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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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die Meinung der übrigen Welt hinwegsetzen könnten, antwortete Frikkie: »Wir können es, wenn diese Meinung falsch ist.« Dann fragte Philip, ob junge Männer wie er und Jopie zugaben, daß irgend etwas mit Südafrika nicht in Ordnung sei, und sie antworteten gleichzeitig: »Nein.« Und Jopie fügte hinzu: »Wir haben ein anständiges, gerechtes System zur Behandlung der Rassen in unserer Gesellschaft ausgearbeitet. Die Gesetze wurden beschlossen, und sie müssen nun befolgt werden.«
    »Aber in den meisten Ländern«, sagte Philip, der an die drastischen Reorganisationen der letzten Jahre in Amerika dachte, »sucht man nach neuen Wegen. Normalerweise läßt sich ein Gesetz nur zehn oder zwanzig Jahre lang anwenden. Die Gesetze, die dein Großvater erlassen hat, Sannie.« »Er hat sie nicht erlassen. Er schlug sie nur vor.«
    »Sind sie heute nicht schon überholt? Sollten sie nicht aufgehoben werden?«
    »Aufgehoben?« wiederholten die Troxels. »Sie sollten ausgebaut werden!«
    »Wissen Sie, Saltwood«, erklärte Frikkie, »wir kennen die Schwarzen. Sie sind wilde Veldgeschöpfe wie die Antilopen, und wir werden nicht zulassen, daß sie durch neumodische Ideen verdorben werden, ganz gleich, was die holländischen Geistlichen raten mögen.«
    Jopie wurde noch direkter:    »Zum Teufel mit den
    holländischen Geistlichen. Sie sind die Missionare von heute.« Daraufhin ergriff Sannie die Hände ihrer jungen Verehrer und begann zu tanzen, wobei sie ein Lied improvisierte:
    Zum Teufel mit den Missionaren!
    Zum Teufel mit den Holländern!
    Zum Teufel mit allen, die sich einmischen!
    Marius, der den Lärm hörte, kam aus seinem Arbeitszimmer, und Sannie tanzte zu ihm: »Wir schicken die Missionare zur Hölle.«
    »Das hat man schon vor langer Zeit getan«, meinte Marius, und als er mit den jungen Leuten ein Glas Bier trank, fragte Saltwood: »Wie sehen Sie das Kirchenproblem?« Marius überlegte eine Weile und sagte: »Als ich mein RhodesStipendium annahm, statt für die Springböcke gegen Neuseeland Rugby zu spielen, wußte ich, daß ich damit auf vieles verzichtete.« Er lächelte den Troxels zu. »Diese Burschen treten nächsten Monat gegen Neuseeland an. Es wird das große Abenteuer ihres Lebens sein.«
    »Sichtlich bedauern Sie etwas.« »Etwas, das Sie nie erwarten würden. Als ich mit einer englischen Frau nach Hause kam, konnte ich nicht mehr Mitglied des Broederbond werden, aber wen kümmerte das? Mich schmerzte nur eines: daß mir das Recht verweigert wurde, Vollmitglied der holländisch-reformierten Kirche zu werden. Ich war nie im Ältestenrat, wissen Sie.«
    »Spielt das eine Rolle?« fragte Saltwood.
    »Es ist schmerzlich. Ich glaube wirklich, daß unsere Kirche heute die tatkräftigste in der Welt ist. Sie verfügt über Schwung, Bedeutung, Stärke. Sie gehorcht dem Wort Gottes und bemüht sich redlich, es auszuführen. Eine wirkliche Kirche.«
    »Aber sie unterstützt die Apartheid. Sicherlich.«
    Marius stand auf und holte sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank.    »Kirchen    machen    bestimmte
    Entwicklungsperioden durch. Wenn ich recht gehört habe, zieht eure katholische Kirche in Amerika gegen Geburtenkontrolle und Abtreibung zu Felde. Das geht vorüber, ist ein momentaner Trend. Es hat sehr wenig mit der fortdauernden Tätigkeit der Kirche zu tun. Das gleiche gilt für unsere Kirche und die Apartheid. Das ist ein Problem der achtziger Jahre. In fünfzig Jahren wird es gelöst sein.«
    »Sie unterstützen also die Kirche in allem, was sie tut?« fragte Philip. »Ja, weil sie die moralische Kraft Südafrikas ist. Sie wird immer bestehen.«
    »Und inzwischen«, rief Jopie, »zum Teufel mit den Visitatoren aus Holland!«
    »Und mit dem Weltkirchenrat!« fügte Sannie hinzu und begann wieder zu tanzen.
    Wenige Tage später beobachtete Saltwood, wie die arroganten jungen Afrikander durch eine ganz andere ausländische Intervention aus dem Gleichgewicht gebracht wurden. Er wartete allein in der Küche der van Doorns auf
    Sannie, als ihr Vater und Jopie totenbleich hereinstürzten. Wortlos drehten sie am Radio herum, fanden eine Station in Pretoria und hörten die schreckliche Nachricht: »Einem unbestätigten Bericht aus Auckland zufolge werden die Regierungen von Australien und Neuseeland gezwungen sein, die geplante Tournee eines südafrikanischen Rugbyteams durch diese Länder abzusagen.«
    »Gütiger Gott!« sagte Marius und starrte Jopie an. »Das würde bedeuten, daß ihr keine

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