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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Geschlechtstrieb anregen sollten, in Zimbabwe abzuliefern. Deshalb begaben er und seine sechs Gehilfen sich an einem warmen Sommermorgen ostwärts in das dichtbewaldete Gebiet, das zum Meer führte.
    Er war ein eindrucksvoller Bursche, noch nicht ganz erwachsen, aber größer als die meisten Männer. Sein hervorstechendstes Merkmal, das allen auffiel, die ihn zum ersten Mal sahen, war jedoch seine Kraft: Seine Arme und Beine waren muskulös und sein Brustkorb war viel breiter als seine Hüften. Sein Gesicht war groß und ruhig, als würde er keinen Zorn kennen. Wenn er lächelte, waren all seine Züge daran beteiligt und seine Schultern bewegten sich vorwärts, dabei erweckten sie den Eindruck, daß sich sein ganzer Körper über die Wahrnehmung freute, die sein Lächeln hervorgerufen hatte; und wenn sich seine Lippen öffneten, verstärkten seine weißen Zähne noch dieses Lächeln. Es war klar, daß er mit achtzehn Jahren würde heiraten können, wenn er wollte, denn er war nicht nur der Sohn des Häuptlings, sondern auch ein junger Fürst unter den Männern.
    Er unterschied sich völlig von den kleinen braunen Jägern, die einst dieses Gebiet bewohnt hatten, so daß er wirkte, als wäre er mit ihnen gar nicht verwandt, was in gewissem Sinn zutraf. Der früheste Mensch, Australopithecus, hatte einmal einen großen Teil Afrikas bevölkert. Während seiner Entwicklung zum modernen Menschen siedelte sich ein Zweig nahe des Äquators an, wo die Sonne für die Haut, die sich ihren strafenden Strahlen anpaßte, einen Preis forderte: Sie wurde schwarz; kein primitiver Stamm mit blasser, weißer Haut hätte in diesen heißen Gebieten, die Nxumalos Volk bewohnte, lange überleben können. Andererseits wäre seine stark pigmentierte
    Haut im kalten Norden schwer benachteiligt gewesen, wo die spärlichen Sonnenstrahlen sorgfältig gespeichert werden mußten. Langsam, im Laufe vieler Jahrhunderte, waren Nxumalos schwarze Vorfahren mit ihren Viehherden und mit Samen, die sie in ihren Fellsäcken und Körben transportierten, nach Süden gewandert. Etwa vier Jahrhunderte nach Christi Geburt hatten sie den See erreicht. Sie kamen nicht als heldenhafte Eroberer, sondern als Männer und Frauen, die Weiden und sichere Wohngebiete suchten; manche waren noch weiter nach Süden gezogen, aber Nxumalos Stamm hatte es auf den Hügeln gefallen, die den See umgaben.
    Als sie dort blieben, kamen sie mit den kleinen braunen Menschen in Kontakt, und diese wurden langsam nach Süden oder Osten in die Berggebiete abgedrängt. Von dort aus überfielen die unersättlichen kleinen Jäger die Krals von Nxumalos Volk, und Kämpfe waren unausweichlich. Manche lebten mit den Eindringlingen in Frieden, tauschten ihre Jagdbeute gegen Werkzeuge und Fetische ein, doch tausende andere wurden in die Sklaverei geschickt oder zur Arbeit in den Minen gezwungen. Diese Beziehung bestand jahrhundertelang weiter, und gelegentlich hatte eine Frau seines Stammes riesige Hinterbacken, was auf ihre Abstammung von dem kleinen Volk hindeutete. Es gab heftige Zusammenstöße mit den kleinen Menschen, aber nie eine richtige Schlacht; hätte es eine gegeben, wäre das Endresultat vielleicht humaner gewesen, denn wie die Dinge lagen, wurden die kleinen braunen Menschen in aller Stille erdrückt.
    Es war eine fähige Gruppe, die bei dieser Wanderung von Schwarzen nach Süden gezogen war: geschickte Handwerker kannten die Geheimnisse des Kupferschmelzens sowie der Herstellung guter Werkzeuge und Waffen mit Eisenspitzen. In manchen Dörfern webten Frauen Stoffe, in die sie hin und wieder Kupferfäden einarbeiteten. Und jede Familie besaß irdene Töpfe, die von geschickten Frauen entworfen und angefertigt und in Brennöfen in der Erde gebrannt wurden.
    Ihre Sprache hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der der kleinen Menschen. Einige Stämme, die entlang der Ostküste nach Süden zogen, lernten die Schnalzlaute, aber Nxumalos Stamm hatte sich keine zu eigen gemacht. Die Sprache seiner Leuchte war rein, mit einem umfangreichen Wortschatz, der sie befähigte, abstrakte Gedanken auszudrücken, und sich vorzüglich für die Überlieferung von Stammesgut eignete.
    Zwei besondere Kennzeichen verschafften diesen Stämmen gegenüber ihren Vorgängern einen Vorteil:    Sie hatten
    verfeinerte Regierungssysteme entwickelt, in denen sich ein Häuptling um die Zivilverwaltung kümmerte und ein Geistlicher für religiöse Fragen zuständig war; und sie hatten ihre Umwelt in den Griff

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