Mikael jedoch weder in Ekströms Mails noch in seinem Kalender oder seinen Notizen finden. Hingegen war nicht zu übersehen, dass er gewisse Informationen über Zalatschenko besaß. In den Notizen fand Mikael mehrere kryptische Formulierungen:
Salander-Bericht eine Fälschung. Björcks Original stimmt nicht mit Blomkvists Version überein. Streng geheim.
Hmm . Dann eine Reihe von Notizen, die behaupteten, dass Lisbeth Salander paranoid-schizophren war.
Zwangseinweisung von Salander 1991 korrekt.
In einem Ordner fand Mikael verschiedene Hintergrundinformationen, die der Staatsanwalt als irrelevant für die Voruntersuchung einstufte und die daher in der Gerichtsverhandlung nicht zur Sprache gebracht werden oder in die Beweiskette gegen sie eingehen sollten. Dazu gehörte im Großen und Ganzen alles, was mit Zalatschenkos Vergangenheit zu tun hatte.
Die Untersuchung war völlig unzulänglich.
Mikael fragte sich, wie viel davon Zufall war und wie viel arrangiert. Wo verlief die Grenze? Und war sich Ekström der Existenz dieser Grenze bewusst?
Oder war es tatsächlich möglich, dass jemand Ekström vorsätzlich mit glaubwürdigen, aber irreführenden Informationen versorgte?
Schließlich loggte er sich bei Hotmail ein und verbrachte die nächsten zehn Minuten damit, das halbe Dutzend anonymer Mailaccounts durchzugehen, die er sich eingerichtet hatte. Jeden Tag hatte er auch getreulich die Hotmail-Adresse kontrolliert, die er Sonja Modig gegeben hatte. Er hegte keine größere Hoffnung, dass sie von sich hören ließ. Daher war er ziemlich überrascht, als er die Mailbox öffnete und eine Mail von <
[email protected] > vorfand. Die Mitteilung bestand aus einer einzigen Zeile.
Café Madeleine, Obergeschoss, Sa 11 Uhr
Mikael Blomkvist nickte nachdenklich.
Plague pingte Lisbeth gegen Mitternacht an und riss sie mitten aus einer Formulierung über ihre Erfahrungen mit Holger Palmgren als Vormund. Irritiert sah sie auf das Display.
Was willst du?
Hallo, Wasp, freu mich auch, von dir zu hören.
Schon gut. Was ist?
Teleborian.
Sie setzte sich im Bett auf und blickte gespannt auf den Bildschirm ihres Palms.
Erzähl.
Trinity hat das in Rekordzeit hingekriegt.
Wie?
Der Klapsdoktor kann nicht still sitzen. Reist die ganze Zeit zwischen Uppsala und Stockholm hin und her, und wir können in aller Ruhe einen hostile takeover durchführen .
Ich weiß. Wie?
Zweimal pro Woche geht er Tennis spielen. Jedes Mal zwei Stunden. Hat den Computer im Auto in einer Parkgarage gelassen.
Aha.
Trinity hatte keine Probleme, die Alarmanlage des Wagens auszustellen und den Computer rauszuholen. Er hat nur dreißig Minuten gebraucht, alles via Firewire zu kopieren und Asphyxia einzubauen.
Wo?
Plague gab ihr die http-Adresse des Servers, auf dem er Teleborians Festplatte abgelegt hatte.
Um Trinity zu zitieren …. This is some nasty shit.?
Guck dir einfach seine Festplatte an .
Lisbeth suchte sofort den Server auf, den Plague angegeben hatte. In den nächsten drei Stunden sah sie sich einen Ordner nach dem anderen von Teleborians Computer an.
Sie fand die Korrespondenz zwischen Teleborian und einer Person, die eine Hotmail-Adresse hatte und verschlüsselte Mails schickte. Da sie Zugang zu Teleborians PGP-Schlüssel hatte, konnte sie problemlos den Schriftverkehr entschlüsseln und lesen. Er hieß Jonas, der Nachname fehlte. Jonas und Teleborian hatten ein ungesundes Interesse an Lisbeth Salanders mangelndem Wohlbefinden.
Yes … wir können beweisen, dass eine Verschwörung vorliegt .
Aber was Lisbeth Salander wirklich interessierte, waren die siebenundvierzig Ordner, die achttausendsiebenhundertsechsundfünfzig Bilder mit gröbster Kinderpornografie enthielten. Sie machte ein Bild nach dem anderen auf. Manche Kinder mochten um die 15 sein, viele auch jünger. Eine ganze Reihe von Fotos zeigte auch Kleinkinder. Auf den meisten Bildern waren Mädchen zu sehen. Mehrere waren sadistischer Natur.
Sie fand Links zu mindestens einem Dutzend Personen in verschiedenen Ländern, die untereinander Kinderpornos austauschten.
Lisbeth biss sich auf die Unterlippe. Ansonsten war auf ihrem Gesicht keine Gemütsregung zu erkennen.
Sie erinnerte sich an die Nächte, als sie als Zwölfjährige in einem stimulationsfreien Raum in der kinderpsychiatrischen Klinik St. Stefan gelegen hatte. Immer wieder war Teleborian im Dunkeln zu ihr ins Zimmer gekommen und hatte sie im Schein des Nachtlichts