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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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stieg, denn es waren kleine, gefährliche Einrichtungen, die nur einem Zweck dienten: aus ihnen genügend Erz zutage zu fördern, um die Hochöfen in Gang zu halten. Wie das geschah, ging Nxumalo nichts an. Aber eines Morgens kam er am Ende einer Reise, die ihn von der Stadt dreihundert Kilometer nach Westen geführt hatte, zu einer Goldmine, in der die Produktion anscheinend eingestellt worden war. Er wollte wissen, was geschehen war. »Die Arbeiter starben, und ich kann keine anderen finden«, klagte der Aufseher. »Ich habe viele Frauen gesehen.«
    »Aber keine kleinen.«
    »Wenn die Mine so klein ist, nimm Mädchen. Wir brauchen Gold.«
    »Aber Mädchen können die Arbeit nicht machen. Nur die kleinen.« Nxumalo sagte ziemlich gereizt: »Ich werde es mir selbst ansehen.« Als er aber den Eingang erblickte, wurde ihm klar, daß er in diese Felsspalte nicht einsteigen konnte. Da er darauf bestand zu erfahren, warum die Produktion einer Mine so plötzlich eingestellt worden war, befahl er dem Aufseher, Männer kommen zu lassen, die den Eingang erweitern würden, indem sie genügend Felsen abbrachen, so daß er einsteigen konnte. Als er in den Arbeitsstollen kam und eine Fackel über den Kopf hielt, sah er, was der Aufseher meinte: Dort, auf der Vorderseite des goldhaltigen Felsens, lagen sieben kleine braune Gestalten, die schon so lang tot waren, daß ihre Leichen bereits ausgetrocknet waren. Vier Männer, zwei Frauen und ein Kind waren nacheinander schon vor Monaten oder sogar Jahren gestorben, und als der letzte tot war, wurde kein Erz mehr gefördert. Er blieb lange Zeit in der Mine und versuchte, sich das Leben dieser sieben kleinen Menschen vorzustellen. Da die Mine so eng war, konnten nur sie dort arbeiten, nachdem man sie einmal durch die enge Öffnung hineingezwungen hatte; dann mußten sie dort unten bleiben, so lange sie lebten. Sie mußten essen, was man ihnen nach unten warf, ihre Toten in einem Haufen neben dem Felsen begraben und waren von ständiger Dunkelheit umgeben.
    Nxumalo dachte an das, was der Alte Sucher über umherwandernde kleine braune Menschen mit den vergifteten
    Pfeilen gesagt hatte. Er selbst hatte sie als >Schakale< bezeichnet. Vor seinem Besuch in dieser Mine hatte er nicht gewußt, daß sie eingefangen und versklavt wurden. Sicherlich hätten die Ratgeber in Zimbabwe das nicht gebilligt, aber an dieser fernen Grenze, weit weg von der Hauptstadt, konnte jeder Minenaufseher nach seinem eigenen Gutdünken handeln.
    »Wie lange bleiben sie am Leben?« fragte Nxumalo, als er hinauskletterte. »Vier, fünf Jahre.«
    »Die Kinder?«
    »Wenn die Erwachsenen lange genug leben, lernen die Kinder die Minenarbeit. Eine Familie übersteht so vielleicht fünfzehn bis achtzehn Jahre.«
    »Und wenn die Alten zu früh sterben?«
    »Sterben die Kinder mit ihnen.«
    »Was beabsichtigst du bezüglich der Mine zu tun?«
    »Unsere Männer suchen nach neuen braunen Arbeitern. Sobald sie welche gefunden haben, fördern wir wieder.«
    »Werdet ihr sie finden?«
    »Die Jagd nach ihnen ist gefährlich. Sie verwenden nämlich Giftpfeile.«
    »Laßt eure eigenen Frauen dort unten arbeiten. So machen wir es in den anderen Bergwerken.«
    »Unsere Frauen arbeiten lieber in der Sonne und auf den Feldern«, antwortete der Aufseher und fügte vertraulich hinzu: »Du bist ein Mann, Nxumalo. Du weißt, wofür dicke Schönheiten gut sind.«
    »Du hast den Eingang für mich erweitern lassen. Noch ein wenig mehr, und sie können sich durchzwängen.«
    »Wozu könnten wir Männer sie noch gebrauchen, wenn sie erschöpft von der Arbeit unter Tag nach Hause kämen? Sag mir das.«
    »Wenn es euch nach ihnen hungert, laß sie einen oder zwei Tage ausruhen.«
    »Ich sage dir, Herr, unsere Frauen würden die Arbeit im Bergwerk verweigern. Du mußt mir Leute von auswärts bringen.«
    Nxumalo erklärte entschlossen: »Ich werde nächstes Jahr wiederkommen und dann erwarte ich, daß diese Mine voll arbeitet. Wir müssen Gold haben.«
    Dieses Ultimatum würde erfüllt werden, denn als Nxumalo nach Zimbabwe zurückkehrte, sah der Minenaufseher, der seine fünf dicken Frauen liebte, zu seiner Erleichterung eine Gruppe seiner Krieger mit neun kleinen braunen Männern aus der Wüste zurückkehren. Sie würden gut in die Mine passen, sie würden essen, was man ihnen nach unten warf, und sie würden das Tageslicht nie wiedersehen.
    Während Nxumalo die weit entfernten Bergwerke besuchte, erinnerte er sich oft daran, wie er zum ersten Mal

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