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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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könnte, wie sollen dann die Lücken gefüllt werden?« fragte sie. »Hast du gehört, was die Afrikanderprofessoren und -geistlichen heutzutage lehren? Da gibt es nicht viel Führungstalente.«
    »Das wird noch kommen«, warf Philip ein. »Ich habe einige sehr intelligente junge Ingenieure kennengelernt.«
    »Eines macht mir Sorge«, meinte Marius nachdenklich, »von allen Orten in der Welt, die ich gesehen habe, hat mich Princeton, New Jersey, am meisten beeindruckt. Als ich dort war, lebten Einstein und John von Neumann dort und Lise Meitner war zu Besuch. Alle hervorragende Wissenschaftler, die Europa in den dreißiger Jahren verloren hatte. Sie waren es, die die Entwicklung der Atombombe vorbereiteten. Fermi und all die anderen. Und als sie im Zweiten Weltkrieg dringend gebraucht wurden, suchten die Deutschen ihre Hilfe, und sie waren emigriert. Ich möchte wissen, ob wir auf ähnliche Begabungen verzichten.«
    Als aber Frikkie und Jopie mit Sannie eintrafen, rückten sie die Dinge wieder an den richtigen Platz. »Zum Teufel mit allen englischen Flüchtlingen«, sagte Jopie. »Sie kämpfen heutzutage für nichts. Spielen nicht einmal Rugby gegen uns.« Aber kaum hatte er das gesagt, erinnerte er sich, daß Mevrou van Doorn Engländerin war: »Sie waren natürlich nicht gemeint.« Frikkie sagte vergnügt: »Laßt die jüdischen und englischen Kapitulierer sich in Harvard und Yale drängen. Wir haben hier eine Arbeit zu vollbringen, mit der sie sich nie abfinden würden. Und wir werden sie bewältigen.«
    Als für die Familie Craig Saltwoods die Zeit kam, das Land zu verlassen, verkündete Philip, daß er gern zum Jan-Smuts-Flughafen fahren würde, um ihrer Abreise beizuwohnen, denn das gab ihm Gelegenheit, Laura Saltwood kennenzulernen, von der mehrere Einheimische mit Hochachtung gesprochen hatten. Aber es war eine Fahrt von über hundertfünfzig Kilometern, und vielleicht hätte er sie nicht unternommen, wenn er nicht von Craig Saltwood, den er nie kennengelernt hatte, ein überraschendes Telegramm erhalten hätte:    MUSS SIE
    UNBEDINGT VOR MEINEM ABFLUG JAN-SMUTS-FLUGHAFEN SEHEN.
    Frikkie und Jopie boten ihm an, ihn hinzufahren, denn sie wußten, daß Sannie gerne den Flugzeugen beim Start zusah; so fuhren sie also zu viert durch Süd-Transvaal und kamen einige Zeit vor dem Abflug der Maschine im Flughafen an. Sie fanden Craig Saltwood, der besorgt nach seinem amerikanischen Vetter Ausschau hielt. Nachdem Frikkie den Engländer erkannt hatte, zogen sich die drei Afrikander zurück und ließen die beiden Männer allein. Dann sagte Craig: »Ich weiß, wir sind praktisch Fremde, aber. Philip, würdest du dich bitte um meine Mutter kümmern. Ich bin sicher, daß sie etwas Dramatisches vorhat, und ich kann, hol’ mich der Teufel, nicht herausfinden, was.« Philip war beinahe erschrocken. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Verblüfft über die Bitte, meinte er schließlich zögernd: »Ich kann von Venloo aus nicht gut auf sie achtgeben.«
    »Das meine ich nicht. Du kannst meine Mutter nie davon abbringen, zu tun, was sie will.«
    »Was meinst du?«
    »Ich glaube, sie wird mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Alles, was sie sagt und tut, verstärkt meine Ahnung.«
    »Warum verläßt du dann das Land?«
    »Weil sie darauf besteht. Sie meint, die Dinge werden hier zwangsläufig zum Teufel gehen - dort kommt sie.«
    Laura Saltwood war siebenundsechzig, hochgewachsen, weißhaarig, so schlank wie in ihrer Jugend, und ihr Blick war klar. Sie war sehr zufrieden darüber, daß ihre Familie sich »in ein besseres Klima« begab, wie sie es ausdrückte, und sie hatte nicht die Absicht, bei ihrer Abreise Tränen zu vergießen. Sie war ein wenig verwirrt, als sie Philip kennenlernte, denn durch seine unerwartete Anwesenheit wurde der Abschied doch etwas schwerer, als sie beabsichtigt hatte; doch sie begrüßte ihn herzlich und forderte ihn auf, sich mit ihnen in die Halle zu setzen, um dort auf den Abflug zu warten.
    »Ich bin mit Freunden gekommen«, entschuldigte er sich, und als er sie heranwinkte, schloß sie sie ins Gespräch ein, indem sie bei der Vorstellung Afrikaans sprach. Die Situation war gespannt, denn die Saltwoods waren verlegen, weil sie das Land verließen, und Frikkie und Jopie ihren Ärger darüber nur schwer verbergen konnten.
    Nun rollte die Maschine heran, eine veränderte Version der Standard Boeing 747, die verkürzt war, um nonstop nach London fliegen zu können, da südafrikanische Flugzeuge

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