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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Keramikgegenstände stammten aus Java, das als Gegengabe Gold erhalten sollte. Die Stoffe, feiner, als irgend jemand in Zimbabwe sie weben oder auch nur sich vorstellen konnte, kamen aus Persien, das in Filigran gearbeitete Silber aus Arabien, die schweren, glasierten Tonwaren aus Ägypten, die niedrigen Ebenholztische aus Sansibar und die aufregenden Metallwaren aus Indien.
    Am Ende der Vorführung neigte sich der Alte Sucher dem König zu, hörte seine Wünsche und sagte den Arabern: »Der mächtige Herrscher ist erfreut. Ihr könnt jetzt auf dem Marktplatz Handel treiben.« Sie verneigten sich ehrfurchtsvoll und traten zurück; Nxumalo wollte ihnen schon folgen, da er annahm, daß sein Besuch in Zimbabwe beendet war und er bald auf dem Rückweg zu seinem Dorf sein würde.
    Aber der König hatte andere Pläne mit dem vielversprechenden Jungen, und als Nxumalo sich abwandte, hielt ihn ein königlicher Befehl zurück: »Bleibe. Man sagt mir, daß du gut arbeitest. Wir brauchen dich hier.« Der Alte Sucher konnte seine Freude darüber nicht verhehlen, daß sein Protege so anerkannt wurde, aber Nxumalo konnte seine Verwirrung nicht verbergen. Bedeutete der Befehl des Königs, daß er seine Brüder und Zeolani an ihrem Webstuhl nie mehr wiedersehen würde?
    Der König beantwortete diese unausgesprochene Frage: »Zeig dem jungen Mann diese Gebäude. Dann suche ihm einen geeigneten Aufenthaltsort.« Damit schritt er davon, während der Alte Sucher und eine Menge andere in den Staub sanken, um sein Vorbeigehen zu ehren. »Nun!« rief der Alte, während er sich den Staub abwischte, »solche Ehren werden nur wenigen zuteil, das kannst du mir glauben.«
    »Was bedeutet das?«
    »Daß du nun hier wohnen, einer von uns werden wirst.«
    »Aber Zeolani.«
    Der alte Mann ignorierte die Frage, für die es keine ehrliche Antwort gab. »Du wirst Dinge sehen, die gewöhnliche Sterbliche.« Seine Augen glühten, als wäre es sein Triumph, und er führte Nxumalo mit raschen, geschäftigen Schritten zu einer Besichtigung des Inneren der Großen Mauer. Sie betraten einen engen Durchgang, parallel zu der höheren Außenmauer, und Nxumalo fürchtete schon, er würde nie ein Ende nehmen, so lang und schwungvoll war er, aber schließlich führte er in einen Hof, der so großartig war, daß er und der Alte intuitiv in die Knie sanken. Sie befanden sich vor einem mächtigen königlichen Zepter, wie es weder vor- noch nachher jemals eines in Afrika gegeben hatte. Es war ein kegelförmiger Turm mit einer Basis von sechs Metern Durchmesser, neun Meter hoch und nach oben spitz zulaufend. An der Spitze war er von einem in Stein gehauenen Wappen geschmückt und stellte als Ganzes die Majestät des Königs dar. Auf einer erhöhten Plattform nächst dem Turm stand eine Reihe schöner, unverzierter Monolithen, von denen jeder eine Leistung des Königs und seiner Vorfahren symbolisierte.
    »Dahinter liegen die Gemächer des Königs«, sagte der Alte Sucher. »Dort wohnen seine Frauen und Kinder, kein Mann darf sie betreten.« Dann ging er rasch zum Ausgang und winkte Nxumalo, ihm zu folgen. »Wir müssen sehen, was die Araber auf dem Markplatz treiben.«
    Als sie zu den Händlern kamen, betrachtete Nxumalo die beiden Fremden ungläubig, blieb möglichst nahe bei ihnen und verfolgte alles, was sie taten. Ihre Hände und Fußknöchel waren weiß, und er nahm an, wenn er ihre Haut unterhalb des unbedeckten Halses sehen könnte, würde sie gleichfalls weiß sein. Ihre Stimmen waren tief, und sie sprachen mit einem Akzent, der keinem von denen glich, den die Arbeiter aus fernen Gebieten hatten. Was aber Nxumalo am meisten beeindruckte, war die stolze Selbstsicherheit, die sie zur Schau trugen und die der der Ratgeber des Königs glich; das waren Männer von Bedeutung, gewohnt zu befehlen, und als sie im Hof des Lagerhauses untätig auf den Tausch der Waren warteten, bestimmten sie, was als nächstes geschehen sollte.
    »Breitet das Gold hier aus, wo das Licht einfällt«, ordnete der größere Mann an. Als Bedienstete die kostbaren Pakete hereinbrachten und die Ecken der Tücher zurückschlugen, zeigten alle Erregung, außer den beiden Arabern. Sie erwarteten, daß es Gold von hoher Qualität war, und sie erwarteten eine beträchtliche Menge.
    »Seht euch das an!« rief der Dicke laut. Und aus den Verpackungen tauchte eine Anzahl von Barren reinen Goldes auf, die in den Bergwerken gewonnen worden waren, die hundertsechzig Kilometer entfernt waren, sowie

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