Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
Herrlichkeit, die ich dir versprochen habe, Nxumalo, Sohn des Ngalo.«
    An dem schmalen Nordeingang zur Großen Mauer standen keine Wachen, denn kein Sterblicher hätte es gewagt, diese Schwelle zu überschreiten, wenn es nicht ausdrücklich gestattet worden war. Da es Brauch war, daß Ratgeber vielversprechende junge Leute förderten, hatte der Alte Sucher die Erlaubnis erhalten, den tüchtigen jungen Mann aus dem Süden vorzustellen.
    Sie blieben vor dem Eingang stehen, denn dort mußten die Sklaven ihre Lasten den Hofbediensteten übergeben. Den Arabern war es verboten, weiter als drei Schritte ins Innere der einfachen Mauern zu treten, aber als die Besucher voll Bedacht stehenblieben, führte sie der Alte Sucher in einen kleineren, abgeschlossenen Teil der Einfriedung.
    »Wir werden hier warten«, erklärte der alte Mann. »Wir müssen jeden Befehl befolgen.« Nxumalo flüsterte er zu: »Folge mir in meinem Tun.« Der Junge sagte nichts, denn er war tief beeindruckt von dem, was enthüllt wurde. Er hatte an Mauern wie diesen gearbeitet, die ihn umgaben. Aber er hatte nie erraten, welche Größe sie in sich bargen. Der in der massiven Granitumschließung liegende Raum schien sich bis zum Himmel zu erstrecken. Das tat er auch wirklich, denn man hatte nicht versucht, die Mauern oder die Räume mit einem Dach zu versehen.
    Eine Gruppe älterer Ratgeber kam, einer hinter dem anderen, auf den Sammelplatz und nahm auf einer Seite Aufstellung. Dann kamen drei Geistmedien, die der Person des Königs zugeteilt waren; sie kauerten sich an einer Wand nieder und schienen alles zu mißbilligen. Als eine eindrucksvolle Gestalt in einem blauen Gewand aus dem Inneren auftauchte, nahm Nxumalo an, das müsse der König sein. Er wollte auf die Knie sinken, doch der Alte Sucher hielt ihn zurück.
    »Seht, er kommt!« rief die Gestalt, und von allen Anwesenden wurde die aufregende Botschaft wiederholt: »Seht, er kommt!« Das war das Signal für alle, besonders aber für die Araber, sich auf den glatten, mit einer harten Schlammschicht bedeckten Boden sinken zu lassen. Nxumalo warf sich rasch nieder, drückte die Stirn auf die harte Oberfläche, schloß fest die Augen und preßte die Knie aneinander, um ihr Zittern zu unterdrücken.
    Er befand sich noch in dieser Stellung, als er Lachen hörte, wagte es aber nicht, sich zu bewegen.
    Dem ersten Ausbruch folgte allgemeines Gelächter. Alle im Empfangsraum schienen zu brüllen vor Lachen, und dann hörte er, wie eine ruhige Stimme sagte: »Komm, Vögelchen, steh auf.«
    Es war eine freundliche Stimme, die sich an ihn zu richten schien. Ein kräftiges Kneifen des Alten Suchers veranlaßte ihn hochzublicken, und da starrte er in das schmale schöne Gesicht des Königs, der auf ihn niederblickte und wieder lachte.
    Sofort taten alle anderen im Raum das gleiche, und von außerhalb der Mauern hörte man das Gelächter der Menge, denn in Zimbabwe war es Gesetz, daß alles, was der König tat, von allen in der Stadt nachgeahmt werden mußte. Ein Lachen, ein Husten, ein Räuspern - alles mußte wiederholt werden.
    Erfreut über das Lachen, winkte der König den Arabern, sich zu erheben, und als sie es taten, bemerkte Nxumalo, daß alle im Gefolge des Königs kostspielige Stoffe trugen, die mit Metallen durchwirkt waren. Er selbst war in schneeweiße Baumwolle gekleidet, die keinerlei Schmuck aufwies. Er bewegte sich mit königlicher Anmut und niemals unsicher wie die anderen. Der König trat zu den Arabern, nickte und sprach ungezwungen mit ihnen. Er erkundigte sich über ihre Reise vom Meer hierher und bat sie, ihm alles zu erzählen, was sie über Unruhen im Norden vernommen hätten. Mit Interesse vernahm er, daß Händler aus Sofala es nicht mehr riskieren wollten, in dieses unruhige Gebiet zu reisen. Als die Araber von dem überwältigenden Sieg berichteten, den ihr Volk an einem Ort namens Konstantinopel errungen hatten, lauschte er aufmerksam. Er konnte jedoch mit der Information nichts anfangen. Er bemerkte lediglich, daß die Araber offenbar der Meinung waren, dieser Sieg stärkte ihre Stellung im Umgang mit ihm. »Und nun zu den Geschenken!« sagte der große Araber, worauf er und sein Gefährte die Bündel eines nach dem anderen öffnete und die Stoffhüllen vorsichtig entfernten, bis die Schätze offen dalagen: »Dieses Seladon-Porzellan, mächtiger Herrscher, wurde uns per Schiff aus China gebracht. Betrachte seine zart blaßgrüne Färbung, seine untadelige Form.« Die blendenden

Weitere Kostenlose Bücher