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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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irgendwo hin. Ich begann gerade erst zu verstehen, dass die Freundschaften, die ich hier geschlossen hatte, etwas ganz Besonderes waren. 
    Ohne ein Wort zu sagen, streckte ich meine Arme aus und nahm die Hände meiner Freunde in meine. Es gab wirklich keine Worte für das, was ich empfand. 

So ist das im Krieg (Dylan)

    Aus dem Gefängnis entlassen zu werden, war in etwa so, wie eingewiesen zu werden, nur umgekehrt. Die durchsuchten mich nicht, aber ansonsten war es beängstigend ähnlich. Ich unterschrieb Papiere, sammelte mein Telefon, meine Brieftasche und meinen Schlüssel ein und dann konnte ich gehen.
    Ich ging langsam nach draußen, denn ich hatte schreckliche Angst. Wahrscheinlich waren sie alle da draußen. Sherman und Alex und ihre Freunde. Und sie hatten alle gesehen, wie brutal ich gehandelt hatte. 
    Ich hatte das Richtige getan. Ich hatte sie beschützt. Aber… ich hatte nicht aufhören können. Ich hatte mich so von der Wut und dem Ärger übermannen lassen, dass ich, wenn Sherman nicht eingegriffen hätte, Randy getötet hätte.
    Ich hätte ihn umgebracht. Keine Frage.
    Es war ja nicht so, als ob ich nicht früher schon getötet hatte. Das hatte ich. Dreimal hatte ich auf jeden Fall getötet. Bei anderen Ereignissen, wenn ich auf Gebäude oder Aufständische geschossen hatte, war es schwieriger zu sagen. Aber bei drei Situationen war ich sicher. 
    Töten war einfach. Damit zu leben war schwer.
    Als die Polizei mich schließlich raus ließ, zeigten sie mir den Weg zu den Aufzügen und das war es. Zwei Minuten später, stand ich in der Lobby. 
    Alex saß mir gegenüber, umgeben von unseren Freunden.
    Ich ging einen oder zwei Schritte vor und dann wurde mir das Ausmaß dessen, was ich plante so richtig bewusst. Mein Herz klopfte wie wild, mein Magen verkrampfte sich und ich wollte mich einfach umdrehen und davon rennen. Ich begann nochmals darüber nachzudenken – sehr ernsthaft sogar. Vielleicht sollte ich jetzt einfach damit aufhören. Und versuchen herauszufinden, wie es trotzdem funktionieren könnte. Es musste einen Weg geben.
    Dann sah sie mich an und ich schnappte nach Luft und ich konnte sehen, dass es ihr genauso erging. Ihre Augen weiteten sich und sie stand auf und kam auf mich zu. Dabei verzog sich ihr Gesicht, und sie begann zu weinen und ich konnte sie nicht einfach so weinen lassen, also schlang ich meine Arme um sie.
    Während ich sie festhielt, atmete ich langsam und tief durch die Nase ein, inhalierte den Duft ihrer Haare und ihres Körpers. Sie hatte ihre Arme um meine Schultern gelegt.
    Dann küsste sie mich, das Gefühl ihrer Lippen auf meinen, am liebsten hätte ich vor Kummer und Schrecken laut geschrien. War ich wirklich bereit, sie so zu verletzen? War ich wirklich bereit sie aufzugeben? Das aufzugeben?
    Unsere Freunde kamen näher.
    „Ist alles okay, Mann?“, fragte Sherman. Ich senkte vorsichtig meine Arme und ließ Alex los, die Schmerzen in meiner Hand waren unerträglich, aber sie hielt mich weiter fest und drehte sich, so dass sie an meiner Seite stand.
    „Ja, ich denke schon“, sagte ich. „Danke für, ähm… Alles. Ich weiß nicht, wer die Kaution bezahlt hat, aber ich werde das Geld zurückzahlen. Ich habe genug Geld auf der Bank.“
    Sherman zuckte mit den Schultern. „Das können wir später regeln. Jetzt ist nur wichtig, dich von hier weg zu bringen.“
    Ich ging mit ihnen, denn ich hatte nicht den Mut etwas anderes zu tun. Wir fuhren ohne ein Wort zu reden zurück zum Columbia Campus, Alex hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt. Das war unangenehmer und seltsamer als jeder andere Moment in meinem Leben. Und es würde nur noch schlimmer werden.
    Da ich wusste, dass es nur noch eine Frage von Minuten war, bis ich sie für immer verlieren würde, versuchte ich mir alles an Alex genau einzuprägen, ihre Stimme, ihr Haar, ihren Geruch, einfach alles. Eines Tages würde sie ein wundervolles, verdammt schönes Leben haben. Und obwohl ich kein Teil davon sein würde, würde ich mich an sie erinnern. Ich würde mich an jede Sekunde, die wir zusammen gehabt hatten, erinnern und diese Erinnerung niemals loslassen.
    Sherman schaute zu mir rüber und sah mich neugierig an. Fast so, als wüsste er was ich dachte. So gut wie er mich kannte, wusste er es wahrscheinlich sogar. Er war ein schlauer Kerl und er war der Gegenpart einer langen Unterhaltung via E-Mail über mich und Roberts und Alex gewesen und ich hatte soweit ich weiß sogar ein- oder zweimal

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