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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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liegen, wird es noch eine Weile länger dauern. Das kommt ganz darauf an, wie sich ihr Zustand entwickelt.«
    »Die Gerichtsverhandlung ist für den 1. Juli angesetzt …«
    »Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, ist sie bis dahin auf jeden Fall wieder auf den Beinen.«
     
    Misstrauisch musterte Kriminalinspektor Bublanski die muskulöse Frau, die ihm am Cafétisch gegenübersaß. Es war Freitag, der 20. Mai, und die Luft war fast sommerlich warm. Sie hatte sich als Monica Figuerola von der RPF/Sich ausgewiesen und ihn um fünf Uhr abgefangen, als er sich gerade auf den Heimweg machte. Sie hatte ihm ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee vorgeschlagen.
    Er fragte, worum es denn ginge, und sie erklärte ihm offenherzig, dass sie von ihrem Chef den Auftrag erhalten habe, sich ganz inoffiziell ein Bild davon zu machen, was in dieser sogenannten Zalatschenko-Geschichte, die gerade zur Salander-Geschichte umbenannt wurde, eigentlich wahr und falsch war. Außerdem erklärte sie, es sei nicht ganz sicher, ob sie überhaupt das Recht habe, ihn zu befragen, und dass er selbst entscheiden solle, was er tun wolle.
    »Was wollen Sie denn wissen?«, fragte Bublanski schließlich.
    »Erzählen Sie mir, was Sie über Lisbeth Salander, Mikael Blomkvist, Gunnar Björck und Alexander Zalatschenko wissen. Wie passen all diese Puzzleteile zusammen?«
    Sie unterhielten sich über zwei Stunden lang.
     
    Torsten Edklinth überlegte lange und gründlich, wie er weiter verfahren sollte. Nach fünftägigen Ermittlungen hatte Monica Figuerola ihm eine ganze Reihe von Hinweisen darauf geliefert, dass innerhalb der RPF/Sich irgendetwas faul war. Ihm war klar, dass er vorsichtig vorgehen musste, solange er noch nicht genug Beweise beisammenhatte. In der jetzigen Situation befand er sich - verfassungsrechtlich gesehen - in einer gewissen Notsituation, denn er war nicht befugt, heimlich operative Ermittlungen durchführen zu lassen, schon gar nicht gegen die eigenen Mitarbeiter.
    Also musste er eine Formel finden, die seine Maßnahmen rechtfertigte. Den ganzen Freitag saß er allein in seinem Büro und grübelte.
    Schließlich kam er zu dem Schluss, dass Armanskij recht hatte, so unwahrscheinlich sich das anhörte. Es musste sich um eine Verschwörung innerhalb der RPF/Sich handeln. Wie weit nach oben diese Verschwörung reichte, konnte er noch nicht abschätzen.
    In säuberlichen Druckbuchstaben schrieb er drei Namen auf einen Notizblock.
     
    Göran Mårtensson, Personenschutz, Kriminalinspektor Gunnar Björck, stellv. Chef der Auslandsabteilung. Verstorben. (Selbstmord?) Albert Shenke, Amtschef, RPF/Sich
     
    Monica Figuerola war zu dem Schluss gekommen, dass der Amtschef die Strippen gezogen haben musste, als Mårtensson, zumindest offiziell, vom Personenschutz zur Gegenspionage versetzt worden war. In Wirklichkeit war er ja damit beschäftigt, den Journalisten Mikael Blomkvist zu überwachen, was mit Gegenspionage nun wirklich überhaupt nichts zu tun hatte.
    Der Liste mussten noch weitere Namen hinzugefügt werden.
     
    Peter Teleborian, Psychiater Lars Faulsson, Schlosser
     
    Teleborian war Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre ein paarmal von der RPF/Sich als psychologischer Berater angeheuert worden. Genauer gesagt, in drei Fällen. Edklinth hatte sich die Berichte aus dem Archiv gründlich durchgesehen. Das erste Mal war außergewöhnlich: Die Gegenspionage hatte einen russischen Informanten innerhalb der schwedischen Telekommunikationsindustrie entdeckt, und der Hintergrund dieses Spions gab Anlass zu der Befürchtung, dass er im Falle seiner Enttarnung eventuell Selbstmord begehen könnte. Teleborian hatte eine brillante Analyse erstellt, und der Informant konnte daraufhin tatsächlich überredet werden, als Doppelagent zu arbeiten. Bei den anderen beiden Gelegenheiten war es um wesentlich kleinere Gutachten gegangen, einmal über einen Angestellten der RPF/Sich, der ein Alkoholproblem hatte, einmal über einen Diplomaten aus einem afrikanischen Land, dessen Sexualverhalten die SiPo befremdete.
    Aber weder Teleborian noch Faulsson - vor allem nicht Faulsson - hatten einen Posten bei der RPF/Sich. Und doch standen sie durch ihre Aufträge in Verbindung mit … ja, mit was?
    Die Verschwörung war aufs Engste verknüpft mit dem verstorbenen Alexander Zalatschenko, dem übergelaufenen russischen GRU-Spion, der laut vorliegenden Angaben am Wahltag 1976 nach Schweden gekommen war. Und von dem man noch nie gehört hatte. Wie war so

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