Verheißene Erde
Springbockblazer bekommt.«
»Warte, warte! Das kann nicht ernst gemeint sein.« Es war es aber. Ein anderer aufgeregter Nachrichtensprecher teilte auf afrikaans mit zitternder Stimme mit: »Wir haben noch keine endgültige Absage in Händen, aber die Regierungen von Australien und Neuseeland haben erklärt, daß Straßenkrawalle, in denen gegen die Tournee protestiert wurde, eine Absage ratsam erscheinen lassen.«
»Habt ihr gehört?« schrie Frikkie, der in die Küche stürmte. »Die Tournee ist abgeblasen.«
»Noch nicht offiziell«, sagte Jopie, dessen Hände feucht waren. Dann kam die schreckliche Nachricht: »Es wird nun bestätigt, daß die Springbock-Tournee durch Australien und Neuseeland abgesagt wurde.« Marius sank in einen Stuhl und starrte die Vettern mitleidig an. »Es ist so, wie du sagtest, Jopie. Die Welt hält uns für Buhmänner.« Die drei Männer saßen verstört neben dem Radio, erschüttert von den Nachrichten, und als die häßliche Geschichte endgültig bestätigt war, wunderte sich Saltwood über die Heftigkeit ihrer Reaktion. »Das ist ein Verbrechen!« schrie Marius. »Den Sport als Waffe zu benutzen. Ein Spiel ist ein Spiel, und Politik darf damit nichts zu tun haben.«
»Ich werde sie Politik lehren«, ereiferte sich Jopie. »Ich werde nach Neuseeland fliegen und diese Miesmacher in ihre Bestandteile zerlegen.«
»Das sind nicht die Durchschnittsbürger«, sagte Marius. »Das macht die verdammte Presse.«
»Der Presse sollte in allen Ländern der Mund gestopft werden«, tobte Frikkie, aber in diesem Augenblick kam der Minister für Sport ans Mikrofon, um die Nation zu beruhigen, und er forderte sie auf, trotz des schweren Schlages guten Mutes zu sein. Sannie stürzte weinend in die Küche: »Ach, Jopie! Ach, mein lieber Frikkie! Sie haben euch die glorreiche Tournee gestohlen!« Sie lief zu den Vettern und küßte sie; Jopie schluckte so krampfhaft, daß Philip fürchtete, er würde in Tränen ausbrechen, doch statt dessen ging er im Zimmer umher und schlug mit der Faust gegen die Türpfosten. Dann folgten weitere entsetzliche Nachrichten: »In Neuseeland wurde die Hetze gegen unsere Springböcke von einem südafrikanischen Staatsbürger geleitet, einem gewissen Fred Stabler, der selbst für die Rhodes-Universität in Grahamstown Rugby gespielt hat. Dieser Agitator bereiste den Norden und Süden der Insel, verbreitete so viel Abträgliches gegen die Politik, die er Apartheid nennt, und verursachte einen so heftigen Proteststurm, daß die Regierung von Neuseeland eingreifen und die Absage der Tournee anordnen mußte. In Australien waren es wenigstens gebürtige Australier, die als Agitatoren auftraten. In Neuseeland war es einer unserer Landsleute.« Düstere Stimmung senkte sich über die Van-Doorn-Küche, als den Afrikandern die volle Bedeutung dieser Entscheidung klar wurde. Eine Generation hervorragender junger Sportler würde nie erfahren, ob sie es mit den grimmigen All-Blacks aufnehmen konnte. Das großartige Gefühl, das aufwallte, wenn eine auf Tournee befindliche Mannschaft gegen Neuseeland aufs Feld lief, blieb ihnen versagt. Es war schon schlimm, wenn ein südafrikanischer Tennisspieler von der Teilnahme an internationalen Tennisturnieren ausgeschlossen wurde, wenn aber einer ganzen Rugbymannschah die Möglichkeit genommen wurde, den grünen Blazer zu erhalten, war es ein nationaler Skandal, und Männer der verschiedensten Anschauungen wurden schließlich veranlaßt, sich zu fragen, ob sich ihre Nation vielleicht auf dem falschen Weg befand.
Diese Gewissenserforschung wurde am nächsten Tag noch intensiviert, als die Zeitungen vollständige Berichte aus Neuseeland brachten, und ein Aucklander Blatt, das lange Zeit die südafrikanischen Teams in Schutz genommen hatte, schrieb in seinem Leitartikel:
Seit Jahren rühmt sich unsere Zeitung, bei der Behandlung des heiklen Problems des südafrikanischen Rugby für Zurückhaltung einzutreten. Als unseren Maoris 1960 mit der Ausweisung gedroht wurde, weil ihre Haut nicht weiß war, entschuldigten wir die rückständige Haltung einer Nation, die sich mit einem ernsten Problem auseinandersetzte. Als Premierminister Verwoerd in der Aufregung über einen unserer großartigsten Siege 1965 verkündete, daß von nun an kein neuseeländisches Team, zu dem Maoris gehörten, je wieder in Südafrika spielen dürfe, maßen wir seiner Drohung keine Bedeutung bei, weil sie aus Enttäuschung über die unerwartet schwache Leistung seiner
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