Vergebung
genehmigt worden sein. Wenn dem so wäre, würde ich unter Umständen sogar eine heimliche Operation gefährden.«
Der Ministerpräsident sah den Justizminister an. Beiden war klar, dass Edklinth sich gut absichern wollte.
»Ich habe noch nie von etwas Derartigem gehört. Wissen Sie etwas davon?«
»Absolut nicht«, erwiderte der Justizminister. »In keinem Bericht der Sicherheitspolizei habe ich etwas gelesen, was damit zu tun haben könnte.«
»Mikael Blomkvist vermutet eine interne Fraktion in der SiPo. Er nennt sie den Zalatschenko-Klub.«
»Ich habe noch nicht einmal davon gehört, dass Schweden einen russischen Überläufer von diesem Format aufgenommen und versorgt haben sollte … Er ist also zur Zeit der Fälldin-Regierung übergelaufen.«
Edklinth räusperte sich.
»Der bürgerlichen Regierung folgte Olof Palme. Es ist kein Geheimnis, dass meine Vorgänger bei der RPF/Sich ein gespaltenes Verhältnis zu Palme hatten …«
»Sie meinen also, dass man es unterlassen hat, die sozialdemokratische Regierung zu informieren …«
Edklinth nickte.
»Ich darf Sie daran erinnern, dass Fälldin über zwei Legislaturperioden regierte. Doch beide Male zerbrach die Regierung, was eine Reihe höchst komplizierter Koalitionsverhandlungen und Kabinettsumbildungen zur Folge hatte. Es herrschte, kurz gesagt, ein ziemliches Chaos. Das mag dazu beigetragen haben, dass die RPF/Sich den Fall Zalatschenko als ihre interne Angelegenheit betrachtet hat.«
»Wer wäre dann verantwortlich?«, erkundigte sich der Ministerpräsident.
Alle außer Monica Figuerola schüttelten den Kopf.
»Ich nehme an, dass diese Sache unweigerlich zu den Massenmedien durchsickern wird«, sagte der Ministerpräsident.
»Mikael Blomkvist und Millennium werden die Story veröffentlichen. Mit anderen Worten, wir befinden uns in einer Zwangslage.«
Edklinth achtete sorgfältig darauf, an dieser Stelle das Wörtchen »wir« zu benutzen. Der Ministerpräsident nickte.
»Dann möchte ich mich als Erstes bei Ihnen bedanken, dass Sie mit dieser Angelegenheit so schnell zu mir gekommen sind. Normalerweise empfange ich so kurzfristig keinen Besuch, aber der Justizminister hat mir versichert, dass Sie ein vernünftiger Mensch sind und etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein muss, wenn es Ihnen so eilt.«
Edklinth atmete ein wenig auf. Was auch geschah, der Zorn des Ministerpräsidenten würde ihn also nicht treffen.
»Jetzt müssen wir nur noch entscheiden, wie wir in dieser Sache weiter verfahren wollen. Haben Sie Vorschläge?«
»Vielleicht«, antwortete Edklinth zögerlich.
Er schwieg so lange, dass Monica Figuerola sich schließlich räusperte.
»Wenn ich dazu etwas sagen dürfte …«
»Bitte sehr«, sagte der Ministerpräsident.
»Falls es wirklich so ist, dass die Regierung von dieser Operation nichts weiß, dann ist sie gesetzeswidrig. Wenn wir die Behauptungen von Mikael Blomkvist belegen können, bedeutet das, dass eine Gruppe von Mitarbeitern innerhalb der SiPo eine kriminelle Tätigkeit ausgeübt hat. Damit zerfällt das Problem in zwei Teile.«
»Wie meinen Sie das?«
»Zum Ersten müssen wir die Frage beantworten, wie das alles möglich war. Wer hatte die Verantwortung? Wie konnte eine derartige Verschwörung im Rahmen einer etablierten Polizeiorganisation überhaupt entstehen? Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich selbst für die RPF/Sich arbeite, und ich bin stolz darauf. Aber wie konnte so etwas so lange unentdeckt bleiben und finanziert werden?«
Der Ministerpräsident nickte.
»Über diesen Part wird man eines Tages Bücher schreiben«, fuhr Monica Figuerola fort. »Aber eines ist klar - es muss eine Finanzierung geben, und die muss sich auf mindestens ein paar Millionen Kronen pro Jahr belaufen. Ich habe mir das Budget der Sicherheitspolizei mal angesehen und kann nichts finden, was auf die Existenz des Zalatschenko-Klubs hinweisen würde. Aber wie Sie wissen, gibt es da noch einige versteckte Fonds, in die ich keinen Einblick habe.«
Der Ministerpräsident nickte finster. Warum musste die SiPo immer so ein administrativer Albtraum sein?
»Der zweite Part betrifft die Frage, welche Personen in diese Affäre verwickelt sind. Oder genauer gesagt, welche Personen, streng genommen, hinter Schloss und Riegel gehören.«
Der Ministerpräsident spitzte die Lippen.
»Meiner Meinung nach hängen all diese Fragen von der Entscheidung ab, die Sie in den nächsten Minuten treffen.«
Edklinth hielt den Atem an. Hätte er
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