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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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Warum wurde er getötet und ich war noch am Leben? Ich weiß es nicht.
    Die Kehrseite als Glückspilz ist, dass ich manchmal nicht mehr derselbe bin, der ich war. Ich versuche Ihnen das mal bildlich darzustellen. Stellen Sie sich ein Gehirn vor… ein großer grauer Klumpen, durch das Stammhirn und das Rückenmark mit dem Körper verbunden, schwebend und gedämpft durch Fluid und geschützt durch meinen dicken Schädel. Nun nehmen Sie einen Presslufthammer und schlagen sie kräftig zu. 
    Das ist so ungefähr das, was passiert ist. Um ehrlich zu sein, es ist schwer zu akzeptieren. Ich war nicht der beste Schüler der Welt gewesen, aber ich war recht schlau. Na ja, zumindest früher. Jetzt… habe ich ein paar Probleme. Manchmal kann ich mich einfach nicht erinnern. Zum Beispiel wo mein nächster Termin ist, oder welchen Tag wir gerade haben, oder wie man addiert und subtrahiert. Es ist wesentlich schlimmer, wenn ich müde bin, aber man merkt es auch so recht häufig, wenn ich Worte vergesse. Ich kann mitten in einem Wortschwall sein, und dann ganz plötzlich, vergesse ich die einfachsten Wörter, wie blau oder Himmel oder meinen eigenen Namen. Es liegt mir auf der Zunge, aber ich kann es einfach nicht sagen. 
    Jedenfalls, als ich die Zulassung für Columbia bekam, kümmerte sich das VA-Krankenhaus in Atlanta darum, dass ich meine Physiotherapie in New York fortsetzen konnte. Dreimal die Woche bin ich im hiesigen VA-Krankenhaus an der 23. Straße Ost um gestoßen, gestupst, gestreckt und gezogen zu werden. 
    „Morgen“, sagte ich, als ich aufgerufen wurde und ohne Gehstock langsam in das Büro von Jerry Weinstein ging.
    Jerry ist ein riesiger Typ. Ein Monster. Ein Ex-Marinesoldat, um die Vierzig, der 2004 im Irak ein Bein verloren hatte. Er hatte Null Mitgefühl für mich und meinen Blödsinn. Merkwürdigerweise mochte ich ihn. Aber mein Gott, wie er es liebte, mir Schmerzen zuzufügen. 
    „Wie geht’s, Paris? Warum bist du so gut drauf? Es ist Montagmorgen.“
    Ich schaute ihn an, versuchte ein ernstes Gesicht zu machen und sagte: „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als meinen Montagmorgen mit einem abgewrackten Marinesoldaten zu verbringen, der einen Hang zur Quälerei hat.“
    Er lachte laut. „Dafür kriegst du Extraübungen, Infanterist.“
    „Dann mal los, Marinesoldat.“
    Er stand mit einem Grinsen auf und fragte: „Okay, wie geht’s dem Bein?“
    „Besser. Seit ein paar Tagen komme ich ohne Gehstock aus. Ich habe ihn für alle Fälle noch dabei. Ich bin aber immer noch wahnsinnig langsam.“
    „Und die Birne?“, fragte er und tippte sich an den Kopf.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ich quäle mich ab, vor allem mit Mathe. Früher war ich wirklich gut in Mathe.“
    „Hmm“ sagte er und nickte. „Wie sieht es aus mit Lichtempfindlichkeit?“
    Ich zeigte auf meine Sonnenbrille. „Ja, immer.“
    „Kopfschmerzen?“
    „Könnte besser sein, ich bin mir nicht sicher.“
    „Okay. Wann war deine letzte Computertomografie?“
    Ich dachte nach. Dann schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß es nicht. Es war in Atlanta… vor drei Wochen? Einem Monat?“
    Er nickte langsam und sagte dann: „In Ordnung, es wird Zeit für die Nächste. Ich werde für nächste Woche einen Termin für dich bei den Hirnspezialisten vereinbaren. Lass uns nach dem Bein schauen.“
    Er untersuchte mein rechtes Bein. Das tat weh. Die Muskeln in meinem Oberschenkel und meiner Wade waren immer noch sehr schwach: Man konnte sehen, dass das rechte Bein wesentlich schmaler als das linke war. 
    „Es wird langsam“, sagte er. „Ich denke es ist Zeit, dass du wieder mit dem Lauftraining anfängst.“
    „Lauftraining? Ich kann kaum gehen!“
    „Ja. Es wird Zeit die Hinhaltetaktik zu beenden, Paris. Sieh aber zu, dass du einen Freund dabei hast, für den Fall, dass du hinfällst und nicht alleine aufstehen kannst.“ Er grinste mich an. „Aber ich möchte, dass du rennst, Dienstags, Donnerstags und Samstags. Fang mit einer kurzen Distanz an, aber mach es. Hast du mich gehört?“
    Ich nickte grimmig und sagte dann: „Ich habe keine Freunde.“
    „Tja, dann, engagiere jemanden. Aber sieh zu, das du rauskommst und anfängst.“
    „Ja, Sir.“
    „Das sagst du nur, weil du mich liebst.“
    „Klar, Jerry.“
    „Okay, Arschloch. Es wir Zeit für dein Training.“
    Grimmig nickte ich und stand auf. Ich dachte weiter nach. Wen könnte ich fragen, mich beim Lauftraining zu begleiten? Es gab niemanden. Oder, da war eine

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