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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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zurückbleiben, um den Schatz zu bewachen, während die Besatzung an Bord der »Olifant« heimreiste.
    Die Arbeit wurde sofort begonnen, und kaum waren die Fundamente für das Fort skizziert, da hörte die Arbeitsgruppe Kanonenschüsse, und die »Schiedam« erschien. Trotz des katastrophalen Strandens der »Haerlem« war es eine freudige Wiedervereinigung der drei Besatzungen, und bald arbeiteten so viele Seeleute am Bau des Forts, daß der Kapitän sagen mußte: »Schickt die meisten von ihnen fort. Sie stehen einander nur im Weg.« Nun kam die mühevolle Aufgabe, möglichst viel von der Ladung der »Haerlem« an Land zu schaffen, und zwar rasch, bevor das böse zugerichtete Schiff tatsächlich auseinanderbrach. Die van Doorns arbeiteten an Deck, dirigierten die Seilwinden, die kostbare Bündel nach oben hißten, und als drei Matrosen in den unteren Laderaum geschickt wurden, um lose Pfefferkörner in Säcke zu schaufeln, ordnete Karel an: »Ihr dürft keinen einzigen Sack dort unten lassen. Das Zeug ist zu kostbar.«
    Doch bald kamen die Männer keuchend nach oben gelaufen, und als Karel fragte, warum sie ihre Posten verließen, deuteten sie nach unten und sagten: »Unmöglich.«
    Da kostbare Ladung unter Deck lag, sprang Karel hinunter in den Laderaum; die Matrosen hatten recht gehabt. Salzwasser war in den Pfeffer eingesickert, und es hatte sich ein tödliches Gas entwickelt. Karel schnappte nach Luft, faßte sich an die Kehle und versuchte, wieder an Deck zu kommen, aber seine Füße glitten auf den öligen Pfefferkörnern aus, er stürzte und schlug mit dem Kopf gegen ein Schott.
    Er wäre erstickt, hätte ihn der junge Willem nicht stürzen sehen. Ohne zu zögern, sprang der Junge hinunter und schrie dabei um Hilfe. Taue wurden nach unten gelassen, und der schlaffe Körper Karels wurde nach oben gezogen. Mit einem Taschentuch, das er sich vors Gesicht preßte, kletterte Willem heraus, seine Augen brannten, und seine Lungen schienen Feuer gefangen zu haben.
    Er stand eine Zeitlang an der Reling und versuchte zu erbrechen, während der arme Karel völlig bewegungslos auf den Planken lag. Schließlich erholten sich die Brüder, und Willem hätte nie Karels Reaktion vergessen können. Er benahm sich, als hätte der Pfeffer ihn persönlich beleidigt. Wutentbrannt stürzte er zum Eingang des Laderaums und brüllte: »Reißt die anderen Lukendeckel ab!«
    Da der Laderaum jedoch sehr geräumig und die Ladung dicht gestapelt war, nützte es nichts, und Karel befahl, Löcher ins Oberdeck zu hacken. Als sich auch das als vergeblich erwies, schrie er in aufbrausender Wut nach einer Schiffskanone, ließ sie aufprotzen, um durch die Schiffswände hindurch in den Laderaum zu schießen.
    »Feuer!« befahl er, und die Kanonenkugel riß zwei Meter des Rumpfs weg, so daß frische Luft in den Laderaum dringen konnte. »Schwenkt die Kanone!« rief er, und der zweite Schuß, aus einem anderen Winkel abgefeuert, schlug ein gewaltiges Loch in die andere Seitenwand. Es wurden noch drei Schüsse abgefeuert, die das Entweichen des Gases ermöglichten, und als die Luft im Laderaum klar war, war Karel als erster unten, um den kostbaren Pfeffer zu bergen. Am 1. April war dann die Lage unter Kontrolle. Die Arbeit an dem von Lehmmauern umgebenen Fort machte gute Fortschritte, und ein von den verwegenen Männern gegrabener, achtzehn Meter tiefer Brunnen lieferte Frischwasser. Der Abtransport der Ladung aus dem Wrack ging so glatt vonstatten, daß die Führer der drei Schiffe auf der »Schiedam« zusammenkommen konnten, um endgültige Pläne zu beschließen. Der Kapitän gab seiner Meinung Ausdruck, daß die »Olifant« und die »Schiedam« in Richtung Vaterland segeln und möglichst viele Männer von der »Haerlem« mitnehmen sollten. Er fragte, wie viele das sein würden, aber Karel unterbrach ihn mit der Erklärung, daß vor allem die Bergung der Ladung berücksichtigt und, ehe Seeleute nach Hause geschickt würden, eine Feststellung getroffen werden müsse, wieviel Mann gebraucht würden, um das Fort zu bemannen, bis die nächste Flotte, die nach Hause unterwegs war, eintraf. Der Kapitän pflichtete dieser vernünftigen Empfehlung bei, und der Rat beschloß, daß sechzig bis siebzig Mann, unter dem Kommando eines fähigen Offiziers, den Pfeffer und Zimt beschützen sollten, bis die nächste für die Heimat bestimmte Flotte eintraf.
    Die Mitglieder des Rates blickten Karel an, in der Hoffnung, er würde sich freiwillig melden, um

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