Vergebung
besonders interessante Krisenherde und Hauptstädte in der ganzen Welt punktuell überwachten.
Die NSA verfügte über enorme Ressourcen und verwendete ein großes Fangnetz, um eine riesige Anzahl von Handygesprächen in einer bestimmten Region aufzufangen. Jedes einzelne Gespräch wurde herausgefiltert und von Computern digital verarbeitet, die auf bestimmte Wörter reagierten, zum Beispiel »Terrorist« oder »Kalaschnikow«. Wenn der Computer so ein Wort auffing, schlug er automatisch Alarm, woraufhin sich ein Mitarbeiter des Problems annahm und das Gespräch abhörte, um einzuschätzen, ob es von Interesse war oder nicht.
Schwieriger war es schon, ein ganz bestimmtes Handy zu identifizieren. Jedes Handy hat seine eigene, unverwechselbare Signatur - einen Fingerabdruck quasi - in Form seiner Telefonnummer. Mit einer besonders empfindlichen Apparatur konnte die NSA ein bestimmtes Gebiet durchkämmen und Gespräche herausfiltern und mithören. Diese Technik war zwar einfach, aber nicht hundertprozentig sicher. Ausgehende Gespräche sind besonders schwer zu identifizieren, im Gegensatz zu den eingehenden Gesprächen, denn die beginnen ja mit genau dem Fingerabdruck, der das fragliche Telefon anspricht, damit es das Signal empfängt.
Der Unterschied zwischen den Ambitionen der NSA und denen von Trinity bei ihren Lauschangriffen war ein rein wirtschaftlicher. Während die NSA über ein Jahresbudget von mehreren Milliarden Dollar verfügt, fast zwölftausend Agenten beschäftigt und Zugang zur Spitzentechnologie der Bereiche Informatik und Telefonie hat, konnte Trinity nur seinen Lieferwagen vorweisen, in der sich seine dreißig Kilo schwere Ausrüstung befand, von der ein Großteil von Bob the Dog zusammengebastelt worden war. Die NSA kann mittels globaler Satellitenüberwachung extrem empfindliche Antennen auf ein ganz bestimmtes Gebäude an jedem beliebigen Punkt der Erde richten. Trinity hatte eine Antenne, die Bob the Dog konstruiert und die eine effektive Reichweite von fünfhundert Metern hatte.
Die Technik, über die Trinity verfügte, zwang ihn, seinen Lieferwagen an der Bergsgatan oder in einer ihrer Nebenstraßen zu parken und die Ausrüstung mühsam so auszurichten, bis er den Fingerabdruck identifiziert hatte, der Staatsanwalt Richard Ekströms Handy entsprach. Da er kein Schwedisch konnte, musste er die Gespräche über ein weiteres Handy zu Plague nach Hause weiterleiten, der dann das Abhören an sich besorgte.
Fünf Tage lang hatte ein immer hohläugigerer Plague sich dumm und dämlich gelauscht an einer Unmenge von Telefonaten, die das Polizeigebäude erreichten oder von dort ausgingen. Er hatte Bruchstücke laufender Ermittlungen mit angehört, Verabredungen für Rendezvous mitbekommen und jede Menge Gespräche aufgenommen, die nichts als uninteressanten Nonsens enthielten. Am späten Abend des fünften Tages schickte Trinity ein Signal, das ein Digitaldisplay sofort als Ekströms Handynummer identifizierte. Plague stellte die Parabolantenne auf die genaue Frequenz ein.
Die RFTS-Technik funktionierte hauptsächlich bei eingehenden Gesprächen. Trinitys Parabolantenne schnappte es einfach auf, wenn Ekströms Handynummer in ganz Schweden durch den Äther geschickt wurde, um sein Telefon anzusprechen.
Wenn Trinity Ekströms Gespräche aufnehmen konnte, erhielt er mit der Stimme des Staatsanwalts auch einen »akustischen Fingerabdruck«, den Plague bearbeiten konnte.
Plague ließ Ekströms digitalisierte Stimme durch ein Programm namens VPRS laufen, das Voiceprint Recognition System. Damit spezifizierte er ungefähr ein Dutzend häufig vorkommender Wörter, zum Beispiel »okay« oder »Salander«. Sowie er fünf separate Beispiele von jedem Wort hatte, wurden sie nach verschiedenen Gesichtspunkten analysiert: wie lange es dauerte, das Wort auszusprechen, welchen Frequenzumfang es hatte, wie die Endung betont wurde und ein Dutzend anderer Indikatoren. Das Resultat wurde grafisch in einer Kurve abgebildet, mit deren Hilfe Plague die Möglichkeit bekam, auch ausgehende Gespräche des Staatsanwalts abzuhören. Seine Parabolantenne lauschte ständig nach Gesprächen, in denen Ekströms Kurve für eines dieser häufig vorkommenden Wörter auftrat. Zwar war diese Technik auch nicht perfekt, aber schätzungsweise 50 Prozent aller Gespräche, die Ekström irgendwo in der näheren Umgebung des Polizeigebäudes von seinem Handy aus führte, wurden abgehört und aufgezeichnet.
Der Nachteil dieser Technik lag
Weitere Kostenlose Bücher