Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Monica Figuerola jetzt gegen das Schienbein treten können, dann hätte er es getan. Auf einmal hatte sie alle Rhetorik beiseitegelassen und den Ministerpräsidenten selbst als den Verantwortlichen hingestellt. Zu diesem Schluss hätte er auch kommen wollen, aber erst nach langwierigen diplomatischen Umwegen.
    »Und welche Entscheidung soll ich Ihrer Meinung nach treffen?«, fragte der Ministerpräsident.
    »Wir von der Sicherheitspolizei möchten betonen, dass wir gemeinsame Interessen verfolgen. Ich arbeite seit drei Jahren für den Verfassungsschutz und finde, dass meine Aufgabe von zentraler Bedeutung für die schwedische Demokratie ist. Die Sicherheitspolizei hat sich in den letzten Jahren immer im Rahmen der Verfassung bewegt. Selbstverständlich will ich vermeiden, dass sie jetzt in einen Skandal gerät. Für uns ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um die verbrecherischen Alleingänge von Einzelpersonen handelt.«
    »Tätigkeiten dieser Art sind definitiv nie von der Regierung abgesegnet worden«, warf der Justizminister ein.
    Monica Figuerola nickte und überlegte kurz.
    »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie - in Ihrer Eigenschaft als Ministerpräsident - den Verfassungsschutz damit beauftragen, dieses Durcheinander so schnell wie möglich zu klären. Sie könnten uns eine schriftliche Anweisung geben und die notwendigen Befugnisse erteilen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das gesetzeskonform ist, was Sie da vorschlagen«, meinte der Justizminister.
    »Doch. Es ist gesetzeskonform. Die Regierung hat die Macht, weitreichende Maßnahmen zu ergreifen, sobald die Verfassung von illegalen Machenschaften bedroht wird. Und wenn eine Gruppe von Militärs oder Sicherheitsbeamten anfängt, auf eigene Faust Außenpolitik zu betreiben, dann hat de facto ein Staatsstreich in diesem Land stattgefunden.«
    »Außenpolitik?«, hakte der Justizminister nach.
    Plötzlich nickte der Ministerpräsident.
    »Zalatschenko war ein Überläufer einer fremden Staatsmacht«, erklärte Monica Figuerola. »Die Informationen, die er der SiPo gab, wurden laut Mikael Blomkvist an ausländische Nachrichtendienste weitergegeben. Wenn die Regierung darüber nicht informiert wurde, ist das als Staatsstreich zu betrachten.«
    »Ich verstehe Ihren Gedankengang«, sagte der Ministerpräsident. »Erlauben Sie nun, dass ich Ihnen meinen eigenen darlege.«
    Er stand auf und ging einmal um den Wohnzimmertisch herum. Schließlich blieb er vor Edklinth stehen.
    »Sie haben da eine talentierte Mitarbeiterin. Außerdem kommt sie ohne Umschweife zur Sache. Das gefällt mir.«
    Edklinth schluckte und nickte. Der Ministerpräsident wandte sich an seinen Justizminister.
    »Morgen früh möchte ich hier ein Dokument haben, das dem Verfassungsschutz außerordentliche Befugnisse in dieser Affäre erteilt. Der Auftrag besteht darin, den Wahrheitsgehalt der betreffenden Behauptungen festzustellen, Belege für das Ausmaß dieser Geschichte zu sammeln sowie die Personen zu identifizieren, die dafür verantwortlich oder daran beteiligt waren.«
    Edklinth nickte abermals.
    »In diesem Dokument soll allerdings nicht stehen, dass Sie eine Voruntersuchung anstellen - kann sein, dass ich mich irre, aber ich glaube, dass nur der Generalstaatsanwalt ermächtigt ist, eine Voruntersuchung einzuleiten. Ich kann Sie jedoch mit einer Sonderermittlung beauftragen. Sie führen also eine von staatlicher Seite in Auftrag gegebene Untersuchung durch. Verstanden?«
    »Ja. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich selbst einmal Staatsanwalt war.«
    »Hmm. Wir werden die Rechtslage prüfen lassen. Sie sind auf jeden Fall allein verantwortlich für diese Ermittlung. Die entsprechenden Mitarbeiter bestimmen Sie selbst. Wenn Sie Beweise für kriminelle Machenschaften finden, müssen Sie diese Information an den Generalstaatsanwalt weitergeben, der über eine Anklage entscheiden wird.«
    »Hmm«, machte Monica Figuerola.
    »Was?«, fragte der Ministerpräsident.
    »Da wären noch zwei Probleme … Erstens könnte Millennium s Enthüllungsstory mit unseren Ermittlungen kollidieren, und zweitens beginnt in ein paar Wochen der Prozess gegen Lisbeth Salander.«
    »Können wir herausfinden, wann Millennium veröffentlichen will?«
    »Wir könnten Erkundigungen einziehen«, meinte Edklinth. »Uns in die Arbeit der freien Presse einzumischen wäre allerdings das Letzte, was uns einfiele.«
    »Was dieses Mädchen Salander angeht …«, begann der Justizminister. Er überlegte kurz.

Weitere Kostenlose Bücher