen, ernsten Blick, der ihn beschämte.
„Was geschehen ist, ist geschehen, Boss. Das Gericht hat ihr keine Tötungsabsicht unterstellt. Und sie liebt Kinder, wie man sieht.“ Er nickte in Richtung Garten. „ Mamma vertraut ihr.“
Roccos Mamma war eine Respektsperson. Sie war seit über dreißig Jahren bei den Volpes beschäftigt und hatte Sandro geholfen, Domenico großzuziehen, nachdem die Eltern der beiden gestorben waren.
„Vielleicht ist Signorina Knight nicht die, für die Sie sie halten, Boss.“
Domenico schüttelte unwillig den Kopf. Er brauchte keine guten Ratschläge von seinem Sicherheitschef. Und doch …
War Lucy wirklich ein geldgieriges, egoistisches Flittchen, das sich schamlos an seinen Bruder herangemacht hatte? Wenn er nicht gewusst hätte, wie verführerisch ihr mädchenhafter Charme auf Männer wirkte, hätte er nie geglaubt, dass Sandro seine Frau mit ihr betrogen hatte.
Lucy war damals achtzehn gewesen. Hatten die letzten Jahre sie verändert?
Hin und wieder ließ sie eine überraschende Empfindsamkeit und Aufrichtigkeit erkennen. Dann erinnerte sie ihn an das zauberhafte Mädchen von damals, nur dass sie jetzt härter und selbstbewusster wirkte.
Vielleicht sah er nur, was er sehen wollte.
Oder was sie ihm vorgaukelte.
Wie auch immer, sie ging ihm richtig unter die Haut. Sie hatte Zweifel gesät, wo vorher Gewissheit gewesen war.
5. KAPITEL
Domenico fing Lucy an der Tür ab, als sie aus dem Garten hereinkam.
„Hätten Sie Lust, mit mir schnorcheln zu gehen?“
Lucy sah ihn argwöhnisch an. Gut, es herrschte Waffenruhe zwischen ihnen, und er ließ ihr jede Freiheit. Sie konnte sogar ins Internet gehen, um sich mit der hoffnungslosen Suche nach einer Stelle zu beschäftigen. Aber ein Badeausflug, mit ihm?
Lucy schüttelte den Kopf. „Ich sollte meine E-Mails checken.“ Als würde sich irgendein Arbeitgeber für ihre Bewerbung interessieren! Bei der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt würde es an ein Wunder grenzen, ganz abgesehen von der unüberwindlichen Hürde, die ihre Vorstrafe darstellte.
„Das kann warten. Es tut sicher gut, mal von der Insel herunterzukommen.“
„Warum?“
Was hatte er vor? So grimmig, wie Domenico sie bei ihrem ersten Wiedersehen gemustert hatte, war ein tödlicher Bootsunfall nicht auszuschließen.
Nein, Domenico Volpe war nicht gewalttätig. Er war es nur nicht gewohnt, dass nicht jeder nach seiner Pfeife tanzte. Wahrscheinlich wollte er sie nur weichkochen, damit sie den Vertrag unterschrieb.
„Weil mir E-Mails, Börsenkurse und Finanzberichte zum Hals heraushängen. Zeit für eine Pause!“ Er lächelte so jungenhaft charmant, dass ihr der Atem stockte. Der Mann war wirklich unverschämt attraktiv. „Oder wollen Sie mir etwa aus dem Weg gehen, Lucy?“
„Warum sollte ich?“
Domenico zuckte mit den Schultern. „Vielleicht mache ich Sie nervös.“
Allerdings.
Er lächelte, als könnte er ihre geheimsten Gedanken lesen.
Ahnte er
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