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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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hätten. Sie hatten recht, Unterricht in englischer Sprache zu verlangen. Ihnen diese Sprache zu versagen, wäre eine schwere Beraubung. (Hier applaudierten einige Lehrer.) Englisch ist eine universelle Sprache, eine lingua franca in allen Teilen der Welt. Im Flugverkehr wird Englisch verwendet. Wissenschaftliche Berichte aus allen Ländern werden auf englisch publiziert.
    Diese Sprache zu beherrschen bedeutet, einen Schlüssel zur Weltwirtschaft zu besitzen.
    Außerdem ist die englische Literatur wahrscheinlich reicher als die jeder anderen Sprache, denn im Englischen gibt es nicht nur die unsterblichen Dichtungen von Milton und Shakespeare, die Werke von Dickens und Jane Austen, sondern auch die von Schriftstellern wie Ernest Hemingway aus Amerika, Patrick White aus Australien und William Butler Yeats aus Irland. Auf Englisch zu verzichten, wenn man die Möglichkeit hat, es zu lernen, ist so, als würde man den Schlüssel zu einer Schatztruhe wegwerfen.
    Lernt Afrikaans für euer tägliches Leben in diesem Land, aber lernt Englisch, damit ihr in der ganzen Welt leben könnt. Der Eroberer, der mich zwingt, seine Sprache zu lernen, macht mich zu einem Sklaven. Die Verordnung, die mich dazu zwingt, eine Sprache zu lernen, die nur von wenigen Menschen gesprochen wird, steckt mich in einen Käfig. Der Lehrer, der mir hilft, eine Weltsprache zu lernen, befreit mich. Wenn ihr Afrikaans lernt, werdet ihr imstande sein, einige schöne Bücher zu lesen; wenn ihr Englisch lernt, werdet ihr die größte Sammlung von Wissen und Literatur der Welt lesen können.
    Die Direktoren applaudierten, die Lehrer jubelten, die Studenten gingen hinaus und marschierten mit Fahnen umher. Die Polizei suchte eifrig nach Mrs. Saltwood, aber sie war auf Nebenstraßen in ihr Heim in Johannesburg zurückgefahren, und am nächsten Tag flog sie nach Kapstadt zu einer Freundin, die mit ihr in der »Schwarzen Schärpe« zusammenarbeitete. Was wichtiger war, sie traf Vorkehrungen, um mit dem Lady-Anne-Barnard-Team Bowling zu spielen.
    Am 1. Juni stand Laura Saltwood um sieben Uhr auf, las in dem Büchlein mit den Sonetten Shakespeares, das sie immer
    bei sich trug, und zog nach einem spartanischen Frühstück in der Küche ihrer Freundin ihren Bowlingdreß an: weiße Strümpfe, weiße Schuhe mit hellblauem Rand, weißes Kleid mit schweren, geflochtenen Biesen, weißer Sweater mit den Farben von Lady Anne Barnard auf der Tasche und einen steifen weißen Strohhut mit dem Barnardband. Eine ausgewählte Gruppe von Frauen, meist Mitglieder der anglikanischen Kirche, hatten diese Uniform in den letzten achtzig Jahren voller Stolz getragen, und nun fuhren zwölf von ihnen auf verschiedenen Wegen zum Bowlingplatz im Park, wo sie die vornehmen »Ladies of Castle« treffen sollten. Während eines großen Teils der südafrikanischen Geschichte hatten in diesem Team adelige Mitglieder gespielt. Die meisten Spielerinnen befanden sich bereits auf dem Platz, als Laura eintraf; einige waren viel älter als sie, die meisten jedoch über fünfzig. Es war eine Gruppe von gutaussehenden, braungebrannten Frauen, jede trug den richtigen Sportdreß, und alle freuten sich auf das Spiel, das sie seit Jahrzehnten betrieben. Man konnte die »Ladies of the Castle« leicht von Lauras Team unterscheiden: Sie trugen braune Schuhe mit sehr dicken Gummisohlen, die breiten Krempen ihrer Hüte waren vorne nach unten und hinten nach oben gebogen, und das Band hing ordentlich links nach unten. Es war klar, daß sie die Absicht hatten zu gewinnen.
    Keine von den Barnards oder den Castles sprach mit Mrs. Saltwood mehr als die üblichen Begrüßungsworte, aber ihre Gespanntheit ließ erkennen, daß heute kein gewöhnlicher Tag war.
    Laura spielte mit der besten Bowlerin der Barnards zusammen: Mrs. Grimsby war eine Frau mit strengem Gesicht, die ihre Gegnerinnen einschüchterte, indem sie auf ihrem Dreß ein Band mit sechs Medaillen trug, die sie bei internationalen Wettbewerben gewonnen hatte. Sie war hervorragend und schüttelte Laura kräftig die Hand, als sie zusammentrafen: »Wir werden es schon schaffen, ja?«
    »Heute sind wir an der Reihe zu gewinnen«, antwortete Laura. Die Teams spielten zu viert, zwei Partner an einem Ende der Spielfläche gegen zwei am anderen Ende. Lauras Gegnerin war diesmal Mrs. Phelps-Jones, gegen die sie immer verloren hatte, aber sie spürte, daß sie zusammen mit Mrs. Grimsby einen knappen Überraschungssieg landen könnte. Laura durfte die

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