Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
Vom Netzwerk:
berührte meinen Arm und schlang dann langsam ihre Arme um ihn. 
    „Dylan“, flüsterte sie. „Du bringst das Beste in mir zum Vorschein. Das hast du schon immer getan.“
    Ich flüsterte: „Aber ich habe alles ruiniert Alex. Wenn ich nicht so überreagiert hätte, so wie mein Vater immer überreagiert hat, wären wir niemals auf diese Patrouille geschickt worden. Und Roberts wäre nicht gestorben.“
    „Scheiße“, sagte Sherman, und warf sich auf das Bett. „Vielleicht hast du Recht. Wenn wir an diesem Tag nicht rausgeschickt worden wären, wäre eine andere Patrouille rausgeschickt worden. Und weißt du was? Dann hätten sie stattdessen die Scheiße abgekriegt. Wenn es die zweite Einheit gewesen wäre, so wie es ursprünglich vorgesehen war, und sie wären getroffen worden, würdest du dann auch hier sitzen und dich schuldig fühlen? Du meine Güte, Dylan. Und was ist mit dem, was passiert ist, nachdem du weg warst. Weber war drei Wochen später dran. Er ging pinkeln und ein Heckenschütze traf ihn. Er starb mit heraushängendem Schwanz. Ist dass auch deine Schuld? So ist das im Krieg.“
    Ich sah ihn an und fühlte mich so verloren, wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte das nicht gewusst. Oh Gott. Weber starb beim pinkeln?
    Ich warf einen langen, vorsichtigen Blick auf Alex. Auf ihre Tränen und ihren Kummer. Und dachte dann daran, wie viel schlimmer für sie es werden würde, wenn ich sie in meine Welt hineinzog. Eine Welt, in der die Menschen beim pinkeln starben, eine Welt, in der betrunkene Ehemänner ihre Frauen halb totschlugen, eine Welt, in der ihr Freund wegen Körperverletzung oder sogar Mordversuchs vor Gericht gestellt wurde. 
    Ich konnte ihr das nicht antun.
    Ich schüttelte in plötzlicher Verzweiflung den Kopf und sagte, mit brechender Stimme, fast nur einem Flüstern: „Es tut mir leid Alex. Ich kann dir das nicht antun. Das Risiko ist zu groß. Es ist vorbei. Es tut mir so leid.“
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht, er versteifte sich nur ein wenig. Eventuell richtete sie sich ein wenig gerader auf. Aber ich konnte in ihren Augen sehen, dass ich ihr einen Schlag versetzt hatte, einen Schlag, den sie mir vermutlich niemals verzeihen würde. Sie blinzelte die Tränen aus ihren Augen, und sagte dann: „Mir auch Dylan. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr. Aber lass mich dir nur Eines sagen.“
    Sie kam noch näher, als sie mir ohnehin schon war, bis unsere Gesichter nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. 
    Mit klarer, fester Stimme sagte sie: „Du hast nicht darüber zu entscheiden, welche Risiken ich eingehe. Du hast auch nicht darüber zu entscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Das ist meine Entscheidung, Dylan. Wenn ich dir so wichtig bin, wie kannst du es dann wagen, das allein zu entscheiden. Ich entscheide mich dafür, die Gegenwart nicht aus Angst vor einer Zukunft zu zerstören, die vielleicht niemals eintritt.“
    Dann drehte sie sich um und ging.
    Sherman stand da, schaute mich an und murmelte einen Fluch. Er schüttelte seinen Kopf und sagte dann: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal zu dir sagen würde, Dylan. Aber du bist ein verdammter Idiot. Ich kann nicht hier bleiben und bei diese Katastrophe weiter zuschauen.“
    Ich schaute ihn an und sagte dann mit kalter Stimme: „Ich habe dich nicht darum gebeten.“
    Er seufzte, und ließ die Schultern hängen. Er sah besiegt aus, sein Gesicht und seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Für eine Sekunde sah es so aus, als würde er noch etwas sagen, hielt dann aber inne. Dann drehte auch er sich um und ging.
    Und von jetzt auf gleich war ich wieder allein. 

Kapitel 12
Es tut mir leid, dass ich dafür verantwortlich bin, dass Ihr Kind getötet wurde (Alex)

    Sherman holte mich etwa zwei Blocks von Dylans Apartment entfernt ein. Ich hörte ihn rufen, lief aber weiter. Ich war zu sehr in Gedanken versunken und zu aufgebracht, um anzuhalten.
    Er holte mich schließlich ein und passte seine Schritte den meinen an. Zunächst sagte er nichts. 
    Es war ein kalter Nachmittag, etwas düster und hier und da lagen vereinzelte Blätter herum. Es passte genau zu meiner Stimmung.
    Schließlich hielt ich abrupt an. Sherman ging noch zwei Schritte weiter, bevor er seinen Schwung gebremst hatte, dann drehte er sich um und sagte: „Ich bin überrascht, wie gut du damit umgehst.“
    „Ich könnte ihn umbringen“, sagte ich.
    „Zorn ist gut“, antwortete er.
    „Ich kann nicht noch

Weitere Kostenlose Bücher