Verheißene Erde
Schlag kam von einer Seite, von der man ihn am wenigsten erwartet hätte: Reverend Paulus van den Berghe, der Führer einer Gruppe französischer und holländischer Calvinisten, kam nach Südafrika, um festzustellen, ob der Bruch zwischen der holländischen Mutterkirche und der Afrikanderkirche geheilt werden könnte, und im Laufe seiner Nachforschungen ersuchte er um die Erlaubnis, mit dem Sohn eines ihrer wichtigsten Stifter zusammenzukommen. Marius, der sich immer für Kontakte mit Ausländern interessierte, erklärte sich einverstanden und lud den prominenten Theologen für einige Tage nach Vrymeer ein. Dort befragte van den Berghe nicht nur Marius, sondern auch Frikkie, Jopie und Daniel Nxumalo, der auf Urlaub daheim war. Nach vier Tagen wußte van den Berghe einiges über die Verhältnisse in Venloo, sowohl vom weißen wie auch vom schwarzen Standpunkt aus, und bei der letzten Zusammenkunft, zu der auch Philip und Nxumalo herangezogen wurden, teilte er einige seiner vorläufigen Schlußfolgerungen mit:
Was, meinen Sie, waren die beiden größten Überraschungen für mich? Zwei Rugbyspieler von internationalem Format kennenzulernen und selbst zu sehen, was für prächtige Männer sie sind. Ich wünsche euch viel Glück, Jungs, für eure kommenden Spiele in Australien und Neuseeland. Die zweite große Überraschung war die Feststellung, daß ich mich auf der Farm befinde, die Paulus de Groot einmal bewohnte oder mitbewohnte, der Held meiner Jugend. Ich wurde in seinem Sterbejahr geboren, und wie oft hörte ich meine Eltern von dem heldenhaften Holländer sprechen - wir bezeichneten die Buren immer als Holländer -, der vierhunderttausend Engländer in Schach hielt. Ich war tief bewegt, als ich
Blumen auf sein Grab legen durfte. Nun zum Zweck meines Besuches: Es ist nicht abzuleugnen, daß Geistliche wie ich in den Niederlanden und in Frankreich über den Kurs beunruhigt sind, den eure holländisch-reformierte Kirche eingeschlagen hat, seit ihr Afrikander 1948 die Leitung des Staates übernommen habt. Sie wurde zur Dienerin einer einzelnen politischen Partei und nicht einer Religion oder der Republik, und so etwas ist immer bedauerlich. Eine Kirche sollte zuerst die Dienerin Jesu Christi, dann der gesamten Gesellschaft sein, und es ist gefährlich, sie nach einer politischen Partei auszurichten.
Was die Predigten zum Thema Apartheid anbelangt, steht es mir nicht zu, ein persönliches Urteil zu fällen, bevor die ganze Kommission die Möglichkeit hatte, sie zu beurteilen und zu mildern. Ich muß aber gestehen, daß ich euer Land mit schwerem Herzen verlasse. Ich wußte nicht, daß ihr euch so weit von uns entfernt habt. Es wird nun die Pflicht aller sein, unsere Differenzen auszugleichen.
Als er gegangen war, sagte Frikkie mit nur mühsam verhehltem Zorn: »Dieses Land wurde immer von den Missionaren verdammt. Der Mann ist ein Agent des Weltkirchenrates, und ich würde ihn als Spion erschießen lassen.«
»Aber Frik!« protestierte Mevrou van Doorn.
»Ich meine das ernst. Was haben die fremden Kirchen in Rhodesien getan? Sie versorgten die Terroristen mit Geld. Lind wofür haben die es verwendet? Um Frauen, Kinder und Missionare zu ermorden. Ist das noch Christentum?«
Jopie mischte sich ein: »Gebt nur acht, was er schreibt, wenn er wieder in Holland ist!« Und die Troxels hatten recht, denn als der Bericht der Kommission erschien, war er ein vernichtender Angriff auf die südafrikanische Kirche:
Ihr Komitee muß mit wachsendem Kummer berichten, daß unsere afrikanischen Brüder in der weißen holländischreformierten Kirche von Südafrika sich so weit und so eigenwillig vom Pfad christlicher Tugend, wie sie in den Predigten Jesu Christi und des heiligen Paulus dargelegt ist, entfernt haben, daß eine Wiedervereinigung zwischen unserer und ihrer Kirche nicht ratsam und unfruchtbar wäre. Deshalb empfiehlt Ihr Komitee einstimmig, daß die derzeitige Trennung so lange beibehalten werden soll, bis die holländisch-reformierte Kirche von Südafrika christliche Haltung erkennen läßt, indem sie dem als Apartheid bekannten Unterdrückungssystem ihre Unterstützung entzieht.
Saltwood staunte über die Wut, mit der die Troxels auf diese Kritik reagierten: »Wir sind die Buhmänner für die ganze Welt, und verdammt noch mal, wenn sie auf uns losgehen, werden wir ihnen die Augen auskratzen.« Sannie stimmte ihm zu, und obwohl Saltwood die jungen Leute darauf aufmerksam machte, daß sie sich nicht unbegrenzt über
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