Verheißene Erde
Anhänger für Beamte und eine große Platte, auf der ein wütendes Nashorn dargestellt war.
»Übrigens«, unterbrach der Wortführer der beiden Araber und schob das Gold zur Seite. »Hast du die Rhinozeroshörner bekommen?«
»Ja, wir haben sie«, sagte der Dicke und klatschte in die Hände, worauf Diener drei große Bündel hereinbrachten. Als sie geöffnet waren, kamen drei Dutzend Hörner zum Vorschein. Sie erregten sogleich die Habgier der Araber, die sie abschätzend hochhoben.
»Sehr gut. Wirklich, sehr gut.« Der verhandelnde Araber unterbrach den Austausch der scherzhaften Bemerkungen und herrschte einen der wartenden Sklaven an: »Sieh zu, daß sie ordentlich behandelt werden.« Aus der Art, wie alle mit den Hörnern umgingen, wurde deutlich, daß sie sehr wertvoll waren.
»Und was sonst noch?« fragte der Araber.
Es folgte noch eine Reihe von Männern aus Zimbabwe, die den Arabern eine stattliche Ansammlung von Elfenbeinstoßzähnen und Kupferdraht brachten sowie Werkzeuge, die aus Speckstein gearbeitet waren. Bei jeder neuen Enthüllung nickten die Araber und ließen die Güter hinausbringen, um sie von ihren Leuten verpacken zu lassen.
Dann hustete der Anführer und sagte ruhig: »Und nun willst du wohl sehen, was wir dir gebracht haben?«
»Richtig«, sagte der Dicke, und seine Stimme verriet seine Spannung. Dann tat er etwas Merkwürdiges. Er nahm Nxumalos Hand, stellte ihn den Arabern vor und sagte: »Das ist der junge Bursche, der die besten Hörner brachte.«
Nxumalo spürte, wie die Hand des weißen Mannes die seine berührte. Er stand dem Fremden gegenüber, fühlte, wie der Mann ihm die Hand auf die Schulter legte und hörte die mit starkem Akzent gesprochenen Worte: »Es sind ausgezeichnete Hörner. Sie werden in China gut aufgenommen werden.«
Stolz, als ob ihnen die Waren gehörten, packten die Sklaven die Ballen aus und enthüllten feine Seide aus Indien und Tausende kleiner Glasperlen - rot, transparent blau, grün, goldgelb und purpurfarben. Sie würden zu komplizierten Mustern zusammengefügt werden und als Schmuck für Kleider, Halsbänder und anderen Putz verwendet werden. Die Araber freuten sich darüber, Gold zu bekommen, das sie zu Schmuck für ihre Frauen verarbeiten würden, und die Schwarzen waren zufrieden, diese Glasperlen als Schmuck für die ihren zu bekommen. Soweit es die Nützlichkeit betraf, war es also ein gerechter Tausch.
Die Araber brachten auch eine Sammlung von Gegenständen mit, die speziell für den Tauschhandel mit den Vasallenhäuptlingen bestimmt waren. Darunter war eine kleine Metallscheibe, auf der ein Elefant und ein Tiger dargestellt waren. Sie kam aus Nepal und war nicht viel wert. Deshalb ergriff sie der arabische Anführer, wog sie in der Hand, schätzte sie und warf sie Nxumalo zu: »Für die schönen Hörner, die du uns gebracht hast.« Diese Scheibe mit ihrer Filigrankette wurde dann nach Süden geschickt, wo Zeolani wartete, und als sie fünfzig Jahre später starb, wurde sie mit ihr begraben; fünfhundert Jahre später sollte sie von Archäologen gefunden werden, die berichteten:
Zweifellos wurde diese Scheibe in Nepal hergestellt, denn es wurden mehrere ähnliche in Indien gefunden. Sie läßt sich genau mit dem Jahr 1390 datieren. Außerdem gab es den Tiger, der so deutlich darauf abgebildet ist, niemals in Afrika. Wie die Scheibe aber auf einen abgelegenen Hügel in Pretoria gelangte, läßt sich nicht erklären. Vermutlich brachte sie ein englischer Forscher, dessen Familie Verbindungen mit Indien hatte, bei einer Untersuchung des Gebietes dorthin mit und verlor sie. Die kuriose Annahme, daß die Scheibe in den Jahren zwischen 1390 und 1450 als Tauschobjekt an einen zentralen Ort wie Zimbabwe gebracht worden sein könnte und dann auf mysteriöse Art an die Fundstelle gelangte, ist offensichtlicher Unsinn.
Die Minen von Zimbabwe waren über ein gewaltiges Territorium verstreut, vom Sambesi im Norden bis zum Limpopo im Süden, von der Meeresküste im Osten zur Wüste im Westen, und es wurde Nxumalos Aufgabe, jede Mine zu besuchen, um maximale Produktion zu gewährleisten. Gold, Eisen und Kupfer mußten nach Zimbabwe und zu kleineren Marktflecken im gesamten Königreich gebracht werden, damit es die Araber weiterhin lohnend fanden, den Handel fortzusetzen. Seine Arbeit war nicht anstrengend, denn sobald er in eine Mine kam, mußte er nur das angesammelte Metall überprüfen; es kam selten vor, daß er nach unten in die eigentliche Mine
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